Skelett stammt zu 99 Prozent vom kleinen Gioele (4)
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Mutter tot im Wald gefunden:Verzweifelte Suche nach dem kleinen Gioele (4)

Augenzeuge meldet sich bei der sizilianischen Polizei
Der kleine Gioele (4) war nach dem Unfall unverletzt

Am 3. August verschwinden auf Sizilien nach einer Kollision auf der A20 Viviana P.* (43) und ihr Sohn (4). Die Leiche der Frau wurde vier Tage später gefunden. Doch was passierte mit Gioele?
Publiziert: 17.08.2020 um 19:16 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2020 um 14:41 Uhr
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Wo ist der kleine Gioele? Nichts führt auf seine Spur. Kein Kinderschuh, kein Kleiderfetzen, kein Spielzeug. Der Bub scheint wie vom Erdboden verschluckt.
Myrte Müller

Verzweifelt wurden diese Zeugen gesucht: Touristen aus Norditalien, Eltern mit zwei Kindern auf dem Weg nach Palermo. Sie hätten den Unfall im Tunnel auf der A20 beobachtet. Das berichteten andere Zeugen vor Ort. Fast zwei Wochen nach dem rätselhaften Verschwinden von Viviana P.* (†43) und ihrem Sohn Gioele (4) meldet sich der Zeuge bei der Polizei. Endlich.

Er sieht an jenem Montagvormittag, wie Viviana P. mit ihrem grauen Opel Corsa den Lieferwagen der Autobahnwartung touchiert. Das Auto sei in etwa 100 km/h schnell gewesen, habe sich zweimal um die eigene Achse gedreht und sei schliesslich gegen die Tunnelwand geprallt.

Jetzt kommt das für die Polizei so wichtige Detail: Viviana habe ihren Sohn aus dem Wagen geholt und auf ihrem Arm getragen. Das Kind habe aufrecht gesessen und seinen Kopf an die Schulter der Mutter gelehnt. Es habe kein Blut an sich gehabt und der Bub schien wohlauf. Auch beobachtet der Zeuge, wie die DJane mit dem Kind über die Leitplanke steigt und in der Wildnis von Caronia verschwindet.

Obduktion kann Todesursache nicht klären

Bis hierhin können die Ermittler die Fahrt der beiden rekonstruieren. Dann aber kommt das grosse Loch. Vier Tage braucht es, bis ein Suchtrupp die Leiche von Viviana P. entdeckt (BLICK berichtete). Sie liegt am Fusse eines eisernen Strommastes. Die Kleidung an der Toten hat Brandspuren. Vielleicht erlitt Viviana einen Stromschlag. Vom kleinen Gioele jedoch fehlt jede auch noch so kleine Spur.

Der Rechtsmediziner findet an den Beinen der Toten tiefe Bisswunden. Sämtliche Knochen sind gebrochen – wie nach einem Aufprall von grosser Höhe auf den harten Boden. Trotz der gründlichen Obduktion kann die eigentliche Todesursache nicht geklärt werden. Ganz ungewiss ist, was dem kleinen Buben geschah. Denn nichts führt auf seine Spur. Fieberhaft suchen noch immer 70 Männer im unwegsamen Gelände nach Kinderschuhen oder Kleidungsfetzen. Bislang vergeblich.

War es Suizid, Mord, Unfall oder eine Tierattacke?

So kann die Anklage nicht abschliessend formuliert werden. Hat Viviana P., die unter Depressionen litt, ihren Sohn getötet und sich dann von einem Strommast heruntergestürzt? Wurden Mutter und Kind von einem oder mehreren Personen verfolgt und getötet? In beiden Fälle wäre es Mord oder Totschlag.

Es gibt aber auch die Möglichkeit eines Unfalls. Viviana P. stürzt, ist bewusstlos. Der Kleine will Hilfe holen und verirrt sich. Doch eine Version scheint immer wahrscheinlicher: Viviana und Gioele wurden Opfer von Tierattacken (BLICK berichtete). Möglicherweise könnten zwei Rottweiler, die im Gelände frei herumlaufen, die Mutter mit dem Kind auf dem Arm gehetzt haben. In ihrer Verzweiflung flüchtete Viviana P. dann auf den Strommast, bekam einen Schlag, fiel mit ihrem Kind auf dem Arm hinunter und blieb schwerverletzt liegen bis sie starb. Den Buben könnten dann die Kampfhunde weggeschleppt haben.

*Name der Redaktion bekannt

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