Skelett stammt zu 99 Prozent vom kleinen Gioele (4)
1:11
Kinderleiche gefunden:Zu 99 Prozent ist es der kleine Gioele (4)

Freiwilliger Helfer findet Kinderleiche auf Sizilien
Skelett stammt zu 99 Prozent vom kleinen Gioele (4)

Ganze 15 Tage durchkämmten Suchtrupps das unwegsame Gelände jenseits der A20 in Richtung Parlermo. Jetzt hat ein freiwilliger Helfer ein Kinderskelett gefunden – nur 200 Meter von der Autobahn entfernt.
Publiziert: 19.08.2020 um 19:03 Uhr
|
Aktualisiert: 20.08.2020 um 08:27 Uhr
1/5
Ganze 15 Tage suchten Hundertschaften nach dem vermissten Gioele (4). Jetzt wurden Teile einer Kinderleiche gefunden.
Myrte Müller

Der ehemalige Carabiniere kennt das Gelände wie seine Westentasche. Pino Lo Bello (55) sucht hier seit Jahren Pilze, geht im Gebiet auch auf die Jagd. Heute Morgen hält er nach anderem Ausschau – nach dem kleinen Gioele (4). Seit 15 Tagen scheint der Bub wie vom Erdboden verschluckt (BLICK berichtete).

Zusammen mit einer Hundertschaft an freiwilligen Helfern marschiert der Ex-Polizist von der A20 los. Er braucht nicht weit zu laufen. Nur 200 Meter. Da entdeckt er etwas im Dickicht wilder Sträucher. Es sind Kleiderfetzen. «Ich bin dort hingegangen, wo die anderen nicht hinkommen», sagt der Held des Tages gegenüber La Stampa.

Andere Männer eilen hin. Sie schneiden eine Schneise. Es ist 12.20 Uhr, als die Hiobsbotschaft beim Polizeiposten eingeht: Unter Ästen und Gestrüpp liegt eine Kinderleiche. Sie ist schrecklich zugerichtet und unvollständig. In einem zerrissenen bunten T-Shirt steckt ein Torso. Auch ein Oberschenkel-Knochen wird gefunden. Der Ex-Carabiniere muss sich übergeben.

Kinderleiche lag nur knapp 500 Meter von toter Mutter entfernt

Sofort sind Staatsanwalt und zwei Rechtsmediziner vor Ort. Ihr Urteil: Die menschlichen Überreste stammen zu 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit vom kleinen Gioele. Dennoch, erst ein DNA-Abgleich kann die Identität der Leiche vollständig klären. Sie lag nur 400 bis 500 Meter von jenem Ort entfernt, an dem die Suchtrupps am 7. August die tote Mutter fanden.

Die Leiche von DJane Viviana P.* (†43) wies mehrere Knochenbrüche und Bisswunden an den Beinen auf. Die Frakturen könnten von einem Sturz aus grösserer Höhe stammen, ergibt die Obduktion, die Bisse von wilden Tieren oder Hunden. Da sich die Tote am Fusse eines eisernen Strommastes befand, gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass die blonde Italienerin auf den Mast stieg und dann hinabstürzte (BLICK berichtete).

Haben Hunde den kleine Gioele totgebissen und weggeschleppt?

Wurde Viviana mit ihrem Söhnchen auf dem Arm von zwei streunenden Rottweilern gehetzt? Flüchtete sie in Panik auf den Strommast, wo sie einen Schlag erlitt und zusammen mit dem Kind in die Tiefe stürzte? Rissen und verschleppten die Tiere den wehrlosen Buben?

Der Fund des kleinen geschundenen Körpers bringt die Ermittler allerdings nicht wirklich weiter. Noch immer stehen drei Thesen zum schrecklichen Geschehen am 3. August 2020 im Raum.

Mutter und Sohn waren nach Autounfall unverletzt

Sicher ist: Viviana P. und Sohn Gioele sitzen im grauen Opel Corsa, als dieser in einem Tunnel einen Lieferwagen der Autobahnwartung touchiert, sich zweimal um die eigene Achse drehte und schliesslich gegen die Tunnelwand prallt. Sicher ist auch: Beide scheinen unverletzt. Zeuge beobachten, wie Viviana P. – möglicherweise unter Schock – zu Fuss die A20 verlässt. Sie hält Gioele (4) auf dem Arm. Das Kind sitzt aufrecht, hat die Augen geöffnet und lehnt mit dem Kopf an ihrer Schulter (BLICK berichtete).

Das ist das letzte Bild von Mutter und Kind. Was dann geschieht, bleibt noch immer ein Mysterium. Viviana P. war psychisch angeschlagen. Im Opel finden Ermittler ein psychiatrisches Attest. Danach habe die Musikerin an Verfolgungswahn gelitten. Der Grund für die panische Flucht in die Wildnis nach dem Crash?

Doch was geschieht danach? Noch immer könnte Viviana P. ihren Sohn getötet und dann Suizid begangen haben. Auch bleibt die Möglichkeit eines Mordes an Mutter und Kind. Doch am wahrscheinlichsten bleibt die Version des Hunde-Angriffs. Dafür sprechen auch Fundort und Zustand der Kinderleiche.

*Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden