Costa Rica
Linksliberaler Alvarado gewinnt Präsidentschaftswahl in Costa Rica

San José – In Costa Rica hat der linksliberale Kandidat Carlos Alvarado die Stichwahl für das Präsidentenamt klar gewonnen. Der 38-jährige Ex-Minister setzte sich am Sonntag mit rund 60 Prozent der Stimmen gegen den rechtsgerichteten Fabricio Alvarado durch.
Publiziert: 02.04.2018 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 19:20 Uhr
Gewinnt die Präsidentschaftswahl in Costa Rica: der Mitte-Links-Kandidat Carlos Alvarado.
Foto: KEYSTONE/AP

Der Prediger einer evangelikalen Freikirche, der im Wahlkampf mit scharfer Polemik gegen die Homo-Ehe mobil gemacht hatte, kam nur auf 39,3 Prozent. Das Ergebnis teilte das Oberste Wahlgericht nach Auszählung von 95,6 Prozent der Stimmen mit.

Carlos Alvaredo wird nun im Mai die Nachfolge von Präsident Luis Guillermo Solis antreten, der gemäss der Verfassung nicht noch einmal antreten durfte.

Die 3,3 Millionen Wahlberechtigten in dem kleinen zentralamerikanischen Land hatten bei der Stichwahl eine Richtungsentscheidung zu treffen: Carlos Alvarado entstammt der regierenden Mitte-links-Partei der Bürgeraktion (PAC) und steht für eine Fortsetzung der traditionell liberalen und laizistischen Politik in Costa Rica.

Fabricio Alvaredo trat für die Partei Nationale Restauration (RN) an, die aus evangelikalen Neopfingstkirchen hervorgegangen ist. Diese finden in Costa Rica derzeit wachsenden Zulauf. Sein Sieg hätte eine konservative Kehrtwende bedeutet. Letzte Umfragen hatten die beiden Alvaredos, die nicht miteinander verwandt sind, Kopf an Kopf gesehen.

Die erste Wahlrunde im Februar hatte noch Fabricio Alvarado mit 24,9 Prozent gewonnen. Carlos Alvarado war auf 21,6 Prozent der Stimmen gekommen. Nach dem costaricanischen Wahlgesetz sind für einen Sieg im ersten Durchgang mindestens 40 Prozent der Stimmen erforderlich.

Der 43-jährige Journalist und evangelikale Prediger Fabricio Alvarado hatte seine Anhänger mit Kritik an Korruption, Kriminalität und vor allem der Homo-Ehe mobilisiert. Diese ist in Costa Rica derzeit verboten.

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) hatte sich aber Anfang Januar wegweisend zu den Rechten von Schwulen, Lesben sowie Transsexuellen geäussert und die Länder der Region aufgefordert, gleichgeschlechtliche Ehen anzuerkennen. Dagegen stemmte sich Fabricio Alvarado, wodurch seine Umfragewerte schlagartig stiegen.

Politische Beobachter erklärten das mit der «strukturell konservativen Gesellschaft» Costa Ricas. Diese lehne die Homo-Ehe, den Konsum von Drogen und eine Trennung von Kirche und Staat ab.

Am Abend nach der Wahl räumte Alvarado seine Wahlniederlage vor einer Menge enttäuschter Anhänger rasch ein, dankte Gott und gratulierte dem Sieger zu seinem Triumph.

Der 38 Jahre alte Carlos Alvarado war unter dem scheidenden Staatschef Solis zunächst Minister für soziale Entwicklung, dann Arbeitsminister. Er arbeitete früher ebenfalls als Journalist, machte sich aber auch als Romanautor einen Namen.

Im Wahlkampf trat er für einen laizistischen Staat ein. Er machte Werbung für mehr Bildung und Umweltschutz sowie für den Abbau des wachsenden Staatsdefizits. In seiner Siegesansprache sagte er: «Es gibt viel mehr, was uns eint als was uns trennt.» Seine Aufgabe sei es nun, die Nation gemeinsam voranzubringen.

Als Student sang Carlos Alvarado in einer progressiven Rockband namens Dramatika. Pink Floyd gehört zu seinen Lieblingsbands. Nach einem Aufenthalt in Panama wegen der Architektenkarriere seiner Frau kehrte er nach Costa Rica zurück und engagierte sich im Präsidentschaftswahlkampf 2014 für Solis.

Das vergleichsweise wohlhabende Costa Rica gilt als demokratisches Musterland, als Schweiz Mittelamerikas. Beobachter sahen in der Wahlauseinandersetzung einen Beleg für die wachsende soziale Spaltung: Carlos Alvarado repräsentiert demnach das gut ausgebildete städtischen Milieu, während Fabricio Alvarado seine Wähler eher aus armen ländlichen Schichten rekrutierte. (SDA)

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