Madeleine «Maddie» McCann verschwand am 3. Mai 2007 spurlos aus dem Ferien-Apartment ihrer Eltern Kate (52) und Gerry McCann (52) im portugiesischen Praia da Luz. Auch 13 Jahre nach ihrem Verschwinden ist der Verbleib des Mädchens ungewiss. In den vergangenen Jahren ging die Polizei zahlreichen Hinweisen nach, doch das Mädchen blieb unauffindbar.
Vor einigen Tagen kam es im Vermisstenfall dann überraschend zu einer neuen Wende. Die Polizei gab einen neuen Hauptverdächtigen bekannt. Bei ihm handelt es sich um den Deutschen Christian B. (43) (BLICK berichtete). Er verbüsst derzeit wegen eines anderen Verbrechens im Gefängnis in Kiel (D) eine Haftstrafe.
«Es gibt keine Beweise, dass Christian B. es gewesen ist»
Vieles deutet daraufhin, dass der vorbestrafte Kinderschänder Christian B. mit dem Verschwinden von Maddie zu tun hat. Denn zwischen 1995 und 2007 lebte er in Portugal, unter anderem zwischen Lagos und Praia da Luz, dem Ort von dem Maddie entführt wurde. Ein portugiesischer Ex-Polizeichef glaubt trotzdem nicht, dass B. etwas mit dem Fall zu tun hat. «Es gibt keine Beweise, dass Christian B. es gewesen ist», wird der Ex-Chef der Policia Judiciaria von «ABC News» zitiert.
Christian B. wurde laut dem Ex-Polizeichef bereits vor vier Jahren unter die Lupe genommen. Ausreichende Beweise, ihn anzuklagen, seien jedoch nicht gefunden worden. Die deutsche Polizei habe den Fall nun in der Hoffnung wieder an die Öffentlichkeit gebracht, neue Erkenntnisse zu bekommen. «Sie versuchen nicht, den Fall jetzt zu lösen, denn das wäre schwierig. Sie wollen vielmehr Staub aufwirbeln, um allfällige neue Spuren zu finden», so der portugiesische Ex-Polizeichef. Auch gemäss der Staatsanwaltschaft Braunschweig gibt es gegen Christian B. nicht genügend «harte Beweise», wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hans Christian Wolters, am Montag zu «Sky News» sagt.
Portugiesische Polizei schiesst gegen britische Kollegen
Seitdem die neuen Erkenntnisse rund um den Fall Maddie an die Öffentlichkeit gelangt sind, hat die portugiesische Strafverfolgungsbehörde sich nur einmal in einer Stellungnahme dazu geäussert. «Die Policia Judiciaria bestätigt, dass die Untersuchungen im Fall des vermissten Mädchens immer noch laufen. In Zusammenarbeit mit den deutschen und britischen Behörden konnte Material sichergestellt werden, das auf eine mögliche Verwicklung des deutschen Staatsangehörigen hinweist», hiess es seitens der portugiesischen Polizei.
Wie «Daily Mail» berichtet, hat sich der stellvertretende Direktor der Policia Judiciaria, Carlos Farinha, am vergangenen Freitag in einem Interview mit der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa zum Fall geäussert. Demnach beharrt Farinha darauf, dass der Name des Deutschen einer derjenigen gewesen sei, der 2012 mit den Fallakten an die britische Polizei weitergegeben wurde. Und er behauptet zudem, dass Scotland Yard die portugiesische Polizei nie darum gebeten habe, Christian B. genauer unter die Lupe zu nehmen.
Deutsche Polizei glaubt, dass Maddie tot ist
Farinha wehrt sich gegen die Vorwürfe, die Polizei habe falsch gehandelt: «Wenn die portugiesische Polizei beschuldigt wird, Christian B. mangelnde Priorität eingeräumt zu haben, könnte man dasselbe von der britischen Polizei sagen.»
Während Maddies Eltern noch immer hoffen, ihre Tochter lebend zu finden, und die britische Polizei die Suche nach Maddie weiterhin als Vermisstenfall behandelt, gehen die deutschen Behörden derweil von einem Mordfall aus. «Nach all den Informationen, die wir erhalten haben, ist das Mädchen tot. Wir haben keine Hinweise darauf, dass sie noch lebt», sagt Hans Christian Wolters, Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig. (rad)