Während die Brexit-Uhr tickt, empfängt die britische Botschafterin Jane Owen (56) BLICK in ihrer Residenz in der Schweiz. Vor der Villa hängt die EU-Flagge schon auf Halbmast. Ein Vorzeichen für Freitag, wenn das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlässt? Die Erklärung ist viel einfacher: Sturmtief Lolita, das am Vortag durch die Schweiz zog, war dem Botschaftspersonal zu gefährlich. Und mit stürmischen Zeiten kennen sich die Briten schliesslich aus.
BLICK: Brexit, Megxit oder Prinz Andrews Sexkapaden: Grossbritannien sorgt weltweit für Negativschlagzeilen. Was davon ist das Schlimmste für Sie?
Jane Owen: Ich fokussiere mich lieber auf die Chancen all dieser Entwicklungen. Es ist doch spannend zu sehen, wie die Königsfamilie moderner wird und auch dank ihr über psychische Gesundheit gesprochen wird.
Und was ist das Schlimmste für das Land?
Die Unsicherheit um den Brexit. Jetzt wissen wir endlich, wann und wie er passiert. Das hat enorme Auswirkungen auf die Stimmung der Briten. Ich persönlich finde die neuen Herausforderungen und Möglichkeiten sehr aufregend.
Was machen Sie am Freitag um Mitternacht, wenn Ihre Nation nach dem jahrelangen Gezerre aus der EU austritt?
Ich werde ein schönes Glas Portwein auf all das trinken, was kommt.
Was passiert am Tag danach?
Wir drücken quasi den Reset-Knopf für all unsere Beziehungen weltweit. Mit der Schweiz haben wir schon Vereinbarungen für die Zeit nach der Übergangsperiode getroffen. Mit Europa starten wir die Verhandlungen erst. Nach dem 31. Januar können wir endlich als unabhängiger Staat auf Augenhöhe mit der EU sprechen. Wir wissen, dass wir keine Insel sind. Wir wollen nicht nur nach innen schauen.
Was ist Ihre grösste Knacknuss dabei?
Sehr deutlich zu sagen, was wir erreichen wollen. Wir sind wie die Schweizer ergebnisorientiert. Deswegen haben unsere Länder auch schon ein Handelsabkommen geschlossen.
Der EU und den USA droht Premierminister Boris Johnson dafür mit Strafzöllen.
Ich glaube nicht, dass das stimmt. Reibungsflächen, Zölle und Regulationen behindern unsere Unternehmen eher. Am Ende geht es ums richtige Ergebnis für britische Arbeitsplätze, Arbeiter und Innovationen. Wie wir das am besten schützen, ist ziemlich offen.
Die Schweiz ist also schon allen voraus?
Das Handelsabkommen garantiert Kontinuität in unserer Beziehung – auch nach der Übergangsphase. Das ist super für unseren gegenseitigen Handel, für die Briten in der Schweiz und für die Schweizer in Grossbritannien.
Hat der Brexit Einfluss auf die Migration zwischen der Schweiz und Grossbritannien?
Die Zahlen haben sich nicht gross verändert: Es leben und arbeiten ungefähr 40’000 Briten in der Schweiz wie Schweizer in Grossbritannien. Die britische Regierung will aber mehr Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen. Wenn ein Team zum Beispiel in der Schweiz an einem Krebsmedikament arbeitet und in Cambridge forschen will, können alle künftig einfacher umziehen und ihre Familien mitbringen.
Wie würden Sie die Beziehung zwischen Grossbritannien und der Schweiz beschreiben?
Zwei gute Freunde im mittleren Alter, die vielleicht schon zusammen in der Schule waren. Sie haben eine enge Beziehung, obwohl sie völlig unterschiedliche Leben haben. Sie sind pragmatisch, interessieren sich beide für Technik und wollen den Anschluss nicht verlieren. Das verbindet sie.
Nach aussen bietet Ihnen der Brexit also einen Haufen Chancen. Droht das Desaster dafür mit Schottland?
Die Diskussion werden wir sicher noch haben. Aber der Premierminister hat klargemacht, dass das Schottische Unabhängigkeitsreferendum 2014 einzigartig war.
Könnten die Briten der EU eines Tages wieder beitreten?
Das kann man unmöglich jetzt sagen. Wir wollen eine neue Beziehung mit der Europäischen Union. Da nehmen wir uns auch ein Beispiel an der Schweiz.
Was machen Sie denn eigentlich mit der EU-Flagge hier an der Botschaft?
Die hängt nach dem 31. Januar natürlich nicht mehr, dann hissen wir nur noch den Union Jack.
Schicken Sie sie zurück nach Brüssel?
Oh, das weiss ich noch gar nicht. Ich glaube aber, wir behalten sie als Souvenir.
Seit zwei Jahren vertritt Jane Owen (56) die Briten in Bern – und freut sich, dass es bald nicht mehr nur noch um den Brexit geht. Am Tag nach dem EU-Austritt geht sie erst mal entspannt Ski fahren. Das hat sie bereits bei ihrer vorherigen Diplomatenstation gelernt: Norwegen. In der britischen Residenz in Bern lebt Owen, Mutter von zwei Kindern, mit ihrem Labradorrüden Benji (9). Der «Diplo-Dog» müsste eigentlich ein bisschen abspecken – wird aber von allen Mitarbeitern gern mit Leckerli verwöhnt.
Seit zwei Jahren vertritt Jane Owen (56) die Briten in Bern – und freut sich, dass es bald nicht mehr nur noch um den Brexit geht. Am Tag nach dem EU-Austritt geht sie erst mal entspannt Ski fahren. Das hat sie bereits bei ihrer vorherigen Diplomatenstation gelernt: Norwegen. In der britischen Residenz in Bern lebt Owen, Mutter von zwei Kindern, mit ihrem Labradorrüden Benji (9). Der «Diplo-Dog» müsste eigentlich ein bisschen abspecken – wird aber von allen Mitarbeitern gern mit Leckerli verwöhnt.
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.