Ist Donald Trump ein russischer Agent? Dieses wahnwitzige Gerücht bestimmt in den USA derzeit die Schlagzeilen. Grund ist eine Untersuchung des FBI, welche die «New York Times» öffentlich machte. Demnach ermittelte die Bundesbehörde im Jahr 2017, ob der amerikanische Präsident ein Sicherheitsrisiko für die USA sei. Grund war die Entlassung des FBI-Direktors James Comey, zu der Trump sagte, er habe die Russland-Ermittlungen dabei im Kopf gehabt.
Nur einen Tag nach dem «New-York-Times»-Artikel berichtete die «Washington Post», dass Trump Inhalte seiner Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin selbst vor seinen engsten Mitarbeitern geheim halten soll. Zu fünf Gesprächen mit Putin innerhalb der letzten zwei Jahre soll es keine detaillierten Aufzeichnungen geben, haben aktuelle und ehemalige Regierungsmitarbeiter der Zeitung verraten. Einmal soll Trump sogar seinem Dolmetscher die Notizen weggenommen und ihm verboten haben, den Inhalt des Gesprächs weiterzugeben.
Kein Präsident ging härter gegen Russland vor
Vom Fernsehsender «Fox» konfrontiert, ob er ein russischer Agent sei, sagte Trump, dass dies die beleidigendste Frage sei, die ihm je gestellt wurde. Noch nie sei ein Präsident härter gegen Russland vorgegangen, behauptete er sogar. Das stimmt vermutlich sogar. Unter anderem wollte Trump letztes Jahr 1,4 Milliarden Dollar der «European Deterrence Initiative» geben, deren Ziel es ist, russische Militäraktivitäten zu unterminieren. Das wären 41 Prozent mehr, als die Obama-Administration dafür ausgab. Auch stimmte Trump zu, tödliche Waffen an die Ukraine zu senden, was Obama stets ablehnte, sanktionierte Dutzende russische Oligarchen und hat sich massiv für US-Energie-Exporte eingesetzt, was russische Öl- und Gas-Firmen konkurrenziert (wenn auch bisher mit bescheidenem Erfolg).
Doch eine Erklärung für sein Verhalten hat Trump bisher nicht geliefert. Natürlich sind Gespräche zwischen Staatschefs nur in Auszügen für die Öffentlichkeit bestimmt, aber zumindest die nahen Berater sollten darüber informiert werden. Man stelle sich vor, Bundespräsident Ueli Maurer spräche bei seiner nächsten China-Reise mit Präsident Xi Jinping und niemand in der Schweiz wüsste, worüber.
Wer gräbt die Skelette aus?
Ist also der amerikanische Präsident in Wahrheit ein russischer Spion? Es wäre der mit Abstand grösste Skandal in dem Land, dessen Präsidenten sich schon des Ehebruchs, der Korruption oder dem Watergate-Skandal schuldig gemacht haben (vergleiche Box unten), und ein Horror-Szenario für alle, die Russland als Bedrohung für den Westen betrachten.
Nun, Donald Trump ist sicher kein russischer Agent. Er wird nicht im Oval Office sitzen und Sicherheitsbriefings direkt an Putin weitergeben oder heimlich den Untergang der Supermacht USA planen. Das ist Stoff für Romane und Hollywood, die mit der Realität wenig zu tun haben. Doch die Tatsache, dass das FBI das (vermutlich) erste Mal in seiner Geschichte den eigenen Präsidenten zum Ziel einer Anti-Spionage-Operation gemacht hat, wiegt schwer. Niemals würde das «Bureau» dies unternehmen, sollten nicht sehr gute Gründe für eine solche Operation vorliegen. Auch Trumps beinahe panikartigen Tweets, die der 72-Jährige nach Erscheinen der Artikel verfasste, zeugen davon, dass irgendjemand früher oder später Skelette im Schrank des US-Präsidenten entdecken dürfte.
