Homosexuelle müssen tagtäglich mit Diskriminierungen und Vorurteilen kämpfen. In Tschetschenien sind die Zustände besonders prekär: Homosexuelle sollen in der autonomen Republik festgenommen und in Lagern gehalten werden, wie die britische Zeitung «Independent» berichtet.
Folter an der Tagesordnung
Rund 100 Männer sollen eingesperrt sein, geschlagen und gefoltert werden, klagen Menschenrechtler die Republik an. Drei Männer sollen schon gestorben sein. Man werde mehrmals am Tag geschlagen und mit Stromschlägen gefoltert, berichtet eine anonyme Quelle.
Doch die Regierung weist die Vorwürfe zurück. In Tschetschenien gebe es gar keine Homosexuellen, sagt Regierungssprecher Alwi Karimow. «Man kann niemanden einsperren oder unterdrücken, den es gar nicht gibt.»
So weit, so homophob, verschlimmbessert Karimow seine Aussage. «Wenn es wirklich solche Leute gibt in Tschetschenien, dann muss sich die Strafverfolgung darum nicht kümmern. Das würden die eigenen Verwandten übernehmen.» Damit spielt der Sprecher wohl auf Ehrenmorde an, die in Tschetschenien keine Seltenheit sind.
Gesellschaftliches Problem
Cheda Saratowa, Mitglied im tschetschenischen «Rat für die Entwicklung der Zivilgesellschaft und der Menschenrechte», sagte Karimow vor kurzem, dass jeder Mensch, der die tschetschenischen Traditionen respektiere, allles tun werde, «damit es solche Menschen in unserer Gesellschaft nicht gibt».
Die Republik scheint dementsprechend den Plan zu verfolgen «schwulenfrei» zu werden. Tanja Lokschina von Human Rights Watch in Moskau geht davon aus, «dass die Behörden eine Anti-Homosexuellen-Kampagne fahren, die viele dazu zwingt, das Land zu verlassen.» (jmh)