Corona-Überblick für Spitäler
Deutsche entwickeln Karte für Intensivbetten

Manche Corona-Patienten müssen beatmet werden. Damit Spitäler den Überblick aller Intensivbetten behalten, wurde für Deutschland eine spezielle Karte entwickelt. Das wäre auch für die Schweiz möglich.
Publiziert: 08.04.2020 um 19:20 Uhr
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In Deutschland gibt es Coronavis. Eine detaillierte Karte, auf der Intensivplätze der Spitäler eingezeichnet sind.
Foto: Screenshot
Johannes Hillig

Viele Corona-Fälle landen auf der Intensivstation. In der Schweiz liegen dort derzeit rund 470 Corona-Patienten. Manche werden künstlich beatmet. Rund 1400 Intensivbetten stehen in der Schweiz insgesamt zur Verfügung, davon rund 1000 mit Beatmungsgeräten, wie das BAG auf Anfrage mitteilt.

Allerdings ist die Anzahl pro Spital begrenzt. Kommt es zu Engpässen, müssen Patienten auf freie Plätze in anderen Spitälern verteilt werden.

Karte mit Ampelsystem

Um bei der Suche nach freien Intensivbetten keine Zeit zu verlieren, hat der Koordinierte Sanitätsdienst (KSD) eine Übersicht aller Schweizer Intensivbetten erstellt. Nur: Öffentlich ist diese nicht.

In Deutschland gibt es dagegen Coronavis. Eine detaillierte Karte, auf der Intensivplätze der Spitäler eingezeichnet sind. Mit dem Ampelsystem (Rot, Gelb, Grün) ist auf den ersten Blick zu erkennen, wie stark das jeweilige Spital ausgelastet ist. Entwickelt wurde die Intensivbetten-Karte Coronavis von Professor Daniel Keim und seinem Team von der Universität Konstanz.

Nach zwei Tagen stand die Karte

Die Idee dafür kam auf, «als im Zuge der örtlichen Vorbereitungen auf die Covid-19-Patientenwelle klar wurde, dass ein Verteilungssystem helfen könnte, Überlastungsituationen auf Intensivstationen zu verhindern bzw. abzumildern», so der Professor für Data Analysis and Visualization zu BLICK.

Nur zwei Tage brauchten die Entwickler, dann stand die erste Version. Die dafür benötigten Zahlen mussten nicht mühsam zusammengesucht werden, sondern konnten dem zentralen deutschen Register für die Belegung von Intensivstationen (DIVI) entnommen werden.

Deutsche haben BAG angefragt

Im Einsatz ist Coronavis noch nicht. Aber Keim und sein Team führen schon Gespräche mit Behörden in Deutschland, Frankreich und Österreich. «Unsere Vision ist, dass unser Tool im gesamten europäischen Raum zur gemeinsamen, grenzüberschreitenden Verteilung von Patienten eingesetzt wird, wie das in Einzelfällen jetzt schon mit Patienten aus Italien, Spanien und Frankreich geschieht», erklärt Keim.

Die Karte wäre sofort einsatzbereit. Das System muss nur mit den entsprechenden Daten gefüttert werden. Coronavis sammelt selbst nämlich keine Daten, sondern stellt die Informationen anschaulich bereit. Auch für die Schweiz wäre die Karte somit denkbar. «Wir haben Anfang vergangener Woche auch schon eine Anfrage an das schweizerische Bundesamt für Gesundheit gerichtet, um unseren Ansatz vorzustellen.» Eine Antwort steht noch aus. Aber die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Karte bald zum Einsatz kommt.

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