Braune Trauer um Niederlage gegen Rote Armee
Schweizer Neonazis marschieren in Budapest auf

In Ungarns Hauptstadt Budapest haben sich am vergangenen Wochenende Tausende Rechtsextreme versammelt. Angetrieben von fremdenfeindlichen Hass-Parolen zogen sie durch die Stadt. Auch Schweizer Neonazis nahmen am braunen Mob teil.
Publiziert: 12.02.2019 um 23:21 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2019 um 09:31 Uhr
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Der Schweizer Neonazi Gaël R. (33) am «Tag der Ehre» am vergangenen Samstag in Budapest.
Foto: RechercheNetzwerk.Berlin
Dominique Rais
Dominique RaisNews-Redaktorin

Hitler-Parolen, Hass und rechte Hetze. Tausende Neonazis aus ganz Europa sind am Wochenende in die ungarische Hauptstadt Budapest gepilgert. Bewaffnet mit Sturmgewehren und in SS-Uniformen zogen sie durch die Stadt. Anlass für den Neonazi-Aufmarsch war der «Tag der Ehre». Seit 1997, immer am zweiten Februar-Wochenende, versammeln sich Rechtsextreme vor Ort, um den gefallenen Wehrmachtssoldaten in der Schlacht um Budapest im Jahr 1945 zu gedenken. BLICK-Recherchen zeigen jetzt: Unter den Neonazis befanden sich auch Rechtsradikale aus der Schweiz.

Allen voran der bekannte Thurgauer Neonazi Hermann H.* (45). Er zählt zu den Ur-Mitgliedern des Schweizer Ablegers der arischen Bruderschaft Hammerskins mit Ursprung in den USA. Bereits 1995 war er am Überfall auf das Festival für Völkerfreundschaft in Hochdorf LU beteiligt. Zehn Teilnehmer wurden damals von einem braunen Mob von über 50 Rechtsextremen verletzt. Im Zuge schweizweiter Ermittlungen wurden damals 20 Neonazis in Untersuchungshaft genommen.

Thurgauerin war an Neonazi-Marsch in Budapest

H. ist seiner NS-Ideologie über die Jahrzehnte hinweg treu geblieben. Er ist zudem Mitglied in der rechtsextremen Band Vargr I Veum und pflegt Kontakte in die deutsche Neonazi-Szene. Beruflich mag er es eher grün: 2013 gründete er eine Firma im Bereich Gartenunterhalt. Nebenbei ist er in einem Thurgauer Schützenverein aktiv.

Begleitet wurde H. von Sarah G.* (31). Nach BLICK-Recherchen ist sie sowohl mit Schweizer Hammerskins als auch mit dem stellvertretenden Pnos-Parteipräsidenten Florian Gerber bekannt. Auf BLICK-Anfrage bestätigt die Disponentin, die bei einem Thurgauer Transportunternehmen tätig ist, am Neonazi-Marsch in Budapest teilgenommen zu haben. Zu ihrer Verbindung in die Rechtsradikalen-Szene wollte sie keine Angaben machen.

Hammerskin Gaël R. reiste aus der Romandie nach Ungarn

Ein weiteres bekanntes Gesicht ist der Freiburger Gaël R.** (33) aus Fétigny FR. Auch er nahm am braunen Marsch teil. Der gelernte Sanitär-Monteur gilt als einer der Anführer der Hammerskins in der Romandie. R. sorgte bereits im Juli 2017 für Aufsehen. Im Gemeindesaal in Seiry FR hatte er einen Neonazi-Gig geplant – ohne Bewilligung. Doch das Ganze flog auf.

Ebenso aufgeflogen ist die Teilnahme von Luca F.* (28). Als einstiges Vorstandsmitglied der Pnos Berner Oberland ist er kein Unbekannter in der Rechten-Szene. Genau wie Hermann H. und Gaël R. ist auch Luca F. Mitglied der Schweizer Hammerskins.

Hitlers Ideologie wurde auf 60-Kilometer-Marsch gefrönt

Die vier Schweizer Neonazis nahmen unter wehenden Fahnen an der Kranz-Niederlegung an einem Kriegsdenkmal im Zentrum von Budapest teil. Anschliessend formierte sich der braune Mob und brach zum 60 Kilometer langen Gedenkmarsch auf. Dabei stellten die rechtsextremen Teilnehmer den Ausbruch aus Budapest nach. Von der Hauptstadt marschierten die Neonazis in ihren SS-Uniformen und mit geschultertem Sturmgewehr los. Ihr Ziel: der westlich von Budapest in den Bergen gelegene Ort Szomor.

Ausgerichtet wurde das Neonazi-Treffen von der Légió Hungária sowie den ungarischen Hammerskins. Ebenfalls anwesend war die rechtsradikale, gewaltbereite, ungarische Combat-18-Gruppe, die dem Neonazi-Netzwerk Blood & Honour angehört. Die Gruppierungen frönen der nationalsozialistischen Ideologie von Adolf Hitler. Da der Marsch als historische Nachstellung angemeldet war, konnte die ungarische Polizei den Rechtsmarsch nicht unterbinden.

* Name geändert

** Name bekannt

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