Er stiess ein Kind vor einen ICE. Der achtjährige Bub starb auf der Stelle. Der mutmassliche Täter, Habte A. (40), sitzt nach der grässlichen Tat in einer speziell ausgestatteten Psychozelle der Justizvollzugsanstalt Frankfurt I in U-Haft. Er wird 24 Stunden überwacht. Und schweigt, wie die «Bild» berichtet.
Gepolsterte Wände, Toilette im Boden, bis auf eine Matratze keine Möbel, dazu zwei Videokameras ohne toten Winkel – so karg sieht A.'s Psycho-Zelle aus. Es ist ein besonders gesicherter Haftraum für Häftlinge, die für sich selbst oder andere gefährlich sein können. Es gibt nichts, was als Waffe benutzt werden kann.
Wie lange er dort bleiben wird, ist noch unklar. Aber: «Nach 6 Monaten muss jedoch geprüft werden, ob die Voraussetzungen weiterhin vorliegen», sagt Oberstaatsanwältin Nadja Niesen zu BLICK. Und: Bisher habe sich A. noch nicht zu einem Motiv geäussert.
Prozess oder geschlossene Psychiatrie
Der von der Schweiz 2008 als Flüchtling aufgenommene Eritreer A. trägt nur Unterwäsche, damit er sich nicht mit seinem Hemd oder Hose erwürgen kann. Um 6, 12 und 18 Uhr gibts Essen, plus eine Stunde am Tag bewachten Hofgang. In den nächsten Tagen soll er psychiatrisch begutachtet werden.
Dazu gehören intensive Gespräche. Es wird geprüft, wie schnell er in Alltagssituationen entscheidet und reagiert. Auch Menschen, die ihn kennen, sollen befragt werden. Liegt nach den Experten eine psychiatrische Erkrankung vor, wird A. in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Ansonsten bleibt er im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess.
Freunde von A. ratlos
In der Schweiz war A. seit geraumer Zeit in psychiatrischer Behandlung. Die Amoktat führte er aus, nachdem er seine Frau und drei Kinder (1, 3 und 4) zu Hause in Wädenswil ZH eingesperrt und auch eine Nachbarin bedroht und ebenfalls eingesperrt hatte. Zur Fahndung ausgeschrieben, beging A. nach einer viertägigen Flucht am Frankfurter Hauptbahnhof den heimtückischen Mord.
Eritreische Freunde der Familie sagten der «Bild», sie könnten die Schreckenstat von A. nicht fassen. A. habe sich «nie provozieren lassen» und sei Problemen immer aus dem Weg gegangen. Vor zwei Monaten habe man auch nichts von psychischen Problemen bemerkt. Er sei wie immer gewesen, nur die Arbeit als Metallbauer habe ihm nicht mehr gefallen. Erklären können sie sich die Wahnsinnstat ihres Freundes nicht.
Augenzeugin kann Schrei nicht vergessen
Eine 58-jährige Augenzeugin schreibt auf Facebook, dass sie zwei Gleise entfernt stand, als der Killer Mutter und Sohn auf die Gleise stiess. «Der entsetzliche Schrei klingt nach», so die Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs. «Ich höre den Schrei noch und wünschte, ich könnte ihn vergessen.»
Mehr als 50 Rettungskräfte seien innert fünf Minuten am Gleis gewesen. Wildfremde Menschen hätten einander geholfen und seien einander in den Armen gelegen, weinten miteinander und zitterten.
Irgendwo in einem Krankenhaus in Frankfurt, so die Frau, liege jetzt eine Mutter, die ihr Kind sterben sah: «Das Schlimmste, was ein Mensch erleben kann.» Den Täter nennt sie einen «Idioten». Sie hofft, dass der Eritreer das Klima in Deutschland nicht weiter vergifte. (kes/jmh)