USA-Korrespondent Nicola Imfeld ist vor Ort
7:52
BLICK vor Ort in Minneapolis:Demonstranten bringen ganze Viertel unter Kontrolle

Wegen ihm brennt Minneapolis
Die dicke Akte von Brutalo-Cop Derek Chauvin (44)

Seit dem brutalen Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46), ist die US-Stadt Minneapolis in Aufruhr. Jetzt wurde der Brutalo-Cop, der sein Opfer wohl kannte, verhaftet und wegen Mordes angeklagt.
Publiziert: 29.05.2020 um 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2021 um 08:02 Uhr
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Der US-Cop Derek Chauvin (44) drückt den Afroamerikaner George Floyd (†46) mit dem Knie auf den Boden.
Foto: Screenshot/Facebook
Dominique Rais

Die US-Stadt Minneapolis ist seit Anfang Woche in heller Aufruhr. Seit dem brutalen Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46) am vergangenen Montag, tobt in der Stadt eine unerbittliche Strassenschlacht zwischen Protestler und Polizei (BLICK berichtete). Ausgelöst wurden die Proteste, nachdem sich das Video der Brutalo-Verhaftung von Floyd im Internet verbreitete. Darauf zu sehen: Ein weisser Polizist, der den Schwarzen zu Boden drückt, mit dem Knie auf dem Hals auf dem Asphalt fixiert. Floyd bekommt kaum noch Luft, wimmert immer wieder: «Ich kann nicht atmen.» Doch den Polizisten lässt das kalt. Kurze Zeit später ist der Afroamerikaner tot.

Bei dem Brutalo-Polizisten handelt es sich um Derek Chauvin (44). Vier Tage nach Floyds Tod wurde der Polizist jetzt verhaftet und wegen des Mordes am Afroamerikaner angeklagt! Zuvor noch hatte die Staatsanwaltschaft von Minnesota erklärt, dass Chauvin wohl nicht mit einer Strafanzeige infolge der tragischen Ereignisse rechnen müsse. Das aber änderte sich nun schlagartig.

Brutalo-Cop schoss bei früherem Einsatz auf schwarzen Verdächtigen

Brisant: Laut Andrea Jenkins, der Stadträtin von Minneapolis, kannten sich Floyd und Chauvin, da sie einst im gleichen Restaurant gearbeitet haben. Der Cop wusste also wohl ganz genau, wen er verhaftete! Und es war nicht das erste Mal, dass Chauvin an einer Verhaftung beteiligt war, bei der Menschen starben. Während seiner 19 Jahre beim Minneapolis Police Department war Chauvin laut US-Medienberichten in mehrere Schiessereien verwickelt – zuletzt vor neun Jahren.

Eine Schiesserei im Jahr 2011 bei einem Wohnkomplex: Vor Ort treffen Chauvin und seine Kollegen auf den bewaffnete Leroy Martinez (damals 23). Als er vor der Polizei flieht, nehmen die Beamten die Verfolgung auf und schiessen ihn nieder. Alle Polizisten wurden daraufhin beurlaubt, ein Fehlverhalten wurde ihnen aber nicht zur Last gelegt.

Schon im Jahr 2008 zückte Chauvin bei einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt, im Dienst seine Waffe. Die Polizei wurde zuvor nach Süd-Minneapolis zum Haus des Afroamerikaners Ira Latrell Toles (33) gerufen. Als die Beamten bei der Wohnung eintrafen, versuchte Toles zu fliehen. Es kam zu einer handfesten Auseinandersetzung. Als Toles nach Chauvins Waffe griff, schoss dieser dem Afroamerikaner zweimal in den Unterleib.

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Es gingen schon mehrere Beschwerden gegen Derek Chauvin ein

Auch bei einem anderen Polizeieinsatz im Jahr 2006, kam ein Mensch ums Leben. Chauvin rückte damals mit fünf weiteren Polizisten zu einer Messerstecherei aus. Der Tatverdächtige Wayne Reyes (†42) floh vom Tatort. Als die Polizisten ihn stellen wollten, sei Reyes aus seinem Fahrzeug ausgestiegen und habe eine abgesägte Schrotflinte auf die Polizisten gerichtet. Daraufhin eröffneten die Polizisten das Feuer und töteten Reyes – mit 42 Kugeln.

Gegen Polizist Chauvin wurden während seiner Karriere an die 20 Beschwerden eingereicht, unter anderem wegen Polizeigewalt, Erniedrigung und unangebrachter Sprache. Zudem kassierte er zwei schriftliche Tadel, kam aber immer mit einem blauen Auge davon. Bis jetzt.

Einen Tag nach der Brutalo-Verhaftung wurde Chauvin gefeuert, ebenso wie drei weitere in den Vorfall involvierte Polizisten. Und auch seine Frau hat ihm nun den Rücken gekehrt: Sie hat die Scheidung eingereicht. Wie ihr Anwalt in einem Statement schreibt, sei sie wegen des Vorfalls am «Boden zerstört».

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