Bei vielen Menschen gehört zum Ikea-Besuch das anschliessende Fleischbällchen-Essen dazu. Häufig mit Fähnchen angerichtet, soll der Kunde mit dem Verzehr der «Köttbullar» gedanklich noch länger in Skandinavien sein. Schliesslich sind die Mini-Frikadellen Schwedens Nationalgericht und tragen gleich viel zur Identitätsbildung der Nordländer bei wie die Bratwurst in Deutschland oder das Fondue bei uns. So jedenfalls hat es uns Ikea jahrelang verkauft.
Bloss: Köttbullar stammen überhaupt nicht aus Schweden! Dies liess diese Woche die schwedische Regierung über ihren offiziellen Twitter-Account mitteilen. «Schwedische Fleischbällchen basieren auf einem Rezept, das König Karl XII. Anfang des 18. Jahrhunderts aus der Türkei mitgebracht hat. Bleiben wir bei den Fakten!», heisst es in der Nachricht.
Die Herkunft der Fleischbällchen geht demnach auf die Zeit zurück, in der König Karl XII., der von 1697 bis 1718 regierte, einige Jahre im Exil im Osmanischen Reich verbringen musste. Von dort brachte er einige türkische Produkte mit nach Schweden, unter anderem auch die Fleischbällchen.
Nach der Enthüllung ist die Bestürzung in Schweden verständlicherweise riesig. «Mein ganzes Leben war eine Lüge», twitterte ein Skandinavier.
Die schwedische Regierung macht – abermals via Twitter – auf weniger bekannte schwedische Errungenschaften aufmerksam. Doch selbst dieser Trost-Versuch hilft da nichts. Denn der Dreipunktegurt, ebenfalls eine schwedische Erfindung, dürfte kaum je den Kult-Status der Fleischbällchen erreichen.
In der Türkei freut man sich derweil diebisch. Mit «Köfte» besitzt man ebenfalls ein Hackfleischgericht, das nun bitteschön die Köttbullar ersetzen soll, wird gefordert. Dass Ikea dem nachkommt, darf bezweifelt werden. Aber wenigstens die Schweden-Fähnchen auf den Fleischbällchen sollen verschwinden. (vof)
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