Den Franzosen ist es Ernst mit dem Burkini-Verbot: Eine Burkiniträgerin wurde gestern von den französischen Beamten gezwungen ihr Ganzkörper-Badekleid auszuziehen. Drohend stehen vier Polizisten um sie herum und beobachten, wie sie sich entkleidet, die Badegäste gaffen. Der einzige Trost für die Frau: Sie hat auch ohne Burkini noch Klamotten an.
Über ein Dutzend Ortschaften verbieten den Burkini
Der Grund: Seit letzter Woche sind Burkinis in Nizza verboten. Die Touristenstadt an der Côte d'Azur ist eine von 15 Ortschaften in Frankreich, die nach den Terrorattacken das Tragen des Ganzkörper-Badekleids unter Strafe stellen. Burkinis würden eine religiöse Zugehörigkeit offen zur Schau stellen und könnten dadurch «Störungen der öffentlichen Ordnung» auslösen.
Kleidung entspricht nicht den «guten Sitten und Weltlichkeit»
Die Burkiniträgerin ist nicht die erste, die wegen der neuen Regelung gescholten wurde: In Cannes bekam am Donnerstag eine Frau mit Leggings, Tunika und Kopftuch bereits eine Busse. Laut «The Guardian» stand auf dem entsprechenden Zettel als Begründung, dass die Kleidung nicht den «guten Sitten und Weltlichkeit» entspreche.
«Die Leute riefen «geh nach Hause"»
«Ich sass am Strand mit meiner Familie», sagt die bestrafte Siam (34) zu «The Guardian». «Ich trug ein klassisches Kopftuch und hatte keine Absichten zu Schwimmen.»
Die Augenzeugin Mathilde Cousin verfolgte das Geschehen: «Das Traurige war, dass Leute «geh nach Hause» riefen und den Polizisten applaudierten – währenddem ihre Tochter weinte.»
Sie ist eine von vielen, der das harte Durchgreifen der französischen Polizei sauer aufstösst. Auch der erzwungene Burkini-Strip am Strand von Nizza löst Entrüstung aus. Auf Twitter stösst die strenge Politik auf massive Kritik. Diese reicht von «Schäm dich, Europa» bis zu «darf man jetzt nicht mehr angezogen am Strand sitzen?». (kra)