Am Dienstag wäre er im Gefängnis gelandet
Trump begnadigt seinen Ex-Berater Roger Stone

Vier Tage vor Haftantritt ist Roger Stone plötzlich ein freier Mann. US-Präsident Donald Trump hat seinen Ex-Berater begnadigt.
Publiziert: 11.07.2020 um 04:32 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2020 um 09:49 Uhr
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Roger Stone entgeht einer Gefängnisstrafe im letzten Moment.
Foto: keystone-sda.ch

Am Dienstag wäre Roger Stone (67) hinter Gittern gewesen. Doch jetzt hat US-Präsident Donald Trump (74) seinem in der Russland-Affäre verurteilten Vertrauten die Gefängnisstrafe erlassen. «Roger Stone ist jetzt ein freier Mann!», teilte das Weisse Hause am Freitagabend mit. Der zu mehr als drei Jahren Haft Verurteilte wäre im Gefängnis einem ernsthaften medizinischem Risiko ausgesetzt gewesen, hiess es weiter. Die Verfolgung Stones in den nach Ansicht des Weissen Hauses unfairen Ermittlungen habe Trump zu seiner Entscheidung bewogen. «Roger Stone hat bereits sehr gelitten. Er wurde sehr ungerecht behandelt, wie viele andere in diesem Fall.»

In der Russland-Affäre hatte FBI-Sonderermittler Robert Mueller (75) die Vorwürfe zu illegalen Beziehungen zwischen dem Trump-Wahlkampfteam – für das auch Stone arbeitete – und Vertretern Russlands untersucht. In der im Frühjahr vergangenen Jahres abgeschlossenen Untersuchung fand Mueller keine Belege dafür, dass es vor der Wahl 2016 eine Verschwörung zwischen dem Trump-Wahlkampfteam und Vertretern Russlands gegeben habe. Eine Behinderung der Ermittlungen der Justiz durch Trump schloss Mueller in seinem Bericht nicht aus.

Er wurde zu 40 Monaten Gefängnis verurteilt

Stone allerdings war im Februar wegen Vergehen im Zusammenhang mit der Affäre zu einer Haftstrafe von mehr als drei Jahren verurteilt worden. Eine Jury sah es als erwiesen an, dass er sich im Zusammenhang mit Kontakten zur Enthüllungsplattform Wikileaks unter anderem wegen Falschaussagen, der Behinderung von Ermittlungen und der Beeinflussung von Zeugen schuldig gemacht hat. Stone hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Wegen der Schwere von Stones Vergehen hatten die Ankläger dem Bundesgericht in Washington eine Haftstrafe von sieben bis neun Jahren Gefängnis empfohlen. Im Anschluss hatte Trump seiner Wut auf Twitter Luft gemacht, das vorgeschlagene Strafmass scharf kritisiert und von einer «Verfehlung der Justiz» gesprochen. Aus Trumps Sicht ist Stone ein Opfer der «illegalen» Russland-Ermittlungen.

Spekulationen, wonach Trump Stone begnadigen könnte, hielten sich hartnäckig. Normalerweise stellt sich das Justizministerium nicht gegen Empfehlungen von Staatsanwälten. Nach Trumps Äusserungen hatte die Behörde allerdings erklärt, der Vorschlag der Ankläger sei «exzessiv und ungerechtfertigt».

Stone – der Mann mit den «dreckigen Tricks»

Der Exzentriker Stone mit seinen schlohweissen Haaren gilt als eine der berüchtigtsten Figuren in der amerikanischen Politik. Seit Jahrzehnten zog er aufseiten der Republikaner hinter den Kulissen viele Fäden und schreckte auch nicht vor «dreckigen Tricks» zurück, wie er selbst zugibt. Als Verehrer von Richard Nixon hat der 67-Jährige sogar ein Tattoo des ehemaligen Präsidenten auf seinem Rücken.

Die Stellungnahme des Weissen Hauses vom Freitag las sich dabei bemerkenswert feindselig und griff die Ermittlungen Muellers scharf an. «Diese Anschuldigungen waren das Produkt von Rücksichtslosigkeit, die von Frustration und Bosheit getragen wurden», hiess es. «Aus diesem Grund hatten die ausser Kontrolle geratenen Staatsanwälte von Mueller, die verzweifelt nach spritzigen Schlagzeilen suchen, um eine fehlgeschlagene Untersuchung zu kompensieren, Herrn Stone ins Visier genommen.»

Zuletzt hatte ein Ermittler aus Robert Muellers Team vor dem Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses ausgesagt, dass Stone wegen seiner Nähe zu Trump von der US-Justiz begünstigt würde. «Ich habe – wiederholt – gehört, dass Roger Stone wegen seiner Beziehung zum Präsidenten anders als alle anderen Angeklagten behandelt wurde», sagte Staatsanwalt Aaron Zelinsky. (SDA)

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