Der grosse Knall könnte bald folgen
Was das für Skelette sind, ist noch Spekulation. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Wladimir Putin Informationen in der Hand hat, die Trump kompromittieren können. Möglich, dass es dabei überhaupt nicht um Trumps Politik, sondern um die wirtschaftliche Karriere geht. Jahrzehntelang hat Trump in New York und anderswo Immobilien gebaut und verkauft und kam dabei bestimmt auch mit Leuten in Kontakt, die eher zwielichtige Geschäfte tätigten. Mit der russischen Mafia beispielsweise. Ob Trump damit erpressbar geworden ist, ist noch unklar. Es scheint aber nicht unrealistisch.
Sicher ist derzeit eines: Die Russen haben mehr Informationen über die Gespräche von Putin mit Trump als die Amerikaner. Russische Agenten analysieren die Notizen, während es für die Gegenseite kein solches Material gibt, Trump sei Dank. Für die Amerikaner, die Russland nach wie vor als ihren grössten Feind betrachten, ist das eine Demütigung und ein Zustand, der vom Geheimdienst über den Kongress bis zum Fabrikarbeiter mit grossem Schrecken betrachtet wird.
Am 7. Februar wird Michael Cohen vor dem Kongress aussagen. Der ehemalige Anwalt Trumps ist ein Puzzleteil in der grossen Untersuchung von Robert Mueller, der nach der Entlassung James Comeys eingesetzt wurde und untersucht, ob es bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 geheime Absprachen zwischen dem Trump-Lager und Vertretern Russlands gab. Dass Cohen Aussagen darf, deutet darauf hin, dass Muellers Untersuchung bald beendet sein wird. Sein Bericht könnte alle Spekulationen beenden und Trump reinwaschen. Oder den USA endgültig den grössten Skandal ihrer Geschichte bescheren.
Seit Donald Trump im Oval Office sitzt, sind Skandale fast zur Normalität geworden. Doch auch Trumps Vorgänger waren keine Musterschüler.
- Bereits 1802 wurde dem amerikanischen Gründungsvater Thomas Jefferson (Präsident von 1801 bis 1809) vorgeworfen, eine Affäre und ein uneheliches Kind mit seiner Sklavin Sally Hemings zu haben. Jefferson stritt alles ab und blieb im Amt. Eine DNA-Analyse rund 200 Jahre später brachte allerdings Klarheit: Die Vaterschaft Jeffersons gilt bei mindestens einem der Hemings-Kinder als mehr als wahrscheinlich.
- 1867 kauften republikanische Kongressabgeordnete Aktien von «Credit Mobilier of America» zu besseren Konditionen als marktüblich. Darüber hinaus erhielten die Politiker auch andere Zuwendungen der Firma, die an der Gründung und dem Ausbau der Union Pacific Railroad beteiligt war. Dem grössten Bauprojekt in der Geschichte der USA. Die Abgeordneten stammten aus dem Kreis zweier späterer Präsidenten: Ulysses S. Grant (1869 bis 1877) und James A. Garfield (4. März 1881 bis 19 September 1881).
- Warren G. Harding (1921 bis 1923) hatte gleich mehrere langjährige Liebschaften mit Freundinnen der Familie. Eine unterhielt er zu Carrie Fulton Phillips, der Ehefrau eines alten Freundes. Vor den Präsidentschaftswahlen spendierte Harding Philiips und ihrem Gatten eine ausgedehnte Urlaubsreise, um einen Skandal zu verhindern. Zusätzlich zahlte die Republikanische Partei Frau Phillips mehrere Jahre lang ein monatliches «Gehalt». Harding schanzte in seiner Amtszeit auch zahlreichen Freunden lukrative Ämter zu. Harding gilt bis heute als schlechtester Präsident, den die USA je hatten.
- «Watergate» ist zum Inbegriff des Polit-Skandals geworden. Richard Nixon (1969-1974) nutzte seine gesamte präsidiale Macht aus, um die politische Konkurrenz in Misskredit zu bringen und schreckte auch vor Einbruch und Einschüchterung nicht zurück. Nur dank Recherchen der «Washington Post» flogen die Machenschaften auf. Um seiner Absetzung zuvorzukommen, trat Nixon zurück – als bisher einziger Präsident. Seine Schuld gab Nixon im Jahr 1977 während eines Interviews zu.
