Der türkische Präsident gibt den Chef-Aufklärer
Kommissar Erdogan und der Fall Khashoggi

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will dem Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi bis «ins Detail» nachgehen. Dahinter steckt mehr als die Hoffnung auf Karmapunkte.
Publiziert: 25.10.2018 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 11:58 Uhr
Erdogan will alle Fragen beantwortet haben
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Fall Khashoggi:Erdogan will alle Fragen beantwortet haben
Fabienne Kinzelmann

Der Schnauzbart, das ernste Stirnrunzeln. Irgendjemand müsste dem türkischen Staatspräsidenten noch eine grosse Lupe in die Hand drücken, dann wäre das Bild perfekt: Kommissar Erdogan und der Fall Khashoggi.

Der türkische Präsident (64) gibt im Rätsel um den Journalisten-Mord den Chef-Aufklärer. Er will der Tat bis «ins Detail» nachgehen. «Der Mord an Khashoggi war keine Kurzschlussreaktion. Er war geplant», sagte er am Dienstagvormittag im Parlament. Damit geht er mit dem saudischen Königshaus, das den Tod als Unfall darstellt, direkt auf Konfrontationskurs.

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Türkischer Präsident mit harten Vorwürfen gegen Saudi-Arabien:Erdogan glaubt an grausame Tötung Khashoggis

Was will Erdogan im Fall Khashoggi?

Und das, obwohl es um die Meinungsfreiheit in seinem eigenen Land schlecht bestellt ist: Die Türkei rangiert in Sachen Pressefreiheit weltweit auf Platz 157, aktuell lässt der Staatschef 27 Journalisten in seinen Gefängnissen schmoren – viele ohne Anklage.

Will Kommissar Erdogan mit dem Fall Khashoggi Karmapunkte sammeln? Ablenken von den Problemen im eigenen Land? Einmal gute Schlagzeilen machen, während die Türkei mit einer handfesten Währungskrise kämpft?

Dahinter steckt mehr – und nicht weniger als der Kampf um die Vormachtstellung im Nahen und Mittleren Osten.

Unter anderem passt es Erdogan gar nicht, dass Saudis Kronprinz Mohammed bin Salman (33) und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (69) zur Freude der USA näher zusammengerückt sind. Denn mit beiden Ländern trägt er Konflikte aus.

Erst im Mai hatte die türkische Regierung nach dem israelischen Botschafter in Ankara auch den Generalkonsul des Landes zur Ausreise aufgefordert. Und im Katar-Konflikt stellte sich Erdogan gegen Saudi-Arabien auf die Seite des Emirats.

Das eskalierte: Saudi-Arabien suchte das Gespräch mit arabischen Verbündeten, um die «türkische Expansionspolitik» zu stoppen; die Türkei wiederum schickte Truppen, um Katar vor einem möglichen Angriff durch die Saudis zu schützen. Dazu warf die türkische Regierung Saudi-Arabien vor, «nicht islamisch» zu sein.

Denn auch Religion ist ein Streitpunkt zwischen den Ländern: Erdogan und seine AKP sympathisieren mit den Muslimbrüdern. In Saudi-Arabien hingegen ist die islamistische Bewegung als Terrororganisation eingestuft.

Kronprinz bin Salman nennt Tat «abscheulich»

Für Saudi-Arabien ist der Fall Khashoggi offenbar aus dem Ruder gelaufen. Am Mittwoch äusserte sich auch Kronprinz Mohammed bin Salman (33). Der gewaltsame Tod des Journalisten sei ein «abscheulicher Vorfall». Die Tat sei durch nichts zu rechtfertigen und «schmerzhaft» für alle Saudis.

Auch er möchte nun die Ermittlungen vorantreiben und die «Verbrecher» vor Gericht bringen. Da hat er nun allerdings ein Problem: Die Rolle des Chef-Aufklärers ist schon vergeben.

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