Aufruf zu Generalstreik, Verkehr blockiert, Hunderte Flüge gestrichen
Eskalation in Hongkong

Regierungsgegner in Hongkong haben zu einem Generalstreik aufgerufen. Sie blockieren Verkehrsadern und haben Barrikaden um das Regierungsgebäude errichtet. Airlines strichen Hunderte Flüge ab Hongkong. Die Regierung warnt, die Stadt stehe «am Rande» des Abgrunds.
Publiziert: 05.08.2019 um 04:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2019 um 11:11 Uhr
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Wenig geht mehr in Hongkong an diesem Montagmorgen. Regierungsgegner versuchen, die Metropole mit einem Generalstreik lahmzulegen.
Foto: AFP

Demonstranten in Hongkong haben zu einem Generalstreik aufgerufen und die Verkehrsadern der Metropole zum Erliegen gebracht. Airlines, darunter Cathay Pacific, strichen Hunderte Flüge, weil Passagiere den Flughafen nicht mehr erreichen können.

Schätzungsweise eine halbe Million Menschen sollen dem Aufruf zur Niederlegung der Arbeit folgen, berichtet Hongkongs führende englischsprachige Zeitung «South China Morning Post» (SCMP) in ihrer Onlineausgabe. Die Polizei nahm am Montag soweit 44 Personen fest.

Rushhour- und Reiseverkehr wurden in Chaos gestürzt, indem Regierungsgegner Hongkong mit einem stadtweiten Streik zum Erliegen zu bringen versuchen. Damit tritt die politische Krise mit Protesten, die das Territorium seit Wochen lähmen, in eine neue Eskalationsphase.

Regierung warnt

Hongkongs Chief Executive Carrie Lam (62) stellte sich um 10 Uhr Ortszeit (4 Uhr MESZ) erstmals seit zwei Wochen den Medien. Sie sagte, es sei «Zeit, Chaos und Gewalt abzusagen». Die Stadt stehe «am Rande», so Lam. Die «Störungen» würden Hongkongs Recht und Ordnung «ernsthaft untergraben» und die Stadt «an den Rand einer sehr gefährlichen Situation» drängen. Der Streik, so Lam, schade der arbeitenden Bevölkerung. Den Demonstranten machte sie keine Zugeständnisse.

Sicherheitskräfte verhafteten bei neuen Protesten am Sonntag 20 Demonstranten. Am Montag gingen die Regierungsgegner als Vergeltungsaktion voll in die Gegenoffensive. Hunderte maskierte und in schwarz gekleidete Demonstranten entzündeten Feuer und übersprühten Ampeln mit Farbe.

Angestellte und Arbeiter wurden zum Generalstreik aufgerufen, während Dutzende von teils vermummten Regierungsgegnern Strassen, Tunnels und Züge von Hongkongs Metro «MTR» blockierten. Es kam zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizei mit dem Einsatz von Tränengas. Um das Verwaltungsgebäude der Hongkonger Regierung wurden Barrikaden errichtet.

Flughafen-Express unterbrochen

Um 9 Uhr Ortszeit wurde auch der Airport-Express gestoppt. Damit waren insgesamt acht Zuglinien unterbrochen. Airlines forderten Passagiere dazu auf, mit der jeweiligen Fluggesellschaft zu prüfen, ob ihre Flüge ab Hongkongs Flughafen Chek Lap Kok gestrichen sind.

Wer an den Flughafen muss, schafft dies nur mit einem Bus oder Taxi – die, je nach Lage, Umwege fahren müssen. «Die zuverlässigste Option ist ein Taxi – wenn Sie eines bekommen können», schreibt die SCMP.

Die Proteste wurden durch ein inzwischen suspendiertes Gesetz ausgelöst, das die Auslieferung von Verdächtigen nach China erlaubt hätte. Die Demonstranten fordern die komplette Streichung des Gesetzes.

Schwerste politische Krise seit Jahrzehnten

Die Unruhen haben die lange apolitische Finanzmetropole in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten gestürzt. Immer mehr Menschen im Territorium befürchten, dass Peking die ehemalige britische Kronkolonie wie «Ein Land, ein System» regieren und Hongkongs Recht auf freie Meinungsäusserung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit beschneiden will. Daneben klagen die Proteste auch Polizeigewalt an, wobei beide Seiten zunehmend weniger zimperlich sind.

Derweil ist Peking im Dilemma, entweder zu viel oder zu wenig Härte zu zeigen. Lässt es hart gegen die Demonstranten vorgehen, heizt dies die Entschlossenheit der Regierungsgegner noch an. Zeigt es sich versöhnlich, werten es die Demonstranten als Schwäche Pekings und stellen noch mehr Forderungen. (kes)

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