Amok am Karnevalsumzug im hessischen Volkmarsen (D)! Ein Autofahrer (29) ist am Rosenmontagsumzug in eine Menschenmenge gerast. «Wir gehen von einem Anschlag aus», sagt ein Polizeisprecher zur «Bild-Zeitung». Demnach fuhr der Täter bewusst um Sperren herum. Und ist dann mit seinem silbrigen Mercedes-Kombi rund 30 Meter in den Umzug gedonnert – ungebremst. «Der Fahrer hat Gas gegeben», sagt ein Augenzeuge der «Hessenschau». Gegen den 29-Jährigen wurde Untersuchungshaft angeordnet. Ihm werden versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Strassenverkehr vorgeworfen.
Die traurige Bilanz seiner Amokfahrt: 61 Verletzte – darunter 18 Kinder! 35 Personen befinden sich laut Polizei Nordhessen im Spital in stationärer Behandlung. Sieben Opfer des Amok-Fahrer sollen schwer verletzt sein, unter ihnen auch zahlreiche Kinder. Am Dienstag befanden sich noch 35 Menschen in stationärer Behandlung. Weitere wurden demnach ambulant behandelt.
Der Autofahrer wurde in Untersuchungshaft genommen. Dem Deutschen wird versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Strassenverkehr vorgeworfen.
«Fuhr voll in meine Schwester»
Unter den Opfern ist die kleine Emilia (4). Sie war mit ihrer Mutter und Schwester unterwegs, als der Wagen die Vierjährige erfasste. Ihre Schwester zur BILD: «Ich habe mich gefühlt wie im Horrorfilm. Ich war auf der anderen Straßenseite, der fuhr voll in meine Schwester rein. Meine Schwester hat Gummiknochen.»
Emilia war als Ladybug verkleidet. Eine Superheldin. Sie glaubt nun, dass sie nur wegen ihrem Kostüm den Unfall überlebt hat, erklärt ihr Vater. Er war nicht dabei, als der Mercedes seine Tochter überfuhr. Der 33-Jährige erfuhr von seiner Frau von dem furchtbaren Unfall. Er zur BILD: «Sie rief mich an, ich lief sofort los, sah mein blutendes Mädchen auf dem Boden liegen. Es waren entsetzliche Bilder, die sich da abspielten.»
Amok-Fahrer Maurice P. (29) war polizeibekannt
Die Kleinstadt im Kreis Waldeck-Frankenberg, die rund 30 Kilometer von Kassel entfernt liegt, steht unter Schock. Menschen seien wie Papier durch die Luft geflogen. «Kurz nach der Amokfahrt sassen die Menschen schockiert am Strassenrand», sagt Fotograf Karsten Socher zu Blick TV. Vor Ort boten sich dramatische Bilder. «Als ich ankam, lagen 15 Personen am Boden, darunter viele Kleinkinder. Überall verheulte Gesichter, darunter gestandene Männer. Väter, die ihre Kinder am Boden haben liegen sehen», sagt Elmar Schulten (56), Lokalreporter der «Waldeckischen Landeszeitung».
Beim Amok-Fahrer handelt es sich um den Deutschen Maurice P.* (29). Er kommt selbst aus Volkmarsen, hat dort im Fachwerkhaus bei seiner Grossmutter gelebt, die die Wintermonate laut dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland» für gewöhnlich auf den Kanaren verbring. Gemäss dem Vermieter des Fachwerkhauses ist die Familie von Maurice P. in der Kleinstadt bekannt: «Niemand hier hätte erwartet, dass er so etwas Krankes tut, es gab absolut keine Hinweise. Alle sind fassungslos.»
Zwar ist Maurice P. den Behörden laut der Deutschen Presse-Agentur bis anhin nicht als Extremist bekannt gewesen. Doch der Amok-Fahrer war dennoch polizeibekannt. Er ist demnach in der Vergangenheit schon durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.
Motiv unklar, aber wohl nicht politisch
«Der Beschuldigte konnte noch vor Ort von der Polizei vorläufig festgenommen werden und befindet sich derzeit aufgrund der Verletzungen in ärztlicher Behandlung», teilt die Polizei mit. Aufgrund seiner Verletzungen, die er bei der Amokfahrt erlitten habe, könne er noch nicht vernommen werden.
Sobald sein Gesundheitszustand es zulässt, soll der Beschuldigte dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat die Ermittlungen übernommen. Doch: «Insbesondere zum Tatmotiv können derzeit noch keine Angaben gemacht werden», so die Generalstaatsanwaltschaft. Demnach würden bislang keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat des Amok-Fahrers vorliegen.
Stand Amokfahrer unter Drogen?
Brisant: Maurice P. soll es laut Augenzeugen jedoch «vor allem auf Kinder abgesehen haben», wie die «Hessische/Niedersächsische Allgemeine» berichtet. Gemäss «Spiegel» soll der 29-Jährige «stark alkoholisiert» gewesen sein. Die zuständigen Behörden wiesen diese Berichte zunächst zurück. Er sei nicht betrunken gewesen, so Generalstaatsanwalt Alexander Badle zu «Bild».
«RTL» zitiert dagegen eine Nachbarin des Täters. Sie habe ihn wegfahren sehen – «er sah aus, als stünde er unter Drogen und sagte, ‹bald stehe ich in der Zeitung›.»
Zweite Festnahme
In Zusammenhang mit der Amok-Fahrt wurde nicht nur Maurice P. sondern noch eine weitere Person festgenommen. Grund: Dieser hatte ein Gaffer-Video gedreht, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.
Nach dem Vorfall in Volkmarsen wurden vorsichtshalber alle Fastnachtsumumzüge in Hessen abgebrochen, wie das Polizeipräsidium Westhessen mitteilte. (szm/rad/kes)
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde ein Foto von der angeblichen Verhaftung des Beschuldigten gezeigt. Wie die Polizei Nordhessen mitteilt, zeigt diese Aufnahme jedoch nicht den Täter. Das Bild wurde daher entfernt.
*Name bekannt