David Cameron jubelt: Der bisherige Premierminister Grossbritanniens ist auch der zukünftige. Die Tories konnten bei den gestrigen Parlamentswahlen mindestens 326 Sitze holen – die absolute Mehrheit. Und es werden Prognosen zufolge noch mehr werden.
Damit hatte keiner gerechnet. Experten rechneten mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Konservativen und der Labour-Partei. Sagten eine äusserst schwierige und langwierige Regierungsbildung voraus.
Doch die Labour-Partei schaffte es den Prognosen zufolge gerade einmal auf 232 Sitze, 230 sind bereits fix. Eine «sehr enttäuschende und schwierige Nacht» liege hinter seiner Partei, sagte Oppositionsführer Ed Miliband. Er hat am frühen Nachmittag seinen Rücktritt bekanntgegeben.
Nationalisten legen kräftig zu
Grosse Siegerin der Wahl sind zudem die schottischen Nationalisten. Die Scottish National Party (SNP) könnte es der Prognose zufolge auf 56 von 59 schottischen Sitzen im Parlament in Westminster schaffen. Vor allem der Labour-Partei nahmen sie in deren früherer Hochburg zahlreiche Direktmandate ab.
Der Schatten-Aussenminister und Labour-Wahlkampfmanager Douglas Alexander schaffte es in seinem schottischen Wahlkreis nur auf knapp 18 Prozent der Stimmen und verlor seinen Platz im Parlament an die 20-jährige Politikstudentin Mhairi Black von der SNP (51 Prozent). Sie wird als jüngste Abgeordnete seit 1667 in das britische Parlament einziehen (siehe Box).
«Heute Nacht wird ein Löwe brüllen»
Auch der schottische Labour-Chef Jim Murphy muss seinen Sitz im Parlament für die SNP räumen. Der frühere Ministerpräsident von Schottland und vermutliche Fraktionschef in Westminster, Alex Salmond, sagte: «Heute Nacht wird ein Löwe brüllen, ein schottischer Löwe, und er wird mit einer Stimme brüllen, die keine Regierung, welcher politischen Couleur auch immer, ignorieren kann.»
Ein Verlierer der Wahl sind die bisher mitregierenden Liberaldemokraten, die bislang Juniorpartner der Regierungskoalition mit Camerons konservativen Tories waren. Vor fünf Jahren erzielten sie mit 57 Abgeordneten-Plätzen ein gutes Ergebnis, nun werden es - der Prognose zufolge - nur noch 10. Der ehemalige Parteichef Paddy Ashdown sagte: «Wenn diese Prognose stimmt, esse ich in aller Öffentlichkeit meinen Hut.»
«Eine grausame Nacht»
Der liberale Parteichef Nick Clegg konnte seinen Sitz in Sheffield knapp halten. «Dies war eine grausame Nacht für die Liberaldemokraten und eine Abstrafung», sagte Clegg am frühen Freitagmorgen. Wenige Stunden später trat er zurück.
Auch Nigel Farage, Präsident der rechtspopulistischen Ukip, gab seinen Rücktritt bekannt. Die Partei, die einen Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union anstrebt, gewann laut der Prognose nur einen Parlamentssitz - ebenso wie die Grünen. 2010 hatten nur 3,1 Prozent der Wähler ihr Kreuz bei Ukip-Kandidaten gemacht und kein Abgeordneter war ins Parlament eingezogen. (SDA/lha)