Es hätte die grosse Attraktion werden sollen im Louvre in Abu Dhabi, einem Ableger des bekannten Museums von Paris: Das Salvator Mundi (Erlöser der Welt), das Jesus-Gemälde von Leonardo da Vinci, erschaffen um das Jahr 1500. Doch jetzt wird es statt bestaunt verzweifelt gesucht!
Das Öl-Gemälde zeigt ein Porträt von Jesus Christus, in der linken Hand hält er eine durchsichtige Kristallkugel, die Finger der rechten Hand sind zur Segnung geformt. Das Bild war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mal spurlos verschwunden. Doch jetzt wird bereits über den Verlust des Kunstwerks spekuliert.
Warum kam das Bild nie im Louvre an?
Noch am 15. November 2017 sorgte das Salvator Mundi für grosses Aufsehen. Bei einer Auktion wurde das Bild für 450 Millionen Franken ersteigert und schaffte es so zum teuersten Gemälde der Welt (BLICK berichtete). Der zahlungskräftige Käufer wollte zunächst anonym bleiben. Später sickerte jedoch durch, dass das Bild wohl an den Saudi-Prinzen Bader bin Abdullah bin Mohammed bin Farhan al-Saud (33) ging.
Ab da verliert sich die Spur des Jesus-Porträts. Prinz Bader amtet in Saudi-Arabien unter anderem als Kulturminister. Es verwunderte darum wenig, als das saudische Kultusministerium kurz nach der Versteigerung ankündigte, das bekannte Gemälde in Abu Dhabi ausstellen zu wollen. Doch im Museum war das Werk bisher nie zu sehen. Wo es ist, wissen weder das Museum in Abu Dhabi, noch die Louvre-Verantwortlichen in Paris, die das Bild ebenfalls gerne in einer Ausstellung zeigen wollten.
Saudis investieren in die Zukunft – sogar mit einem Jesus-Bild
Warum hängt das Bild – trotz grosser Ankündigungen – nicht im Louvre? Wurde das Salvator Mundi gar von den Saudis zerstört? Ein Horror-Szenario für Kunstliebhaber. Ebenfalls spekuliert wird, dass Prinz Bader das Gemälde bloss als Strohmann für den Kronprinzen Mohammed bin Salman erworben hatte und das Werk nun in einem Anwesen des saudischen Machthabers hängt.
Das Interesse der Saudis an wertvollen Kunstwerken hat auch einen ganz wirtschaftlichen Aspekt. Das Königreich investiert damit in die eigene Zukunft. Sollte das Land mit seinen enormen Erdölvorkommen irgendwann einmal kein Geld mehr verdienen können, will es unter anderem mit Gemälden wie dem Jesus-Porträt Einkünfte generieren. Im muslimischen Glauben gilt Jesus nicht als Sohn Gottes, sondern als Prophet.