Details zur Behandlung des hospitalisierten US-Präsidenten Donald Trump lassen darauf schliessen, dass der Präsident schwerwiegendere Corona-Symptome aufgewiesen hat, als dies von den Ärzten zunächst zugegeben wurde. Beim Briefing am Sonntag vor Journalisten bestätigte Trumps Leibarzt Sean Conley (50), dass Trump zusätzlichen Sauerstoff und auch ein starkes Steroid erhalten habe, was auf mögliche Lungenschäden hinweist.
Doch Trump ist um Optimismus bemüht und weiss sich und die Krankheit zu inszenieren. Am Sonntag stattete der mutmasslich hochinfektiöse Corona-Patient Trump seinen Anhängern ausserhalb des Spitals einen Überraschungsbesuch ab. Aus einem schwarzen SUV winkte der Präsident seinen jubelnden Fans in Bethesda nördlich von Washington zu.
«Erstaunlich verantwortungsloser» Trump
Was nicht zuletzt die Frage aufwirft, ob der Präsident Amerikas das Virus noch immer nicht ernst nimmt und es ihmwichtiger ist, gesehen zu werden. Immerhin bringt er eigenes Personal in Gefahr. Reporter vor Ort haben auch einen Geheimdienstbeamten im Wagen gesehen, der volle medizinische Schutzkleidung, eine Atemmaske und Gesichtsschutz trug.
Der Geheimdienstbegleiter und auch Fahrer des Wagens, beide sind mit Trump in Kontakt gekommen, müssen jetzt wohl in die 14-tägige Zwangsquarantäne. Die Verantwortungslosigkeit des Präsidenten sei erstaunlich, schrieb ein Militärspital angegliederter Arzt auf Twitter. Die Leute um Trump «könnten krank werden. Sie können sterben. Für politisches Theater. Von Trump befohlen, ihr Leben für das Theater in Gefahr zu bringen. Das ist Wahnsinn.»
Jonathan Reiner, Professor für Medizin und Chirurgie an der Medizin- und Gesundheitsschule der George Washington University, setzte auf Twitter nach: Durch seine Vergnügungsfahrt vor dem Spital habe der Präsident seinen Geheimdienstbegleiter einem ernsthaften Risiko ausgesetzt: «Gipfel der Verantwortungslosigkeit», so der Mediziner.
Derweil kam es auch in New York zu einem Grossaufmarsch von Trump-Fans. Die Corona-Erkrankung des Präsidenten scheint die Trump-Gemeinde noch mehr zusammenzuschweissen. Doch ob vor dem Spital oder in New York: Von Sicherheitsabständen und Corona-Schutzmassnahmen war nicht viel zu sehen.
«Ich bin durch eine harte Schule gegangen»
In einer vor der Überraschungstour veröffentlichten Videobotschaft sagte Trump: «Ich mache gleich einen kleinen Überraschungsbesuch.» Er lobte die «grossartigen Patrioten da draussen auf den Strassen» vor dem Spitalö. «Sie haben Trump-Flaggen, sie lieben unser Land. Ich sehe wahre Begeisterung bei ihnen. Das sind Menschen, die den Job, den wir täglich leisten, lieben.»
Auch über seine Corona-Erkrankung spricht Trump: «Ich habe viel über Covid-19 gelernt. Ich bin durch eine harte Schule gegangen, eine echte Schule. Und ich habe vieles verstanden. Vieles, was sehr interessant ist. Darüber werde ich die Öffentlichkeit schon bald informieren.»
Trump trägt wieder ein weisses Hemd und keine Krawatte. Er wirkt kräftiger und entschlossener als am Vortag, als er sich mit den Worten «Die nächsten Tage sind die wahre Prüfung» an die Nation wandte.
Leibarzt gibt neue Details zu Trumps wahrem Zustand preis
Einer der Ärzte, die Journalisten vor dem Walter Reed Medical Center nahe Washington Auskunft gaben, zeigte sich zuversichtlich, dass der mit Medikamenten vollgepumpte Präsident das Spital womöglich schon am Montag verlassen darf. Dabei wurde auch klar, dass die Ärzte am Vortag nicht transparent informiert hattne, weshalb Trump ins Militärspital eingewiesen werden musste.
Trump-Leibarzt Conley gab am Sonntag einige wichtige neue Informationen über den 74-jährigen Präsidenten preis. Dieser habe am Freitagmorgen «hohes Fieber» gehabt und etwa eine Stunde lang zusätzlichen Sauerstoff erhalten. Trumps Sauerstoffgehalt fiel unter 94 Prozent. Ein Wert unter 90 Prozent wäre kritisch. Später am Tag wurde Trump ins Militärspital gebracht.
Conley gab bekannt, dass Trumps Sauerstoffgehalt im Blut am Samstag wieder so weit gesunken war, dass erneut zusätzlicher Sauerstoff benötigt wurde. Zudem zeigten Scans seiner Lunge einige Anzeigen von Schäden an. Conley bestand darauf, dass diese jedoch nicht von «grosser klinischer Bedeutung» seien.
Starkes Steroid für schwere Covid-19-Fälle
Dabei habe der Präsident Dexamethason erhalten, ein starkes Steroid, das entzündungsemmend und dämpfend auf das Immunsystem wirkt. Das Medikament werde gewöhnlich nur bei schweren Fällen angewendet, sagte Martin Landray, Professor für Medizin und Epidemiologie an der Universität Oxford, dem britischen «Telegraph». «Dexamethason senkt die Sterblichkeit oder verbessert das Überleben, insbesondere bei Patienten mit schwerer Covid-Erkrankung», so Landray. Es sei ein «sehr gutes Medikament bei den richtigen Patienten. Es ist jedoch nicht wirksam bei Patienten, die keinen Sauerstoff und keine Beatmungsunterstützung benötigen.»
Wie andere Steroide kann Dexamethason erhebliche Nebenwirkungen aufweisen, die sich auf die Arbeitsfähigkeit von Trump auswirken könnten. Laut medizinischen Experten seien dies Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen.
Conley gab zu, dass er am Samstag Fragen ausgewichen sei, ob Trump ein Steroid und zusätzlichen Sauerstoff erhalten habe. Er wollte damit die «aufgeräumte» Stimmung des Präsidenten widerspiegeln. «Das wirkte, als hätten wir versucht, etwas zu verbergen», so Conley.
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
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