Mit dem Brexit verliert die Europäische Union (EU) erstmals in ihrer Geschichte einen Mitgliedstaat. Durch eine Übergangsphase bleiben viele Auswirkungen zunächst nicht spürbar, für die EU ist der Austritt aber schon jetzt ein schwerer Schlag.
Was bedeutet der Austritt für die EU?
Mit Grossbritannien schrumpft die EU um 66 Millionen Einwohner. Die verbleibenden 27 EU-Staaten kommen dann noch auf eine Gesamtbevölkerung von rund 446 Millionen Menschen. Flächenmässig verliert die EU rund 5,5 Prozent ihres Gebietes und zudem ihre zweitgrösste Volkswirtschaft nach Deutschland.
Ist Grossbritannien sofort aus der EU?
In einer Übergangsphase bis zum 31. Dezember 2020 bleibt Grossbritannien noch im EU-Binnenmarkt und der Zollunion, um einen harten Schnitt für die Wirtschaft zu vermeiden. Waren und Dienstleistungen können damit von Unternehmen auf beiden Seiten problemlos in- und exportiert werden wie bisher. Während der Übergangszeit wollen die EU und London ein Handelsabkommen und weitere Vereinbarungen zu den künftigen Beziehungen ausarbeiten.
Muss Grossbritannien weiter in die EU einzahlen?
Grossbritannien hat während der Übergangsphase in den EU-Gremien kein Stimmrecht mehr und nimmt normalerweise nicht an deren Sitzungen teil. An den Beitragszahlungen an die EU ändert sich bis Ende 2020 nichts. Das Vereinigte Königreich zahle genauso weiter «als wäre es ein Mitgliedstaat», erklärt die EU-Kommission. Schmerzhaft spürbar wird der Verlust des nach Deutschland zweitgrössten Nettozahlers für die EU erst nach der Übergangsphase.
Kann man den Brexit rückgängig machen?
Mit dem 31. Januar verliert Grossbritannien die Möglichkeit, den Brexit-Antrag bei der EU durch eine einseitige Erklärung zurückzunehmen. Das Vereinigte Königreich ist dann endgültig «draussen». Sollte es später wieder Mitglied werden wollen, gilt das übliche Aufnahmeverfahren nach Artikel 49 EU-Vertrag. Nach erfolgreichen Beitrittsverhandlungen müssten der Aufnahme alle Mitgliedstaaten zustimmen sowie das Europaparlament und nationale Parlamente. Der Prozess kann Jahre dauern.
Hat der Brexit einen sicherheitspolitischen Einfluss auf die EU?
Nach dem Brexit zählt die EU mit Frankreich nur noch eine Atommacht und ein ständiges Mitglied des Uno-Sicherheitsrats in ihren Reihen. Die Briten können auch weiter an EU-Militäreinsätzen teilnehmen, aber nicht mehr deren Führung übernehmen oder Hauptquartiere stellen. Wie sich Grossbritannien nach dem Brexit aussen- und sicherheitspolitisch orientiert und ob es sich womöglich eher an den USA ausrichtet, ist eine der grossen Fragen in der EU.
Was passiert mit dem EU-Parlament?
Die 73 britischen EU-Abgeordneten verlieren zum 1. Februar ihren Job. Das EU-Parlament schrumpft durch den Brexit aber nur von 751 auf 705 Abgeordnete. Die restlichen 27 Mandate werden auf Mitgliedstaaten verteilt, die bisher nach ihrer Bevölkerung unterrepräsentiert waren.
Wie funktionieren jetzt das Reisen?
Für Grossbritannien-Besucher aus der EU ändert sich während der Übergangsphase nichts. Sie können weiterhin mit ihrer ID (oder Pass) und ohne Visum einreisen, müssen sich nicht anmelden oder können kostenfrei zum Arzt.
Dürfen EU-Bürger in Grossbritannien bleiben?
