In Moskau ein brutaler Zyniker, der als Schläger auf den Leningrader Strassen begonnen hat. In Washington ein pathologischer Prahlhans. Wie der Russe wird jetzt auch der Amerikaner von seinen Kritikern als «Mafiapate» bezeichnet – im Fall von Donald Trump stammt das böse Wort immerhin vom früheren FBI-Chef James Comey.
Treffen zwei derart üble Gestalten aufeinander, ergibt das fürs Erste: eine weitere Eskalation im Syrien-Konflikt. Was die Paarung Wladimir Putin und Donald Trump langfristig für den Weltfrieden bedeutet: Man mag es sich gar nicht ausmalen.Klar ist, dass Putin seit Jahren als destruktive Kraft agiert und seinen Einfluss überall auf der Welt geltend machen will. So gesehen, kann der Westen gar nicht anders, als Russlands Präsidenten in die Schranken zu weisen.
Es ist darum nur richtig, wenn der Westen Putin und seinen Schützling Assad nicht einfach gewähren lässt, sondern den Einsatz von Giftgas gegen die syrische Zivilbevölkerung bestraft.
Ebenso klar ist aber, dass der Westen im Syrien-Konflikt keinen Plan hat. Anders als Putin, der aus strategischen Gründen einen Massenmörder unterstützt. Klar ist schliesslich auch, was die fortschreitende Verhärtung der Weltpolitik ganz grundsätzlich für unser Land bedeutet.
Am 15. Dezember 2006 warf sich die Schweiz Wladimir Putin und seiner Entourage an den Hals.
An diesem Tag erklärte der Bundesrat Russland zum wirtschaftspolitischen Hoffnungsträger – neben China, Indien und Brasilien. Mit dieser Neuausrichtung wollte sich unser Land möglichst unabhängig machen von der Europäischen Union. Eine Hochrisikostrategie mit moralischem Tiefstanspruch.
Vor vier Jahren raubte Putin der Ukraine die Halbinsel Krim. Die EU verhängte erste Sanktionen gegen den Aggressor. Weitere Strafaktionen wurden nach dem jüngsten Giftanschlag in Grossbritannien ergriffen.
Und die Schweiz? Sie exportiert seit 2014 mehr Käse nach Russland. Vor allem aber hat sie in den letzten Jahren weit über hundert reichen und superreichen Russen eine Niederlassungsbewilligung erteilt. Darunter auch einem gewissen Artjom Tschaika, Sohn des russischen Generalstaatsanwalts und Putin-Vertrauten Juri Tschaika. Artjom Tschaika wird verdächtigt, in der Schweiz Geld gewaschen zu haben. Gleichwohl lassen ihn die Behörden unbehelligt in seiner Villa am Genfersee residieren und seinen Geschäften nachgehen.
Vor Wochenfrist haben die USA den Oligarchen Viktor Vekselberg zur Unperson erklärt. In der Folge geriet Vekselbergs Vorzeige-Investition, der Winterthurer Industriekonzern Sulzer, ins Schleudern.
Selbst wenn der Fall Sulzer in dieser Form einmalig bleiben sollte – eine Warnung ist er allemal: Sobald zwei Mafiapaten einander auf der Weltbühne mit gezückten Waffen gegenüberstehen, gerät ein wirtschaftspolitisch irrlichternder Kleinstaat über kurz oder lang in die Schusslinie.
Die geopolitische Entwicklung hin zu mehr Konfrontation und Willkür, zu mehr Unilateralismus und Unsicherheit bedeutet für die Schweiz einen Verlust an Spielraum.
Wir müssen uns eingestehen: Die Russland-Strategie von 2006 war ein Fehler. Bei allen Nachteilen ist Brüssel für die Schweiz eben doch der beste Partner.
Immerhin ist die EU – anders als Putins Kreml – bekanntermassen kein Gaunersyndikat.