Für einmal ist sogar er sprachlos
Donald Trump versinkt im Schlamm

Das Enthüllungsbuch «Fear», das nächste Woche erscheint, und ein Leitartikel in der «New York Times» brachten US-Präsident Donald Trump arg ins Schwitzen. Er sieht sich verraten.
Publiziert: 09.09.2018 um 01:16 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:38 Uhr
Johannes von Dohnanyi

Am Ende fiel dem «besten Präsidenten aller Zeiten» nur noch ein einziges Wort ein: «Treason» (Verrat), hiess es in Donald Trumps bislang kürzester Twitternachricht.

Bei den amerikanischen Zwischenwahlen in zwei Monaten drohen den Republikanern herbe Verluste. Und schuld daran wäre der Präsident, den selbst seine engsten Mitarbeiter inzwischen als amoralischen Narzissten, als cholerischen Dauerlügner ohne jeden Respekt vor demokratischen Regeln und mit dem Intellekt und der Analysefähigkeit eines Fünftklässlers beschreiben.

Eine Gefahr für die Demokratie

So stand es in einem Leitartikel der «New York Times». Der anonyme Autor, ein ranghoher Mitarbeiter des Präsidenten, hatte sich darüber hinaus als Mitglied einer Verschwörergruppe im Weissen Haus geoutet. Sogar unterschriftsreife Briefe und Anweisungen wollen sie von Trumps Schreibtisch gestohlen haben: «Wir tun alles, um den Präsidenten mit seinen oft gefährlichen Ideen ins Leere laufen zu lassen.»

Aus Gründen der «nationalen Sicherheit», twitterte der Präsident am nächsten Tag, müsse die Zeitung den Autor «unverzüglich dem Weissen Haus überstellen». Was er dann mit ihm oder ihr machen werde, liess Trump offen.

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Investigationsjournalist Bob Woodward hat für sein Buch «Fear» Hunderte von Interviews mit Kabinettsmitgliedern und engen Mitarbeitern Trumps geführt.
Foto: AFP

Doch damit nicht genug. Am kommenden Dienstag kommt das neueste Buch von Bob Woodward in den Handel. Der Star-Reporter der «Washington Post» hat Hunderte von Interviews mit Kabinettsmitgliedern und engen Mitarbeitern Trumps geführt. Die fast 500 Seiten von «Fear» – zu Deutsch Angst – bestätigen ausführlich und anekdotisch die Meinung der Verschwörer im Weissen Haus:

Donald Trump ist nicht nur seines Amtes unwürdig. Er ist eine Gefahr für die amerikanische Demokratie und letztlich für die Welt.

Kavanaugh – Retter von Trump?

Woodward kennt sich mit sinistren Gestalten im Oval Office aus. Zusammen mit Carl Bernstein hatte der investigative Journalist 1972 den Watergate-Skandal aufgedeckt. Am Ende blieb dem Lügenpräsidenten Richard Nixon nur noch der Rücktritt.

Ob und wann dieses Schicksal auch Donald Trump droht, wird sich am 20. September entscheiden. Dann befindet der Justizausschuss des US-Senats über die Ernennung von Brett Kavanaugh zum Richter am Obersten Gericht der USA. Akzeptiert der Ausschuss seine Nominierung, könnte der Senat ihn rechtzeitig zum Beginn des Justizjahres auf Lebenszeit ernennen.

Kavanaugh würde im Ernstfall dann zum Retter von Donald Trump. Der konservative Richter ist gegen Abtreibung, Umweltschutz und liberale Bürgerrechte. Er verfolgte selbst die aberwitzigsten Verschwörungstheorien gegen die Clintons und gilt als Feind der Demokraten. Im Weissen Haus von George W. Bush soll er die Foltergesetze gegen Al Kaida und andere Islamisten abgenickt haben.

Hat Trump einen Deal abgeschlossen?

Vor allem aber hat er eine klare Meinung über die Stellung des Präsidenten: Richter Kavanaugh glaubt, dass der während seiner Amtszeit juristisch unantastbar ist.

Damit könnte Kavanaugh, der die republikanische Kontrolle über das Oberste Gericht auf Jahre hinaus zementieren würde, das Zünglein an der Waage sein, sollte der Supreme Court eines Tages über ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump entscheiden müssen.

Hat Amerikas Präsident mit einem Supreme-Court-Richter einen Deal gemacht? Beförderung gegen Loyalität und im Notfall ein Gefälligkeitsurteil?

Die republikanischen Senatoren könnten diesem ungeheuren Verdacht mit einer Entscheidung gegen Brett Kavanaugh ein Ende setzen. Es sieht nicht so aus, als seien sie dazu bereit.

Washington versinkt in dem Sumpf und Morast, den Donald Trump trockenzulegen versprochen hatte.

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