«Für dich wäre ich bis ans Lebensende gegangen», steht in roten Buchstaben auf einem weissen Blatt Papier. Die Schrift ist nicht verwackelt, obwohl die Worte in einer Zeit voller Trauer, Verzweiflung und Wut geschrieben wurden.
Es ist die Wut einer Mutter auf einen Wildfremden, der ihre Tochter grundlos aus dem Leben gerissen hat. Am Dienstagabend stösst Hamin E. (28) Amanda K. (†20) im Berliner Bahnhof Ernst-Reuter-Platz vor die U-Bahn. Dort, wo die Studentin umgebracht wurde, hängte Mutter Hoda (39) ihren Abschiedsbrief auf. «Ich hoffe, du bist an einem sichereren Platz als hier.»
Keine Sekunde wähnte sich Amanda an jenem Abend in der tödlichen Gefahr. Zwei Minuten vor der brutalen Attacke schreibt sie ihrer Mutter laut der deutschen «Bild» noch ein SMS. «Bin gleich zu Hause. Ich liebe dich.» Doch statt Amanda klingelt später in der Nacht die Polizei bei Familie K.
Erst in den Medien erfährt die Mutter von der kriminellen Vergangenheit des Täters. «Warum lassen die so einen kranken Typen auf die Strasse?», fragt sie sich. Hamin E., ein Deutscher mit iranischen Wurzeln, hat bereits mit 14 Jahren einen Mann in Hamburg niedergestochen. Es folgten zwei Jahre und neun Monate Jugendhaft. Immer wieder fiel er den Behörden auf, stand wegen verschiedener Delikte unter Betreuung.
Nach dem U-Bahn-Mord wurde er in die geschlossene Psychiatrie eingeliefert. Dort schweigt er sich zur Tat aus. Die Staatsanwaltschaft spricht von Hinweisen auf eine erheblich geminderte bis ganz aufgehobene Schuldfähigkeit. Das wird laut «NZZ.ch» unter anderen bei einer Schizophrenie oder einer schweren Persönlichekitsstörung in Betracht.
«Amandas Schicksal darf nicht in drei Tagen vergessen sein. Es hätte jeden treffen können», sagt Hoda K. Und genau diese Zufälligkeit ist es, die diese Tat so unfassbar macht – und so beängstigend. (lex)