Werden José Roselló (29) und seine Frau Vicky (29) ihren kleinen Julen (2) jemals wieder in die Arme schliessen? Solange noch ein Funken Hoffnung besteht, kämpfen die Retter um das Leben des kleinen Buben. Ein neuer Plan soll den Eltern Hoffnung machen.
Seit Sonntag steckt der Junge in einem 107 Meter tiefen Schacht nahe des südspanischen Dorfes Totalán fest. Rettungskräfte versuchten, den Bub aus dem Loch zu bergen – ohne Erfolg. Ein Lebenszeichen des Jungen gibt es nicht.
Das Einzige, was bisher herausgefischt werden konnte, waren einzelne Haare des Zweijährigen. Die Retter führten eine Kamera ins Loch, die nach 70 Meter an einem Erdklumpen, der die Öffnung verstopft, liegen blieb. Das Kind soll sich darunter befinden.
Erdrutsche gefährden Arbeiten
Zunächst war darum der Plan, mit einem Spezialgerät das nur 25 Zentimeter breite Loch zu erweitern und gleichzeitig einen bis zu 80 Meter langen, horizontalen Nebentunnel durch den Hang zum Brunnenschacht zu bohren.
Das Problem ist jedoch, dass Erdrutsche die Arbeiten gefährden und die Ingenieure die Beschaffenheit der Erde auf dem Berg zu wenig gut kennen.
Darum soll jetzt das Erdreich um das Loch 30 Meter abgetragen und darauf dann eine Plattform erstellt werden, schreibt bild.de. Von dort aus werden zwei Tunnel parallel zum Brunnen gebohrt und mit Eisenrohren stabilisiert. In 107 Metern Tiefe sollen dann Minearbeiter per Hand den drei bis vier Meter langen Weg zu Julen graben.
Ob dieses Vorhaben sein Leben rettet, ist allerdings fraglich. Denn zum einen würde das mehr als einen Monat dauern und zum anderen gefährden Bohrarbeiten die Sicherheit des Schachtes. Das Kind könnte bei falschen Bewegungen unter den Erdmassen begraben werden.
Bauingenieur Angel García Vidal will trotzdem nicht aufgeben. «Wir arbeiten so schnell wir können und tun alles für die Gesundheit des Jungen», sagt er.
Eltern verloren schon ein Kind
Für die Familie ist die Warterei eine Qual. Erst vor zweieinhalb Jahren verloren sie ihren ersten Sohn Oliver (†3). Er war während eines Strandspaziergangs an Herzversagen gestorben. Jetzt hoffen sie, dass ihren Zweitgeborenen nicht das gleiche Schicksal trifft.
José Roselló erinnert sich im «Diario Sur» an den Unglückstag: «Wir wollten auf dem Grundstück meiner Cousine ein Picknick machen. Ich legte grad Holz ins Feuer für eine Paella.» Ehefrau Vicky musste kurz mit ihrem Arbeitgeber telefonieren. Der Vater sollte nach Julen schauen. «Plötzlich war Julen 10 bis 15 Meter entfernt. Meine Cousine rannte ihm nach, rief ‹das Kind, das Kind›», erzählt er weiter. «Sie sah noch, wie der Bub ins Loch rutschte und mit erhobenen Armen im Boden verschwand.» Ein Loch, das ihr Ehemann im Dezember bohren liess, um Wasser zu gewinnen. Illegal. Denn weder der Bergwerks- noch der Wasserbehörde liege eine Bewilligung vor, erklärt der Sprecher der Regionalregierung gegenüber «El País».
Julens Vater eilte herbei. Mit der Kraft eines Verzweifelten räumte er die Steine um die Schachtöffnung zur Seite. «Ich habe meinen Arm bis zur Schulter ins Loch gesteckt. Ich wusste nicht, wie tief der Schacht war. Mein Kopf lag auf dem Boden. Ich hörte mein Kind weinen. Ich rief: ‹Beruhige dich, dein Papa ist hier!›» 30 Sekunden später habe das Wimmern aufgehört, so der Vater. Wanderer eilten zu Hilfe. Sie alarmierten die Polizei und Feuerwehr. Die dramatische Rettungsaktion begann. (man)