In Grossbritannien leben mehr als drei Millionen EU-Bürger. Sie haben ein Bleiberecht, um auch nach der Übergangsphase im Land zu wohnen, zu arbeiten oder zu studieren. Zudem haben sie Anspruch auf Sozialleistungen. All dies gilt auch für EU-Bürger, die noch vor Ende 2020 kommen.
Gilt jetzt ein neues Recht?
Grundsätzlich setzt Grossbritannien EU-Recht in der Übergangszeit wie bisher um. Das Vereinigte Königreich bleibt vorerst der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs unterworfen. Das gilt auch für alle Fälle, die bis zum Ende der Übergangsphase dort anhängig und erst später entschieden werden. EU-Staaten können sich ihrerseits aber bereits weigern, ihre Staatsbürger auf Grundlage eines Europäischen Haftbefehls an die britischen Behörden auszuliefern. (SDA)
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Europäische Union stetig gewachsen. Nun verlässt erstmals ein Land die EU: Grossbritannien kehrt den 27 übrigen Mitgliedstaaten am Freitag nach 47 Jahren den Rücken. Die wichtigsten Etappen in der Geschichte der EU:
- 1957: Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg unterzeichnen die Verträge über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom); als Sammelbegriff bürgert sich Europäische Gemeinschaft (EG) ein.
- 1973: Grossbritannien, Irland und Dänemark treten der EG bei.
- 1979: Erste Direktwahlen zum Europäischen Parlament.
- 1981: Griechenland wird zehntes Mitglied der EG.
- 1986: Spanien und Portugal treten der EG bei.
- 1993: Der Vertrag von Maastricht tritt in Kraft. Aus der Europäischen Gemeinschaft wird die Europäische Union (EU).
- 1995: Mit dem Beitritt Österreichs, Schwedens und Finnlands steigt die Zahl der EU-Staaten auf 15.
- 2004: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern treten der EU bei, die nunmehr 25 Mitgliedstaaten zählt.
- 2007: Bulgarien und Rumänien schliessen sich der EU an, die damit auf 27 Mitgliedstaaten anwächst.
- 2013: Kroatien tritt als bislang letztes Land der EU bei.
- 2020: Gut dreieinhalb Jahre nach dem Referendum über den EU-Austritt verlässt Grossbritannien als erster Mitgliedstaat die Europäische Union; die britische EU-Mitgliedschaft endet am 31. Januar um Mitternacht deutscher Zeit. (SDA)
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Europäische Union stetig gewachsen. Nun verlässt erstmals ein Land die EU: Grossbritannien kehrt den 27 übrigen Mitgliedstaaten am Freitag nach 47 Jahren den Rücken. Die wichtigsten Etappen in der Geschichte der EU:
- 1957: Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg unterzeichnen die Verträge über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom); als Sammelbegriff bürgert sich Europäische Gemeinschaft (EG) ein.
- 1973: Grossbritannien, Irland und Dänemark treten der EG bei.
- 1979: Erste Direktwahlen zum Europäischen Parlament.
- 1981: Griechenland wird zehntes Mitglied der EG.
- 1986: Spanien und Portugal treten der EG bei.
- 1993: Der Vertrag von Maastricht tritt in Kraft. Aus der Europäischen Gemeinschaft wird die Europäische Union (EU).
- 1995: Mit dem Beitritt Österreichs, Schwedens und Finnlands steigt die Zahl der EU-Staaten auf 15.
- 2004: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern treten der EU bei, die nunmehr 25 Mitgliedstaaten zählt.
- 2007: Bulgarien und Rumänien schliessen sich der EU an, die damit auf 27 Mitgliedstaaten anwächst.
- 2013: Kroatien tritt als bislang letztes Land der EU bei.
- 2020: Gut dreieinhalb Jahre nach dem Referendum über den EU-Austritt verlässt Grossbritannien als erster Mitgliedstaat die Europäische Union; die britische EU-Mitgliedschaft endet am 31. Januar um Mitternacht deutscher Zeit. (SDA)