Australien
Sydneys Schwulen- und Lesbenparade Mardi Gras feiert 40 Jahre

Sydney – Tausende Schwule und Lesben sind in Sydney zur jährlichen Mardi-Gras-Parade auf die Strasse gegangen. Sie erinnerten am Samstag zugleich an den ersten derartigen Marsch vor 40 Jahren, der von der Polizei brutal niedergeschlagen wurde.
Publiziert: 03.03.2018 um 23:06 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:10 Uhr
Gute Stimmung am Mardi Gras in Sydney.
Foto: KEYSTONE/AP/RICK RYCROFT

Rund 300'000 Zuschauer säumten die Strassen der australischen Metropole. Als Stargast nahm die 71-jährige US-Sängerin und Schauspielerin Cher teil.

Angeführt wurde die Parade mit rund 12'500 Teilnehmern von einem Festwagen der Ureinwohner, auf dem sich der Aborigine Chris Bonney als britischer Entdecker James Cook (1728-1779) verkleidet hatte. «Dieser Mardi Gras spiegelt unser neues Australien wider», sagte er. Es gebe «einen grossen, positiven Wandel» im Land.

Die Aktivistin Betty Hounslow erinnerte an den ersten Marsch 1978, als die Polizei auf die Teilnehmer eindrosch und 53 von ihnen festnahm. «Jetzt marschiert die Polizei mit uns in der Mardi-Gras-Parade. Das ist echt unglaublich», sagte die «78erin».

Bis vor rund 20 Jahren war Homosexualität in Teilen Australiens noch strafbar. Ende vergangenen Jahres wurden gleichgeschlechtliche Ehen ermöglicht. Am Donnerstag heirateten in Sydney zwei Männer auf dem höchsten Punkt der weltberühmten Hafenbrücke.

Mehr als 200 extravagante Festwagen rollten durch die Oxford Street, während Teilnehmer in Leder und Federn zum Applaus des Publikums sangen und tanzten. Kurz bevor Cher auftauchte liess man eine lastwagengrosse Sektflasche knallen, die hunderte Marschierer und Schaulustige auf dem Taylor Square mit Glitter aus biologisch abbaubarem Papier überschüttete. Auf dem «Wagen des Gedenkens» waren 60 grosse Schmetterlingsfiguren festgemacht. Sie sollten an die Aids-Toten aus Sydneys Schwulenszene erinnern.

Mit «Dykes on Bikes» (Lesben auf Fahrrädern) präsentierte sich eine von Australiens ältesten Lesbengruppen. Auf einem Wagen, der einer riesigen rollenden Hochzeitstorte glich, heirateten zwei Männer. «Ich wollte immer eine Riesenhochzeit, 200'000 Leute sind gerade genug», sagte James Brechney, der Stuart Henshal das Jawort gab.

Auch Australiens Premierminister Malcolm Turnbull, der in Sydney den Wahlkreis hat, liess sich kurz bei den Schwulen und Lesben sehen. Er wurde von seiner Frau Lucy begleitet und zog eine Parallele zwischen Mardi-Gras-Parade und eigener Lebensgeschichte. «Sie ist 40 Jahre alt, und vor 40 Jahren hatten Lucy und ich unser erstes Date. So ist unsere Liebesaffäre ein Ergebnis von Mardi Gras.»

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