- Ronald Reagan (1981 bis 1989) war ein besserer Präsident, als viele dem ehemaligen Hollywood-Schauspieler zugetraut hatten. In seiner Amtszeit wurde fiel allerdings der Skandal, dass die CIA jahrelang tatenlos zugesehen hatte, wie sich die Contras, eine Rebellengruppe in Nicaragua, durch Kokainschmuggel in die USA finanziert hatten. Während der Anhörungen vor dem US-Kongress stellte sich dann heraus, dass die Reagan-Regierung nicht nur Waffen an den Iran verkauft, sondern die Gewinne aus diesen Geschäften dazu verwendet hatte, die Contra-Rebellen in Nicaragua zu unterstützen. Wie sehr Reagan in all dies verwickelt war, konnte nie ganz geklärt werden.
- Monica Lewinsky. Diese Frau wird für immer mit der Präsidentschaft Bill Clintons (1993 bis 2001) verbunden sein. «I did not have sexual relations with that woman», sagte Clinton. Einen berühmteren Satz hatten nicht viele Präsidenten gesagt. Denn wie heute jeder weiss, war das eine Lüge. Clinton, mit der ehemaligen Präsidenschaftskandidatin Hillary Clinton verheiratet, hatte mit der Praktikantin Lewinsky eine Affäre. Das folgende Amtsenthebungsverfahren überstand Clinton aber erfolgreich. Die USA ist sich skandalumwitterte Präsidenten gewohnt. (vof)
Seit Donald Trump im Oval Office sitzt, sind Skandale fast zur Normalität geworden. Doch auch Trumps Vorgänger waren keine Musterschüler.
- Bereits 1802 wurde dem amerikanischen Gründungsvater Thomas Jefferson (Präsident von 1801 bis 1809) vorgeworfen, eine Affäre und ein uneheliches Kind mit seiner Sklavin Sally Hemings zu haben. Jefferson stritt alles ab und blieb im Amt. Eine DNA-Analyse rund 200 Jahre später brachte allerdings Klarheit: Die Vaterschaft Jeffersons gilt bei mindestens einem der Hemings-Kinder als mehr als wahrscheinlich.
- 1867 kauften republikanische Kongressabgeordnete Aktien von «Credit Mobilier of America» zu besseren Konditionen als marktüblich. Darüber hinaus erhielten die Politiker auch andere Zuwendungen der Firma, die an der Gründung und dem Ausbau der Union Pacific Railroad beteiligt war. Dem grössten Bauprojekt in der Geschichte der USA. Die Abgeordneten stammten aus dem Kreis zweier späterer Präsidenten: Ulysses S. Grant (1869 bis 1877) und James A. Garfield (4. März 1881 bis 19 September 1881).
- Warren G. Harding (1921 bis 1923) hatte gleich mehrere langjährige Liebschaften mit Freundinnen der Familie. Eine unterhielt er zu Carrie Fulton Phillips, der Ehefrau eines alten Freundes. Vor den Präsidentschaftswahlen spendierte Harding Philiips und ihrem Gatten eine ausgedehnte Urlaubsreise, um einen Skandal zu verhindern. Zusätzlich zahlte die Republikanische Partei Frau Phillips mehrere Jahre lang ein monatliches «Gehalt». Harding schanzte in seiner Amtszeit auch zahlreichen Freunden lukrative Ämter zu. Harding gilt bis heute als schlechtester Präsident, den die USA je hatten.
- «Watergate» ist zum Inbegriff des Polit-Skandals geworden. Richard Nixon (1969-1974) nutzte seine gesamte präsidiale Macht aus, um die politische Konkurrenz in Misskredit zu bringen und schreckte auch vor Einbruch und Einschüchterung nicht zurück. Nur dank Recherchen der «Washington Post» flogen die Machenschaften auf. Um seiner Absetzung zuvorzukommen, trat Nixon zurück – als bisher einziger Präsident. Seine Schuld gab Nixon im Jahr 1977 während eines Interviews zu.
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Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.