Gegen-Gutachten zu Germanwings-Lubitz
Vater des Todes-Piloten provoziert Opfer-Familien

War Andreas Lubitz depressiv? Die Familie des Germanwings-Todespiloten glaubt nicht, dass er Selbstmord begehen wollte. Dass sie am zweiten Jahrestag nun die Ergebnisse eines Gutachtens präsentiert, empfinden Angehörige der Opfer als Affront.
Publiziert: 21.03.2017 um 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:15 Uhr
Vater des Todes-Piloten glaubt nicht an Suizid
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Gegen-Gutachten zu Germanwings-Lubitz:Vater des Todes-Piloten glaubt nicht an Suizid

Vor zwei Jahren brachte Andreas Lubitz einen Airbus A320 der deutschen Billigfluggesellschaft Germanwings in den südfranzösischen Alpen zum Absturz. Dabei riss der Pilot 149 Menschen mit in den Tod. Für die Ermittler ist klar: Lubitz war psychisch krank und steuerte das Flugzeug am 24. März 2015 um 10.41 Uhr absichtlich in den Berg.

Der Vater des Todespiloten, Günter Lubitz, gibt sich mit dieser Erklärung jedoch nicht zufrieden und hat einen Gutachter beauftragt (BLICK berichtete). Dass der Aviatik-Journalist Tim van Beveren nun am zweiten Jahrestag der Tragödie – um 10.30 Uhr, kurz vor der Uhrzeit, als das Flugzeug zerschellte – seine Ergebnisse präsentiert, empfinden viele Angehörige als Affront.

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Germanwings-Copilot Andreas Lubitz während einer Sportveranstaltung 2009 auf dem Flughafen Hamburg.
Foto: Keystone

In einem Schreiben, das BLICK vorliegt, lädt Lubitz' Familie zu einer Pressekonferenz am kommenden Freitag. «Bis heute wird an der Annahme des dauerdepressiven Co-Piloten, der vorsätzlich und geplant in suizidaler Absicht das Flugzeug in den Berg gesteuert haben soll, festgehalten. Wir sind der festen Überzeugung, dass dies so nicht richtig ist», heisst es in der Ankündigung.

Gedenkveranstaltung an der Absturzstelle

Gleichzeitig mit der Pressekonferenz findet in Frankreich in der Nähe der Absturzstelle bei Tignes eine Gedenkveranstaltung statt. Die Germanwings-Muttergesellschaft Lufthansa hat alle Angehörigen dazu eingeladen.

«Wir können uns nicht erklären, warum Günter Lubitz ausgerechnet diesen Zeitpunkt für seinen Auftritt gewählt hat», sagt Elmar Giemulla, einer der Anwälte der Hinterbliebenen zur Nachrichtenseite «Spiegel.de». «Meine Mandanten werden das zu Recht als eine Provokation verstehen.»

Im Schreiben der Familie Lubitz ist von «unbeantworteten Fragen» die Rede und von «bei der Aufklärung der Ursachen vernachlässigten Aspekten».

«Anderes Krankheitsbild als Depressionen» 

Fest steht: Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf (D) stellte vor einigen Wochen das Ermittlungsverfahren ein, in dem es um die Frage ging, ob Lubitz' Ärzte oder die Fluggesellschaft eine Mitschuld an der Tragödie tragen, weil sie von der Suizidgefährdung hätten wissen müssen.

Wie die Nachrichtenseite «Bild.de» schreibt, gibt es in der Tat ein Geheimnis in Bezug auf die psychische Erkrankung des Todespiloten. «Wir haben immer bestätigt, dass Andreas Lubitz 2008/09 Depressionen hatte. Zum Absturzzeitpunkt war er psychisch krank, daran gibt es nach Auswertung der Arztunterlagen keine Zweifel», wird die Staatsanwaltschaft zitiert.

Doch: «Es handelt sich um ein anderes Krankheitsbild als Depressionen, wurde jedoch mit Antidepressiva behandelt.» Um welche Erkrankung es sich handelt, dürfe man aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte nicht sagen.

Wird van Beveren am Freitag auch auf das Krankheitsbild des Todespiloten zu sprechen kommen? Der Luftfahrtexperte hat die 17'000 Seiten umfassenden Ermittlungsakten selbst nochmals ausgewertet und eigene Recherchen angestellt, wie es in der Ankündigung heisst. (noo)

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