«Illegaler Häuserbau» für Flammeninferno verantwortlich
Zahl der Toten in Griechenland steigt auf 87

Bei schweren Waldbränden in der Region um Athen sind 80 Menschen ums Leben gekommen. Sechs Touristen flohen mit dem Boot vor den Flammen, vier von ihnen werden zurzeit noch vermisst. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen und bittet andere EU-Staaten um Hilfe.
Publiziert: 24.07.2018 um 00:33 Uhr
|
Aktualisiert: 08.10.2018 um 23:28 Uhr
Nationaler Notstand in Griechenland
0:52
Region um Athen betroffen:Nationaler Notstand in Griechenland
1/35
Griechen bringen Lebensmittel und Getränke in die zerstörten Gebiete.
Foto: Yorgos Karahalis
1/35
Griechen bringen Lebensmittel und Getränke in die zerstörten Gebiete.
Foto: Yorgos Karahalis

In Griechenland herrscht Notstand! Die Region rund um die Hauptstadt Athen wird von schweren Waldbränden heimgesucht. Mindestens 79 Personen verloren dabei ihr Leben. «Wir haben nahe Rafina weitere 26 Leichen entdeckt» sagte ein Helfer des Roten Kreuzes im griechischen Nachrichtensender Skai. Dies bestätigte auch der Vizebürgermeister der Region, Girgos Kokkolis.

Von mehr als 150 verletzten Personen schweben viele in Lebensgefahr, wie das griechische Staatsradio (ERT) unter Berufung auf Rettungskräfte am Dienstagmorgen berichtete. Fernsehreporter vor Ort berichteten, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigen dürfte, da in verschiedenen Orten im Osten Athens immer neue verkohlte Leichen entdeckt würden.

Flammen wüten in Gebiet mit vielen Ferienhäusern

Zuvor war von mindestens 20 Toten bei den schweren Waldbränden in Griechenland berichtet worden. «Es ist das sogenannte schlimmste Szenario eingetreten», sagte Giannis Kapakis, Chef des griechischen Zivilschutzes. Die Flammen wüten in einem dicht mit Pinien bewaldeten Gebiet, wo es überall Ferienhäuser gibt. Viele Einwohner flüchteten in Panik, mehrere Kinder-Zeltlager mussten evakuiert werden.

Strom, Telefon und Internet fielen in einigen Regionen aus. Wegen der starken Rauchbildung wurden die Autobahn und die Bahnstrecke zwischen Athen und Korinth gesperrt.

Touristen flohen per Boot – vier werden vermisst

In der Nacht zum Dienstag begannen die Behörden mit der Evakuierung der Küstengebiete zwischen Mati und Rafina. Wegen der nahenden Flammen waren viele Menschen an die Strände geflüchtet.

Die Hafenpolizei teilte mit, auf dem Meer bei Rafina zwei dänische Touristen gefunden zu haben. Sie gehörten demnach zu einer Gruppe von insgesamt sechs Touristen, die per Boot geflüchtet sei. Es wurde eine Suche nach den übrigen Touristen eingeleitet.

Fischer, die Küstenwache und Touristen mit Schlauchbooten konnten aber insgesamt mehr als 700 Menschen in Sicherheit bringen, die an Stränden und felsigen Küstenabschnitten Zuflucht vor den Flammen gesucht hatten. Die meisten Brände wurden in der Nacht unter Kontrolle gebracht, nachdem die Winde nachgelassen hatten. Tausende Menschen übernachteten im Freien, in Autos und Sporthallen, wie das Staatsfernsehen berichtete.

Stecken Brandstifter hinter dem Feuer?

Athen bat andere EU-Staaten nach Angaben der Feuerwehr um Hilfe im Kampf gegen die Flammen. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras brach einen Besuch in Bosnien-Herzegowina vorzeitig ab und eilte nach Athen zurück. «Meine Gedanken sind bei den Menschen und den Einsatzkräften», sagte er dem griechischen Fernsehsender «ERT». Er äusserte den Verdacht, dass Brandstifter hinter den Feuern stecken könnten.

Tsipras ordnete an, dass Feuerwehren anderer Regionen sowie das Militär nach Athen zur Hilfe kommen, wie das Staatsradio berichtete. Zudem habe Griechenland andere Länder der EU um Hilfe gebeten, sagte eine Feuerwehrsprecherin am Montagabend.

Zurzeit herrschen in Griechenland Temperaturen um die 40 Grad. Zudem wehen in der betroffenen Region Windböen der Stärke sieben.

Waldbrände sind in den heissen Sommermonaten in Griechenland keine Seltenheit. Im Jahr 2007 waren dabei zum Beispiel insgesamt 77 Menschen getötet worden. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden