Ukrainische Boeing in Teheran abgestürzt
0:43

176 Menschen tot
Ukrainische Boeing in Teheran abgestürzt

Eine ukrainische Passagiermaschine ist am Mittwochmorgen in der Nähe des Teheraner Imam-Chomeini-Flughafens abgestürzt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna hatte die Boeing 737 insgesamt 176 Passagiere und Crew-Mitglieder an Bord. Es gibt keine Überlebenden.
Publiziert: 08.01.2020 um 04:51 Uhr
|
Aktualisiert: 09.01.2020 um 07:37 Uhr
1/28
Nächste Tragödie im Iran!
Foto: Keystone

Ein Flugzeug der «Ukraine International Airlines» ist in der Nacht auf Mittwoch in der iranischen Hauptstadt Teheran abgestürzt. An Bord waren insgesamt 167 Passagiere und 9 Crew-Mitglieder.

Keiner der Insassen hat überlebt. An Bord waren 82 Iraner, 63 Kanadier, 3 Deutsche, 3 Briten, 10 Schweden, 4 Afghanen, 2 Passagiere sowie 9 Crew-Mitglieder aus der Ukraine. Iranischen Staatsmedien zufolge waren 15 der Passagiere Kinder.

Bei der Unglücksmaschine handelt es sich um eine Boeing 737-800 (nicht die neue MAX-Variante).

Flugzeug war neu

Medien zufolge war der Flieger kurz nach 6 Uhr (Ortszeit) auf dem Weg von Teheran nach Kiew und stürzte zwei Minuten nach dem Abflug auf einem offenen Feld nahe dem Vorort Parand ab.

Das iranische Staatsfernsehen machte technische Probleme als Ursache für den Absturz verantwortlich, ohne genauer darauf einzugehen. Einem Flughafensprecher zufolge soll ein Triebwerk in Brand geraten sein, was zum Absturz führte, berichtet «KP.ru».

Die Flugschreiber konnten mittlerweile gefunden werden. Sie sollen mehr Informationen ans Licht bringen. Allerdings halten die iranischen Behörden die Schreiber noch zurück, berichtet «Reuters». Erst soll klar werden, in welches Land die Blackbox zur Analyse überführt wird. Berichten zufolge wollen die Iraner so verhindern, dass der Schreiber bei den Amerikanern landet.

Wie «Flightradar» schreibt, sei das Flugzeug praktisch neu gewesen. Die Airline hatte es 2016 erworben. Erst vor zwei Tagen sei es noch überprüft worden. «Das Flugzeug war einsatzfähig», betonte Airline-Präsident Jewgenyj Dychne in Kiew. «Es war eine unserer besten Maschinen.» Die Besatzung sei «wunderbar» gewesen, fügte Dychne hinzu, der erkennbar die Tränen zurückhalten musste. Das Flugzeug habe sich in 2400 Metern Höhe befunden, als es vom Radar verschwunden sei.

Airline-Vizepräsident Igor Sosnowsky sagte, die Wahrscheinlichkeit, dass der Absturz auf einen Fehler der erfahrenen Crew zurückgehe, sei «minimal». «Wir ziehen das schlichtweg nicht in Betracht», sagte er.

Flugbetrieb eingestellt

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach dem Absturz tief erschüttert gezeigt. «Schreckliche Nachrichten aus dem Nahen Osten», schrieb er auf Facebook. «Mein aufrichtiges Beileid an die Familien und Freunde aller Passagiere und Besatzungsmitglieder.» Der 41-Jährige brach nach dem Unglück seinen Aufenthalt im Oman auf der arabischen Halbinsel ab.

Die Ukraine International Airlines haben die Flüge nach Teheran bis auf Weiteres per sofort eingestellt.

Die Boeing hat sich auf Twitter ebenfalls zum Unglück geäussert. «Das ist ein tragisches Ereignis, und unsere aufrichtigen Gedanken gelten der Besatzung, den Passagieren und ihren Familien. Wir stehen in Kontakt mit unseren Airline-Kunden und stehen ihnen in dieser schwierigen Zeit zur Seite.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

USA sperrten kurz davor Luftraum für eigene Maschinen

Kurz nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hatte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt. Über dem Persischen Golf, dem Golf vom Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge «wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen» nicht mehr operieren, hiess es in einer Mitteilung. Es gebe ein erhöhtes Risiko, das ein Flugobjekt falsch identifiziert werde.

Botschaft schliesst Raketenangriff aus – löscht später diese Info

Ob ein Zusammenhang des Absturzes der ukrainischen Maschine mit der militärischen Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und den USA besteht, oder tatsächlich ein brennendes Triebwerk Schuld ist, ist noch unklar.

Die ukrainische Botschaft im Iran schrieb zunächst auf ihrer Homepage, dass ein Raketenangriff oder ein Terroranschlag ausgeschlossen seien. Mittlerweile ist diese Information gelöscht.

Die vom US-Verteidigungsministerium bestätigten Attacken auf die amerikanisch genutzten Militärstützpunkte Ain al-Asad im Zentrum des Iraks und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil in der Nacht zum Mittwoch gelten als Revanche für die Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Luftschlag. (man/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?