Grossbrand
May trifft Bewohner und Feuerwehrleute am ausgebrannten Hochhaus

London – Die britische Premierministerin Theresa May hat den ausgebrannten Grenfell Tower in West-London besucht. Sie habe auch mit Bewohnern des Hochhauses gesprochen, die das Feuer überlebten, hiess es in britischen Medienberichten.
Publiziert: 15.06.2017 um 12:11 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:15 Uhr
Die britische Premierministerin Theresa May hat eine umfassende Untersuchung des Grossbrandes im Zentrum von London angekündigt.
Foto: KEYSTONE/AP PA/RICK FINDLER

Das Treffen sei privat gewesen, Journalisten durften sie nicht begleiten. Auf Fotos war May zusammen mit Feuerwehrleuten zu sehen. Bereits am Mittwoch hatte May den Opfern der Brandkatastrophe ihre Anteilnahme ausgedrückt.

Die Zahl der Todesopfer stieg unterdessen von 12 auf 17. Wie die Londoner Polizei am Donnerstag weiter sagte, wird mit noch höheren Opferzahlen gerechnet.

Nach der Brandkatastrophe suchten die Rettungskräfte vorerst nicht mehr in den oberen Stockwerken nach Vermissten. Die Ränder des 24-stöckigen Grenfell Towers seien nicht sicher, sagte Feuerwehrchefin Dany Cotton.

Mehr als 24 Stunden nach dem Ausbruch des verheerenden Feuers kam am Morgen weiter Rauch aus dem Haus. Es gebe noch Brandnester, sagte Cotton. Die Gefahr eines Einsturzes bestand anscheinend nicht.

Beim gewaltigen Brand im Zentrum Londons waren 65 Menschen von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet worden, anderen gelang selbst die Flucht. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mindestens 78 Patienten in Kliniken behandelt, 18 von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Im Sozialbau mit 120 Wohnungen lebten britischen Medienberichten zufolge zwischen 400 und 600 Menschen.

Die Feuerwehr hat nach Angaben Cottons alle 24 Stockwerke kurz durchsuchen können. Für eine gründlichere Suche müssten vor allem die oberen Stockwerke erst gesichert werden.

Niemand wisse, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Feuers in dem Gebäude aufgehalten hätten, sagte Cotton. Neun Feuerwehrleute hätten sich bei der Suche nach Vermissten leicht verletzt. Sie sei aber mehr besorgt «über die psychische Gesundheit» ihrer Feuerwehr, sagte Cotton.

Die Ursache des Brands ist noch nicht geklärt. Bürgermeister Khan versprach umfassende Aufklärung. «Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben, und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden.»

Auch Premierministerin May kündigte eine «sorgfältige Untersuchung» an. Wenn aus dem Feuer Konsequenzen zu ziehen seien, würden Massnahmen ergriffen, sagte sie am Mittwoch.

Indes spendeten Hunderte Londoner Decken, Kleider oder Babynahrung für die Bewohner. Mehr als eine Million Pfund an Spendengeldern kamen zusammen.

Auch der britische Prinz William, seine Frau Kate und sein Bruder Prinz Harry spendeten einem Zeitungsbericht zufolge für die Opfer. Als Anwohner aus der Umgebung wollten sie unmittelbar ihre Unterstützung anbieten, sagte ein Sprecher des Kensington Palasts der Zeitung «Evening Standard». Der Kensington Palast liegt im gleichen Stadtteil wie der ausgebrannte Grenfell Tower.

Königin Elizabeth II. drückte ihre Anteilnahme aus. Ihre Gedanken und Gebete seien bei den Familien, die Angehörige verloren hätten, sowie bei den vielen Menschen, die schwer verletzt im Spital lägen, teilte der Buckingham-Palast mit. Es sei ermutigend, zu sehen, wie viele Freiwillige nun zur Hilfe kämen.

Das ausgebrannte Gebäude wurde 1974 erbaut und von 2014 bis 2016 saniert. Es hatte bereits Beschwerden über unzureichenden Brandschutz im Hochhaus gegeben.

Matt Wrack, der Chef der Feuerwehr-Gewerkschaft, sagte, nach dem Brand hätten die Bewohner des Gebäudes das Recht, kritische Fragen zu stellen - etwa, ob die Fassadenverkleidung die Feuersicherheit beeinträchtigt habe.

Die Betreibergesellschaft KCTMO erklärte, über die langjährigen Klagen der Bewohner über Missstände «auf dem Laufenden» gewesen zu sein. Es sei aber noch zu früh, über die Ursachen des Brandes zu spekulieren.

Die für die Renovierung zuständige Firma Rydon erklärte, bei der knapp zehn Millionen Euro teuren Massnahme seien alle Brandschutz- und Sicherheitsvorschriften eingehalten worden.

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