Muriel Bowser, Bürgermeisterin der US-Hauptstadt Washington D.C., verhängte über Nacht vorsorglich eine Ausgangssperre. Dies als zusätzliche Schutzmassnahme für den offiziellen Amts- und Wohnsitz des US-Präsidenten.
Die Sperre begann um 23 Uhr Ortszeit (5 Uhr CH-Zeit). Zahllose Menschen befanden sich auch nach Anbruch der Nacht und kurz vor Beginn der Sperre noch vor dem Weissen Haus. Bald eskalierte die Lage.
Zunächst waren die Proteste friedlich verlaufen. Später am Abend wurde ein Toilettengebäude nahe des Weissen Hauses in Brand gesteckt. Die Stimmung drohte nach und nach zu kippen. Dann gab es deutlich zu hörende Explosionen, Panik brach aus:
Laut Zeugen vor Ort wurde Tränengas abgefeuert. Demonstranten antworteten offenbar mit Feuerwerk.
Zudem brachen um das Weisse Haus weitere Feuer aus. Das Gebiet mutete zunehmend wie eine Kriegszone an.
US-Flaggen werden in Brand gesteckt.
Bewaffnete Zivilisten bewachen ihre eigenen Wohngebiete
Offenbar haben in Washington auch Plünderungen eingesetzt. Laut Twitter-Usern greifen Anwohner zu den Waffen, um ihre Wohngebiete zu schützen.
Erst friedlicher Protest, dann Eskalation
Polizisten hatten die Regierungszentrale von Präsident Trump (73) am Sonntagnachmittag zunächst abgeriegelt. Die Protestierenden zogen daraufhin weiter, wurden aber bereits nach etwa 100 Metern von einer Polizeisperre aufgehalten, wo es vereinzelt zu Gerangel kam.
Sicherheitskräfte wurden mit Plastikflaschen beworfen, Demonstranten nahmen einem Beamten seinen Schlagstock ab. Die Protestler skandierten «Kein Frieden ohne Gerechtigkeit».
Bereits in den Tagen zuvor hatte es Proteste vor dem Weissen Haus gegeben. Laut der «New York Times» musste Trump für knapp eine Stunde im unterirdischen Bunker des Gebäudes Zuflucht suchen.
Am Samstag drohte Trump auf Twitter, hätten Demonstranten die Zäune der Regierungszentrale durchbrochen, wären sie mit den «bösartigsten Hunden und den bedrohlichsten Waffen» konfrontiert und schwer verletzt worden.
Chaos statt Proteste zu Ehren von Floyd
Auslöser der Proteste, die in zahlreichen US-Städten andauern, ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46) nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota.
In Minnesota und in mehreren anderen Bundesstaaten wurde die Nationalgarde bereits mobilisiert, nachdem Demonstrationen in Unruhen und Plünderungen ausgeartet waren.
Die Nationalgarde gehört zur Reserve der US-Streitkräfte und kann in Bundesstaaten in Ausnahmesituationen zu Hilfe gerufen werden. Nach Angaben des Senders CNN verhängten insgesamt fast 40 Städte in den USA angesichts der Proteste Ausgangssperren. (kes)