Papst Franziskus hat heute im Vatikan die Freiburgerin Marguerite Bays (1815–1879) heiliggesprochen. An der Messe, an der vier weitere Personen für heilig erklärt wurden, nahmen Tausende Gläubige teil. Als offizielle Vertreterin des Bundes war auch Bundesrätin Karin Keller-Sutter (55) dabei.
Denn für die Schweiz ist es ein bedeutender Tag: Bays ist erst die dritte Schweizerin überhaupt, die heiliggesprochen wird. 2008 war die Kapuzinerin und Missionsschwester Maria Bernarda Bütler (1848-1924) heiliggesprochen worden, 1947 Niklaus von der Flüe (1417–1487).
Keller-Sutter nutzte Besuch für Arbeitstreffen
Vor der Messe hatte Bundesrätin Keller-Sutter eine kurze Audienz beim Papst. Sie habe ihm die besten Wünsche des Bundesrats überreicht, heisst es in einer Mitteilung des Bundes.
Schon gestern traf Keller-Sutter zudem zusammen mit Staatssekretär Mario Gattiker, dem Chef des Staatssekretariats für Migration, die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese. Dabei ging es um die Zusammenarbeit der Schweiz und Italien im Migrationsbereich. Keller-Sutter habe versichert, dass die Schweiz ihr Engagement für die Entlastung der Staaten an der Aussengrenze der EU fortführen werde. Man werde sich weiterhin «mit Nachdruck» für eine Reform des Dublin-Systems einsetzen, das regelt, welcher Staat für ein Asylgesuch zuständig ist. Im Interview mit BLICK hat Keller-Sutter jüngst harsche Kritik an der europäischen Migrationspolitik geäussert.
Ausserdem nutzte Keller-Sutter die Italienreise, um der Schweizergarde einen Besuch abzustatten.
Auch Prinz Charles war Gast
Doch zurück zur Heiligsprechung. Für die offizielle Wallfahrt nach Rom hatten sich rund 300 Pilger und Pilgerinnen aus der Schweiz angemeldet, wie Jean-Paul Conus, Präsident der Stiftung Marguerite Bays, sagte. Zusätzlich wollten rund 100 vor allem junge Menschen im Bus nach Rom reisen. Anwesend waren zudem unter anderem Bischof Felix Gmür sowie der Freiburger Staatspräsident Jean-Pierre Siggen und Staatsrat Didier Castella.
Neben Bays wurden am Sonntag der britische Kardinal John Henry Newman (1801–1890) sowie die römische Ordensschwester Giuseppina Vannini, Gründerin des weiblichen Zweigs des Kamillianerordens (1859-1911) heiliggesprochen. Angesichts der Heiligsprechung des Briten war auch der britische Prinz Charles in den Vatikan gereist.
Heilig gesprochen wurden zudem die indische Ordensschwester Maria Teresa Chiramel Mankidiyan, Gründungsmitglied der Kongregation der Heiligen Familie in Indien (1876–1926), sowie die brasilianische Ordensschwester Dulce Lopes Pontes, die als «Engel von Bahia» gegen das Strassenelend kämpfte und zu den Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes gehörte (1914-1992).
Auf wundersame Weise geheilt
Bays wurde am 8. September 1815 in einem Weiler in der Gemeinde Siviriez FR im Glâne-Bezirk geboren. Sie zeichnete sich schon früh durch ihre besondere Gläubigkeit aus sowie ihre Gabe, Ratschläge zu erteilen. Sie wurde zu Kranken gerufen und zu Sterbenden, die ihr ihre Sorgen anvertrauten. Sie beschenkte die Allerärmsten.
Als Katechetin vor ihrer Zeit habe sie Kinder in der Liebe zu Gott unterwiesen, schreibt das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg. Die von einer Krankheit auf wundersame Weise genesene Marguerite Bays trug die Male Christi bis zu ihrem Tod am 27. Juni 1879.
Bays war bereits 1995 durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen worden für ein Wunder, das sich in den 1940-er Jahren zugetragen haben soll. Ein Bergsteiger soll bei einem Kletterunfall in den Berner Alpen in einem Stossgebet die Mystikerin angerufen haben. Darauf sei das Seil gerissen, mit dem er an seine in die Tiefe stürzenden Bergkameraden gebunden war. Der Mann blieb unverletzt.
Zweites Wunder war Bedingung
Für den 2014 aufgenommenen Prozess der Heiligsprechung wurde ein weiteres Wunder von 1998 in Siviriez untersucht. Demnach war 1998 ein zweijähriges Mädchen von einem Traktor gefallen und unter die Räder geraten. Der Grossvater, der den Vorall mitbekommen hatte, rief im Gebet Marguerite Bays an und brachte das Mädchen ins Spital.
Dort stellten die Ärzte fest, dass das Mädchen vollkommen unverletzt war. Im Januar hatte Papst Franziskus die Anerkennung dieses ebenfalls Marguerite Bays zugeschriebenen Wunders erlassen. Das öffnete die Tür zur Heiligsprechung. (SDA/lha)