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Auch Ärzte und Staatsrechtler wehren sich gegen Massnahmen
Das Netzwerk der Corona-Skeptiker

Corona-Skeptiker lehnen sich gegen verschärfte Massnahmen des Bundes auf. Im Namen der Demokratie laufen sie Gefahr, diese zu untergraben. Dabei sind die Corona-Rebellen nicht irgendwelche Wirrköpfe, sondern oft gut situiert und gut vernetzt.
Publiziert: 06.09.2020 um 01:26 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2020 um 21:15 Uhr
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Gesundheitsminister Alain Berset bekundet Mühe, alle im Land von Corona-Schutzmassnahmen zu überzeugen.
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Daniel Kestenholz

Sie werden auch als «Covidioten» und «Viridioten» verspottet: Corona-Skeptiker, die sich gegen Maskenpflicht und Corona-Massnahmen auflehnen. Bei den Corona-Skeptikern handelt es sich keinesfalls um vereinzelte Wirrköpfe. Corona-Rebellen sind oftmals gut situiert, gut vernetzt und in hohen Stellen positioniert.

Je einschneidender die Corona-Massnahmen werden, desto erbitterter wird der Widerstand der Corona-Rebellen gegen neue Regelungen. So gegen das Covid-19-Gesetz, das nächste Woche vors Parlament kommt. Das Gesetz soll dem Bundesrat weiterhin eigenmächtige Befugnisse zur Bewältigung der Krise einräumen. Die Corona-Skeptiker laufen Sturm.

Nazi-Vergleich

Nach Ansicht der Corona-Zweifler ist das Gesetz ein Frontalangriff auf die Demokratie. Sie haben bereits das Referendum angekündigt. Jetzt erhalten die Aktivisten auch Rückendeckung von mehreren prominenten Staatsrechtlern, die schon den Begriff «Ermächtigungsgesetz» ins Spiel bringen, in Anlehnung an die Nazi-Machtergreifung. Das berichtet die «SonntagsZeitung».

Die Corona-Zweifler fürchten, dass in der Verfassung zugesicherte Grundrechte ausgehebelt werden. Sympathien für den Widerstand dieser Zweifler hegt offenbar auch Rechtsprofessor Markus Schefer (55) von der Universität Basel. «Der Bundesrat will sich präventiv eine ganze Bandbreite von Kompetenzen übertragen», so der Staatsrechtler, «ohne zu wissen, ob diese auch nötig sind.»

Auch Ärzte untergraben Schutzbemühungen des Bundes

Auch in der Ärzteschaft herrschen Zweifel am Corona-Kurs der Regierung. Nicht nur sind im Internet kritische Kommentare von Ärzten zu Massnahmen des Bundes zu vernehmen. Offenbar untergraben gewisse Mediziner auch aktiv die Schutzanstrengungen der Behörden.

So erhalten Corona-Skeptiker, die keine Maske tragen wollen, relativ einfach eine Maskendispens – ohne dass die fragliche Person einen Arzttermin wahrnehmen muss. Wie die Zeitung weiter berichtet, stellt eine Berner Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie «gerne ein Attest» für eine Maskendispens aus. Die Ärztin verlangt dafür 20 Franken und brauche bloss «Adresse und Geburtsdatum». Ein Verhalten, das offenbar disziplinarrechtliche Massnahmen nach sich ziehen könnte.

Die Ärztin gehört einem Netzwerk von Corona-Zweiflern an und bittet ihre Patienten auch gleich, eine Petition an den Bundesrat gegen Maskenpflicht zu unterzeichnen. Eines dieser Netzwerke ist die Plattform «Ärzte für Aufklärung», auf der sich Mitglieder zu einem «Ärzteeid» verpflichten. Dabei wird gelobt: «Ich betreibe eine Medizin nach Augenmass und empfehle oder ergreife keine Massnahmen, die nicht medizinisch indiziert sind.»

Warum Zweifler und Verschwörer Hochkonjunktur haben

Wenn Menschen verunsichert sind, suchen sie Halt und Gewissheit. Daher scheinen Verschwörer Hochkonjunktur in dieser Krisenzeit der Verunsicherung zu haben. Die Grenze zwischen Corona-Zweiflern und -Leugnern verschwimmt. Verschwörer stellen lauter kritische Fragen, ohne aber Antworten zu liefern. Und wo es eine Nachfrage gibt, gibt es auch schnell ein Angebot, wie selbst SRF-Aushängeschild Arthur Honegger (41) feststellen muss, Moderator von «10vor10».

Auf Twitter schiesst Honegger scharf gegen den Buchhändler Ex Libris. Dieser verkaufe Bücher von «Corona-Leugnern». «Echt jetzt?», empört sich Honegger - und folgert: «Das Profitmotiv dabei ist klar. Es kann aber nicht über allem stehen: Es gibt eine Sorgfaltspflicht, Rand-Ansichten nicht als zentrale ‹Wahrheiten› darzustellen.»

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