Ein Mann und ein Mädchen liegen, mit den Köpfen nach unten, im Wasser. Das Mädchen scheint sich unter dem T-Shirt des Vater zu verstecken oder festzuhalten, ihr kleiner Arm umklammert den Hals des Mannes. Mehrere leere Dosen und eine leere Flasche schwimmen um die beiden Körper herum. Aufgenommen wurde das Foto an der US-mexikanischen Grenze, am Rio Grande.
Es handelt sich um Oscar Alberto Martinez und seine zweijährige Tochter Angie Valeria M. Sie stammen aus El Salvador und ertranken beim Versuch, ein neues Leben zu beginnen. Gemeinsam mit Valerias Mutter, Tania, wurden sie in einem Migrationscamp in Mexiko festgehalten, berichtet die mexikanische Zeitung «La Jornada». Ihre Flucht drohte nur wenige Meter vor dem Ziel zu scheitern. Darum beschlossen sie, den Rio Grande ohne Erlaubnis zu überqueren.
Von Strömung mitgerissen
Zuerst schwammen Vater und Tochter rüber, danach wollte Oscar seine Frau holen. Doch die Tochter, zu jung um zu verstehen was passiert, sprang ebenfalls wieder ins Wasser. Also schwamm Oscar zu ihr zurück – beide wurden von der Strömung mitgerissen. Valerias Mutter musste hilflos zuschauen.
Der Tod der beiden Flüchtlinge bewegte die Aussenministerin El Salvadors, Alexandra Hill, zur Bitte an ihre Landsleute, im Land zu bleiben und gemeinsam zu versuchen, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. «Unser Land trauert, schon wieder. Ich flehe euch an, alle Familien, Eltern: Riskiert es nicht. Das Leben bedeutet so viel mehr», wird sie bei «CNN» zitiert. El Salvadors Präsident Nayib Bukele gab bekannt, die Familie finanziell unterstützen zu wollen.
Das Bild schockiert und erinnert an den syrischen Jungen Aylan Kurdi (†3), dessen Leichnam nach Ertrinken an der türkischen Mittelmeerküste angeschwemmt und 2015 zum Symbol der Flüchtlingskrise in Europa wurde (BLICK berichtete).
Viele sitzen in Camps fest
Das Bild am Rio Grande könnte eine ähnliche Wirkung entfalten. Es macht auf die Probleme derjenigen aufmerksam, die in den USA ihrem Elend zu entkommen versuchen. Ihnen stellen sich weit mehr Hindernisse als Zäune und mürrische Zollbeamte in den Weg. Verschärfte Asylgesetze führen dazu, dass die Immigranten immer gefährlichere Wege in die Vereinigten Staaten finden müssen.
Denn Donald Trump lässt nur noch eine kleine Zahl Asylsuchender pro Tag über die Grenze. Was dazu führt, dass viele von ihnen in Camps nahe der Grenze festsitzen, wo unwürdige Zustände herrschen. Die Menschen haben keine Ahnung, wie lange sie dort ausharren müssen, die Zahl der Camp-Insassen steigt täglich.
John Sanders, Chef der US Zoll- und Grenzschutzbehörde, hat in der Nacht auf Mittwoch seinen Rücktritt angekündigt. Er war nur zwei Monate im Amt. Sanders nannte in dem Brief an die Mitarbeiter seiner Behörde keinen Grund für seinen Rücktritt. (vof)