Gegen den Oberwalliser Markus Antonietti (55) ist im Internet ein Shitstorm aufgezogen. Zumindest in Venezuela. Jetzt ist der Skandal in der Schweiz angekommen.
Dieses Mal geht es nicht um einen Autounfall, sondern um einen wüsten Rosenkrieg: Die Ex wirft Antonietti Gewalt in der Beziehung und Rassismus vor. Das Eidgenössische Departement des Äusseren hat die Affäre der Öffentlichkeit bisher vorenthalten. Die Westschweizer Zeitung «Le Matin» hat die Geschichte jetzt aufgedeckt.
Der Schweizer Botschafter kam mit Julia Delgado Chalbaud (48) schon bald nach seiner Ankunft in Caracas (Venezuela) im Jahr 2011 zusammen. Die Dame ist die Enkelin eines Ex-Präsidenten von Venezuela und darum prominent in dem südamerikanischen Land. Photos und Artikel in den Lokalmedien halten den Beginn der Romanze fest.
Dann plötzlich, im April 2013, beginnt mit einem Knall der öffentliche Rosenkrieg. Julia Delgado organisiert eine wilde Demonstration vor der Schweizer Botschaft in Caracas. Sie führt eine Prozession von einem Dutzend Frauen an. Auf Transparenten protestieren sie gegen Gewalt an Frauen. Sie fordern, dass Markus Antonietti die diplomatische Immunität entzogen wird. Er soll zur «persona non grata» in Venezuela erklärt werden.
«Er hat mich psychisch und physisch misshandelt»
Sie klagt den Botschafter öffentlich lautstark an: «Er hat mich psychisch und physisch misshandelt. Er ist ein Rassist, er hasst unser Land.» Ein Video der Demonstration wird im offiziellen Netzwerk des sozialistischen Regime Venezuelas «Aporrea» veröffentlicht. Das ganze Land weiss jetzt, was die Enkelin des ehemaligen Präsidenten der Militärjunta dem Schweizer Botschafter vorwirft.
Julia Delgado begnügt sich nicht mit der Demonstration. Sie flutet die Sozialen Medien mit Bildern und Videos gegen Markus Antonietti. Darunter zeigt sie auch Gerichts-Dokumente, die eine Strafklage wegen Gewalt in der Beziehung gegen den Botschafter beweisen sollen.
Venezuela muss den Schweizer Botschafter nicht aus dem Land jagen. Schon Ende 2012 hatte der Bundesrat beschlossen, Antonietti nach Prag zu versetzen. Hier ist er Botschafter seit September 2013. Er ertrage die Hetze im Internet sehr schlecht, sagt der geschiedene Familienvater gegenüber «Le Matin».
Botschafter: «Sie liess mich durch die Hölle gehen!»
Antonietti weist alle Vorwürfe gegen sich zurück: «Ich hatte mich entschieden, die Beziehung zu beenden. Sie hat das sehr schlecht vertragen. Sie liess mich darauf mehrere Wochen durch die Hölle gehen. Sie hat sich geweigert, die Wohnung in der Botschaft zu verlassen. Und sie hat mich physisch angegriffen.»
Mit 55 Jahren hat Markus Antonietti bereits eine beachtliche Karriere hinter sich. Er ist seit 30 Jahren beim EDA, hat in Equador den ersten Posten als Botschafter erhalten. Dann kam Venezuela und jetzt Prag. Ist jetzt seine berufliche Zukunft zerstört?
Der Botschafter kämpft dagegen an. «Ich habe erreicht, dass das Video mit den falschen Vorwürfen von Youtube und Facebook vom Netz genommen wurde. Aber auf Google+ darf sie es immer noch zeigen.»
Sie beklagt sich beim Papst
Das EDA hat den Fall erst einmal zu den Akten gelegt, sagt der Kommunikationschef des Bundesamtes gegenüber «Le Matin». Die Vorwürfe der Dame seien unbewiesen und man warte die Beschlüsse der venezuelanischen Justiz ab.
Julia Delgado führt ihre Attacken auf den Botschafter weiter. Sie schickt Briefe an den Papst und an den US-Botschafter in Prag. (mcb)