Seit sieben Jahren tobt der Krieg in Syrien – und erreicht einen weiteren traurigen Tiefpunkt: Die Truppen des Machthabers Baschar al-Assad haben mit Unterstützung aus Russland und Iran eine der blutigsten Angriffswelle seit Beginn des Konflikts gestartet.
Ziel ist die im Zentrum des Landes gelegene Stadt Ost-Ghuta (400'000 Einwohner), die von Rebellen kontrolliert wird. Innerhalb von 48 Stunden wurden bei den Bombardements mindestens 346 Menschen getötet und 1200 verletzt, darunter zahlreiche Kinder.
Truppen bereiten sich auf Bodenoffensive vor
Doch das Schlimmste steht offenbar noch bevor. Die Regierungstruppen sammeln sich für eine grössere Bodenoffensive, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Worte des Generals Suheil al-Hassan, auch genannt «der Tiger», sind beunruhigend: «Ich verspreche, ich werde ihnen eine Lektion erteilen», sagt der General in einem Video, das unter Assad-Freunden zirkuliert.
Das Vorgehen erinnert an die brutale Rückeroberung der Metropole Aleppo im Dezember 2016, die einst von Rebellen kontrolliert wurde. Damals lösten Assad-Truppen mit Hilfe von russischen Luftschlägen eine humanitäre Katastrophe aus. Sie blockierten Zugangswege, liessen keine Hilfsgüter zu der Bevölkerung und bombten die Stadt in Schutt und Asche.
Seit Montag wurden in Ost-Ghuta sieben Spitäler bombardiert. Bereits vor fünf Jahren wurden die Menschen in der Stadt Opfer eines Giftgas-Angriffs.
Unicef ist sprachlos
«Es ist kein Krieg. Es ist ein Massaker», sagt ein Arzt aus Ost-Ghuta zum britischen «Guardian». Und schildert seinen Alltag: «Ein Kind kam zu mir, sein Gesicht war blau, und es konnte kaum atmen, sein Mund war voller Sand. Ich glaube, was wir machen müssen, steht in keinem Lehrbuch.»
Der Uno-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, hat mit scharfen Worten die Gewalt kritisiert. «Stoppt die ungeheuerliche Vernichtung in Ost-Ghuta», sagte er am Mittwoch in Genf. «Wie viel Grausamkeit braucht es, damit die internationale Gemeinschaft endlich gemeinsam sagt: genug tote Kinder, genug zerstörte Familien, genug Gewalt?», so al-Hussein.
Das Uno-Kinderhilfswerk Unicef veröffentlichte ein knappes Statement. «Keine Worte werden den getöteten Kindern, ihren Müttern, Vätern und Angehörigen gerecht», heisst es, dann folgen zehn leere Zeilen. (rey/SDA)