Die zweite Trump-Rede zum 4. Juli übertraf die erste in Sachen Hass noch
Trump vergleicht seine Gegner mit Nazis

Von Versöhnung keine Spur: Der US-Präsident nutzte den amerikanischen Unabhängigkeitstag vor allem, um seine Gegner zu attackieren. Die Corona-Krise rückte dabei in den Hintergrund.
Publiziert: 06.07.2020 um 12:50 Uhr
|
Aktualisiert: 07.07.2020 um 09:42 Uhr
1/7
Trumps Rede zum 4. Juli klingt wie eine Kampfansage: «Wir sind jetzt dabei, die radikale Linke (...) zu besiegen.»
Foto: imago images
Fabienne Kinzelmann

Trump (74) nutzt den Unabhängigkeitstag für Hass. Schon in seiner Rede am Freitagabend, dem Vortag des 4. Juli, am symbolträchtigen Mount Rushmore inszenierte er sich als Retter, der das Land vor «wütenden Mobs», der Auslöschung seiner Geschichte und vor «linksradikalem Faschismus» schützen will.

Nur einen Tag später übertraf er sich selbst. Am Samstagabend holte er bei seiner Ansprache an die Nation zum Rundumschlag gegen seine politischen Gegner aus – und stellte sie unter anderem in eine Reihe mit Nazis. Die «amerikanischen Helden» hätten die Nazis, Faschisten, Kommunisten und Terroristen besiegt, amerikanische Werte gerettet und Prinzipien hochgehalten, sagte Trump im Garten des Weissen Hauses. «Wir sind jetzt dabei, die radikale Linke, die Marxisten, die Anarchisten, die Unruhestifter und Plünderer zu besiegen.»

Chef-Virologe Fauci sagte zuvor das Gegenteil

Die Corona-Krise rückte bei Trumps Hass-Tirade in den Hintergrund. «Unsere Strategie kommt gut voran», behauptete er. Dabei hatte sein Chef-Virologe Anthony Fauci (79) bei einer Anhörung am Dienstag im Kongress das exakte Gegenteil gesagt. «Wir bewegen uns in die falsche Richtung», so Fauci.

In den Tagen vor dem 4. Juli erreichte die Zahl der Corona-Neuinfektionen ein Rekordhoch. Drei Tage in Folge lagen die Zahlen Ende vergangener Woche nach Angaben der Johns Hopkins Universität bei über 50'000 – so viele wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie.

In seiner Rede am Samstagabend behauptete Trump auch, dass 99 Prozent der inzwischen festgestellten Corona-Fälle «komplett harmlos» seien. Das ist falsch: Aktuell sind rund 3 Millionen Corona-Infektionen in den USA bestätigt – und mehr als 132'000 Todesfälle. Die Todesrate würde damit 4,5 Prozent betreffen.

Weil die Dunkelziffer bei den Infektionen insbesondere in den ersten Wochen der Pandemie, als noch nicht weitflächig Tests verfügbar waren, hoch sein dürfte, liegt die Todesrate wohl niedriger – doch von «komplett harmlosen» 99 Prozent der Fälle kann keine Rede sein. Studien zeigen, dass etwa 10 Prozent der Fälle schwer verlaufen. Zahlreiche Patienten benötigen eine Sauerstoffbehandlung. Zudem mehren sich Berichte, dass viele der Covid-19-Erkrankte auch Wochen später noch Einschränkungen haben.

Joe Biden macht Trump für zunehmenden Rassismus verantwortlich

Während frühere Präsidenten am Unabhängigkeitstag versöhnliche Worte an die Nation richteten, war Trump im Wahlkampfmodus. Unablässig attackierte er seine politischen Gegner und schürte linke Feindbilder. Applaus dafür gab es erwartungsgemäss nur aus den eigenen Reihen: Die republikanische Senatorin Marsha Blackburn (68) etwa nannte Trumps Rede zum 4. Juli etwa «eine der besten, die es je gab».

Die meisten Kommentatoren kritisierten, dass Trump die Corona-Krise in den USA verharmloste und den Hass auf «Black Lives Matter»-Proteste schürte. Trump-Herausforderer Joe Biden (77), der in Umfragen landesweit um die zehn Prozentpunkte vorne liegt, sagte in einer Videobotschaft: «Wir haben die Chance, die Wurzeln des systematischen Rassismus aus diesem Land herauszureissen.» Der demokratische Präsidentschaftskandidat beklagte, dass das «Streben nach einer perfekteren Gemeinschaft» in den USA in den vergangenen Jahren aus der Bahn geworfen worden sei. «Und niemand trägt dafür mehr Verantwortung als Präsident Donald Trump.»

In mehreren US-Städten, darunter in Washington und New York, kam es wieder zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. In beiden Städten zündeten Demonstranten US-Fahnen an, wie Fotos zeigten.

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?