13 lange Jahre haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihre Tochter noch lebt. In der Nacht des 8. Mai 2007 ging die damals dreijährige Madeleine «Maddie» McCann bei Familienferien in Portugal spurlos verschwunden.

Jetzt ermittelt das deutsche Bundeskriminalamt gegen den möglichen Entführer von Maddie: einen 43-jährigen deutschen Sexualstraftäter, der Mordermittlungen zufolge 2007 in seinem Campervan an der Algarve lebte.

Auf den Mann, der auch als Einbrecher bekannt war, wurden die Fahnder offenbar durch einen 30-minütigen Telefonanruf aufmerksam, den der Verdächtige nur eine Stunde vor der Entführung der Dreijährigen aus ihrem Bett tätigte.

Die Chronologie der Ereignisse

Die Ermittlungen könnten den Eltern des verschwundenen Mädchens endlich Gewissheit geben, was mit ihrer Tochter in jener Mai-Nacht geschah. Laut Freunden der Familie geben Kate und Gerry McCann (beide 52) die Hoffnung nicht auf, bis der Körper ihrer Tochter gefunden würde.

Hier ist die Chronologie der Ereignisse im Fall Maddie:

• 3. Mai 2007: Madeleine verschwindet aus dem Hotelzimmer der Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste. Die Eltern, zwei britische Ärzte, waren in der Nähe beim Abendessen. Sie liessen ihre drei Kinder schlafend im Zimmer zurück.

• Mai 2007: Maddies Verschwinden hat sich kurz vor ihrem vierten Geburtstag ereignet. Die Eltern des Mädchens flehen im Fernsehen mögliche Entführer an, das Kind freizulassen. Fotos des blonden Mädchens gehen um die Welt.

• 14. Mai 2007: Die portugiesische Polizei verhaftet einen ersten Verdächtigen, den portugiesisch-britischen Doppelbürger Robert Murat. Er bestreitet die Vorwürfe.

• 5. August 2007: Leichenspürhunde sollen Spuren entdeckt haben, wonach Madeleine im Hotelzimmer gestorben ist. Die Ermittler gehen davon aus, dass Madeleine in der Wohnung ums Leben kam, und konzentrieren die Fahndung auf die Eltern und deren Bekannte.

• 6. September 2007: Die Eltern gelten zu diesem Zeitpunkt als Verdächtige. Medien berichten, die Polizei gehe von einem Unglücksfall aus – die Eltern hätten die Leiche verschwinden lassen.

• Juli 2008: Die portugiesische Polizei scheint auf der Stelle zu treten und stellt die Ermittlungen. Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise. Der Fall sei aber noch nicht zu den Akten gelegt.

• Januar 2009: Ehemalige Fahnder von Scotland Yard machen sich im Auftrag der Eltern auf die Suche nach Madeleine. Ein Geschäftsmann finanziere die Aktion.

• Mai 2009: Zwei Jahre nach Maddies Verschwinden flehen die Eltern mögliche Entführer erneut an, ihre Tochter freizulassen. Sie treten dazu in der Show der US-Talkmasterin Oprah Winfrey auf, die Millionen Zuschauer sehen.

• März 2011: Trotz Protesten von Madeleines Eltern veröffentlicht der ehemalige portugiesische Chefermittler ein Buch über den Fall. Das Kind sei bereits im Ferienhotel der Familie gestorben und nicht entführt worden, lautet seine These. Die Eltern hätten mit dem Verschwinden zu tun.

• Mai 2011: Maddies Mutter Kate veröffentlicht ein Buch mit ihrer Version der Geschichte. In ihren Memoiren beschreibt McCann auch ihre Qualen nach dem Verschwinden ihrer Tochter, die sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht habe. Der damalige britische Premier David Cameron (53) kündigt neue Ermittlungen an.

• 25. April 2012: Laut der britischen Polizei lebt Maddie möglicherweise noch. Es gebe Anhaltspunkte für Ermittlungslücken.

• 2013: Der 43-jährige Deutsche, der jetzt tatverdächtigt wird, wird von Ermittlern ein erstes Mal befragt, wie die deutschen Ermittler jetzt bekannt gaben. Er sei der Polizei gemeldet worden, doch es gab nicht genügend Beweise, um ihn zu verhaften.

• Oktober 2013: Die portugiesischen Behörden nehmen die Ermittlungen wieder auf. Es gebe neue Indizien.

• Juni 2014: Eine neue Suche nach Spuren des verschwundenen Mädchens auf drei ungenutzten Grundstücken in der Nähe der Hotels, wo Maddie verschwand, bringt keine Hinweise.

• April 2017: Scotland Yard hofft weiter auf eine Lösung des Falls. Vier Beamte seien weiter mit Ermittlungen befasst.

• Oktober 2017: Die britische Polizei hat laut der «Times» eine neue Spur. Es werde nach einer «Person von Bedeutung» gesucht, so die Scotland-Yard-Sonderkommission «Operation Grange», die sich inzwischen seit sechs Jahren mit dem Verschwinden des Mädchens befasst.

• April 2019: Netflix veröffentlicht eine Dokumentation über den Fall – ohne Teilnahme von Kate und Gerry McCann. Das Ehepaar sieht sich schlimmsten Anfeindungen ausgesetzt. Sie beschuldigen die Macher der Doku, die Ermittlungen mit ihrer Serie zu behindern.

• 22. Februar 2020: Scotland Yard befragt die britische Auswanderin Carol Hickman (59) nach ihrem deutschen Ex-Freund. Die Polizei, so Hickman, sei in ihre Bar in Praia da Luz gekommen, um Fragen zu ihrem ehemaligen Partner zu stellen.

• 27. März 2020: Die britischen Ermittler fordern zusätzliche Finanzmittel, um weiter nach Maddie zu forschen.

• 3. Juni 2020: Das deutsche Bundeskriminalamt gibt bekannt, ein deutscher Sexualstraftäter sei als Verdächtiger identifiziert worden. Der 43-Jährige befinde sich in Haft befindet. Gegen den Mann, der 2007 an der Algarve lebte, laufen Mordermittlungen. (kes)