LGBT-Aktivisten umarmen sich mit Neo-Nazis. Althippies und Impfgegner feiern mit Techno-Tänzern. Regenbogenfahnen kreuzen sich mit alten Wehrmachtsflaggen. Auf den Plakaten ist zu lesen: «Bill Gates ist der Teufel» und immer wieder «Merkel muss weg». Am Wochenende erlebte Berlin vermutlich eine der irrsinnigsten Demonstrationen in der Geschichte der Stadt. Rund 20'000 Protestler gingen unter dem Leitspruch «Tag der Freiheit» gegen die Corona-Massnahmen der deutschen Bundesregierung auf die Strasse. Alle ohne Maske, dafür mit bizarren Ansichten («Es gibt keine Corona-Pandemie!») und Schlachtrufen wie: «Wir sind die zweite Welle!»
Beobachter des Demonstrationszugs wurden sogar böse aufgefordert ihre Mund-Nasen-Schutzmasken abzunehmen, auch Pressevertreter wurden immer wieder bedrängt. Irgendwann wurde es der Polizei zu bunt, und die Kundgebung wurde kurzerhand für «beendet» erklärt. Der eindeutige Grund: Die Demonstranten standen viel zu eng und die Abstandsregeln waren zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Veranstalter sauer, Berliner Bürgermeister fassungslos
Veranstalter Michael Ballweg von der Anti-Corona-Initiative «Querdenken 711» schäumte dennoch vor Wut: «Die Versammlung wurde illegalerweise aufgelöst. Das wird für die Polizei letztendlich ein juristisches Nachspiel haben. Wir werden uns da wehren. In welcher Diktatur leben wir, wenn Versammlungen nicht mehr möglich sind?»
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) kritisierte die Teilnehmer der Grossdemonstration scharf: «Es ärgert mich masslos. Die reisen aus Frankfurt und Stuttgart an, um in unserer Stadt Randale zu machen», sagte Müller in der «rbb-Abendschau». Die Demonstranten würden die Fakten nicht zur Kenntnis nehmen und riskierten damit die Gesundheit anderer Menschen. Virologen schlugen bei den Bildern aus Berlin Alarm, denn lautes Rufen und nahes Zusammenstehen steigert das Übertragungsrisiko immens. Ein Umstand, der den Teilnehmern wohl mehr als egal ist.
Mahnende Worte vom Gesundheitsminister
Auch der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) meldete sich am Wochenende im Nachgang der Anti-Corona-Demo zu Wort. Via Twitter schrieb er: «Ja, Demonstrationen müssen auch in Corona-Zeiten möglich sein. Aber nicht so!» Er mahnte: Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken dienen dem Schutz aller. Er redete den Protestlern ins Gewissen: «Die Pandemie ist nur mit Vernunft, Ausdauer und Teamgeist zu meistern. Je verantwortlicher wir alle im Alltag miteinander umgehen, desto mehr Normalität ist trotz Corona möglich.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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