Deutscher Chef-Virologe warnt vor Lockdown-Lockerungen
«Zweite Corona-Welle hätte eine ganz andere Wucht»

Lockerungen und leere Intensivbetten vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit. Der deutsche Chef-Virologe Christian Drosten fürchtet die mögliche Wucht einer Winterwelle.
Publiziert: 20.04.2020 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2020 um 15:58 Uhr
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In seinem vielbeachteten Podcast spricht Deutschlands Chef-Virologe Christian Drosten über die Gefahr einer zweiten Welle.
Foto: AFP

Geöffnete Läden, lokal teilweise Maskenpflicht, vereinzelt Gottesdienste: Deutschland tastet sich zurück in die Normalität. Ab heute werden einige Corona-Massnahmen gelockert.

Deutschlands Chef-Virologe ist besorgt. In seinem «NDR Info»-Podcast «Das Coronavirus-Update» erklärt Christian Drosten, warum die Lockerungen gefährlich sind – und die zweite Corona-Welle viel schlimmer sein könnte.

Leere Intensivstationen in vielen Gebieten vermittelten ein falsches Gefühl von Sicherheit. Ähnlich sei es bei der Spanischen Grippe gewesen: Die erste Welle sei nicht in allen Orten aufgetreten, sondern sei «lokal extrem ungleich verteilt» gewesen. Ausgangssperren und der beginnende Sommer hätten dafür gesorgt, dass die Krankheit kaum noch bemerkt wurde. Doch das eben sorgte dafür, dass die zweite Welle mit grösserer Wucht herannahte.

Das Coronavirus wird sich grossflächig verteilen

«Unter der Decke dieses saisonalen Effektes – da können wir vielleicht uns jetzt auch vorstellen: unter der Decke der sozialen Distanzierungsmassnahmen, die im Moment in Kraft sind – hat sich diese Erkrankung aber unbemerkt viel besser gleichmässig geografisch verteilt», erklärt der Experte. Mit der zweiten Welle, der Winterwelle, sei die Situation eine völlig andere gewesen. «Dann sind Infektionsketten an allen Orten gleichzeitig losgegangen, weil sich das Virus überall unbemerkt verteilt hatte und man nicht drauf geachtet hatte.»

Das sei «natürlich» ein Effekt, der sich auch in Deutschland einstellen werde. «Denn wir haben ja hier auch keine komplette Ausgangs- und Reisesperre und wir haben natürlich auch keine Nullübertragung, sondern wir haben eine R, also eine Reproduktionszahl, die um oder zum Teil vielleicht manchmal sogar leicht unter eins liegt. Aber das heisst ja nicht, dass nicht mehr übertragen wird.»

Auch Schweizer Experten warnen vor einfacher Ausbreitung

Die Daten deuteten schon jetzt darauf hin, dass sich die lokale Konzentration der Infektionsfälle langsam auflöse. «Also mal ganz vereinfacht gesagt. Es durchmischt sich langsam sehr stark. (...) Das Virus wird sich jetzt über die nächsten Wochen und Monate und über den Sommer in ganz Deutschland weiter verteilen. Es wird eine gleichmässigere Verteilung geben, und das auch unter der Decke dieser Massnahmen, die in Kraft sind.» Das Virus werde dann auch vermehrt in Gegenden auftreten, die bislang kaum betroffen seien. «Es ist natürlich eine ganz andere Wucht, die so eine Infektionswelle dann hätte.»

Auch im SonntagsBlick mahnten Mediziner angesichts der Lockerungen in der Schweiz zur Vorsicht. «Sobald wir die Massnahmen lockern, wird sich das Virus wieder einfacher ausbreiten können», meint die Molekularepidemiologin Emma Hodcroft von der Universität Basel. «Wir sollten uns davor hüten, vor­eilig von einem baldigen Ende zu sprechen. Denn einen einfachen Weg aus der Krise gibt es nicht.» Es werde entscheidend sein, jeden Schritt genau zu analysieren – um im Zweifel schnell wieder auf harte Massnahmen umzustellen. (kin)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
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  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

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Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

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