Asyl-Irrsinn um kriminellen Moestafa K.
«Bedauernswert, aber...» – so redet sich Marokko heraus

Der Fall von Moestafa K. deckt den Asyl-Irrsinn in der Schweiz auf! Warum nimmt Marokko den kriminellen Asylbewerber nicht zurück? Warum dauert die Identifikation so lange? Nach den Vorwürfen nimmt nun der marokkanische Botschafter Lahcen Azoulay im BLICK Stellung.
Publiziert: 18.09.2019 um 23:47 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2019 um 08:00 Uhr
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Lahcen Azoulay, marokkanischer Botschafter in der Schweiz, nimmt gegenüber BLICK Stellung zu den Vorwürfen an sein Land.
Foto: Guido Felder
Guido Felder

Der von BLICK aufgedeckte Fall des kriminellen marokkanischen Asylbewerbers Moestafa K.* schlägt Wellen bis nach Rabat. Weil Marokko bockt, regiert bei uns der Asyl-Irrsinn. Im Heimatland von Moestafa K. macht man sich jetzt Sorgen um die Reputation. Gestern empfing der marokkanische Botschafter in der Schweiz, Lahcen Azoulay (68), deshalb BLICK in Bern zum Gespräch.

Lahcen Azoulay macht gleich zu Beginn klar, dass ihm der Fall mit dem in Frauenfeld überfallenen Paar Rudolf Naef (69) und Brigitte Peyer (61) sehr leidtue. «Es ist sehr bedauernswert, was vorgefallen ist», sagt der Botschafter. Um trotzdem anzufügen: «Allerdings ist, wie es die Staatsanwaltschaft beurteilt, nicht ganz klar, wer wirklich das Opfer ist.»

«Viele geben sich als Marokkaner aus»

Die marokkanische Botschaft habe vom schweizerischen Staatssekretariat für Migration (SEM) die Anfrage erhalten, den Beschuldigten zu identifizieren. «Leider konnten die Behörden in Rabat den Mann aufgrund der Fingerabdrücke nicht identifizieren», sagt Azoulay. Die Botschaft habe nie in Kontakt mit Moestafa K. gestanden, sagt Azoulay weiter. «Wir wissen auch nicht, was ihm vorgeworfen wird.»

Gemäss Abklärungen des SEM stammt Moestafa K. aus Marokko. Den Namen seiner Eltern sowie seinen Geburtsort hat man in den Akten. Doch Azoulay hat Zweifel: «Es ist ein Problem, dass sich viele Migranten als Marokkaner ausgeben, es aber gar nicht sind. Es gibt aber auch Marokkaner, die sich einen falschen Namen zulegen.»

Das SEM hatte im BLICK angeprangert, dass der Prozess der Identifizierung in Marokko teilweise «unverhältnismässig lange» dauere und man daher Auszuschaffende nicht in Haft nehmen könne. Azoulay widerspricht: «Eine Identifizierung dauert in der Regel ein bis zwei Monate. Man muss berücksichtigen, dass rund vier Millionen Marokkaner im Ausland wohnen und nicht nur die Schweiz Anfragen stellt.»

Keine Sonderflüge

Nur: Im Gegensatz zu anderen Ländern, mit denen ein Rücknahmeabkommen abgeschlossen wurde, können nach Marokko keine Rückschaffungen per Sonderflug durchgeführt werden. Der Botschafter: «Wir unterstützen diese selektive Praxis nicht. Wir fordern, dass diese Migrationsfrage umfassend auf globaler Ebene angegangen wird, um eine einvernehmliche und angemessene Lösung zu finden.»

Als vordringlich erachtet Azoulay die Bekämpfung des Menschenhandels, die nur in Zusammenarbeit mit den europäischen Ländern stattfinden könne.

Zurzeit unterhält die Schweiz mit 64 Staaten ein Rücknahmeabkommen – nicht aber mit Marokko. Auch hier sagt der Botschafter: «Ein solches Abkommen müsste in einem globalen Zusammenhang stehen.»

Informationsaustausch sei nicht optimal

In der Schweiz leben 20'000 marokkanische Staatsbürger, die meisten von ihnen seien Doppelbürger, die bestens integriert seien und keine Probleme verursachten, so Azoulay. Die Zuwanderung aus Marokko sei sehr klein, 2017 habe es lediglich 800 Asylanträge von Marokkanern gegeben. Der Botschafter sagt daher: «Man muss jeden Fall einzeln anschauen und bei jedem Fall wieder neu entscheiden.»

Die Zusammenarbeit mit den Schweizer Behörden bezeichnet Botschafter Azoulay als «sehr gut». Nicht ganz optimal sei aber der Informationsaustausch. «Da hoffen wir auf eine Verbesserung.»

Für Azoulay ist es richtig, wenn die Schweiz die Asylanträge von Marokkanern ablehnt. «Es gibt keinen Grund, aus Marokko zu fliehen. Wir sind ein friedliches Land, eine Demokratie. Bei uns gelten Meinungs- und Religionsfreiheit.» Wer in die Schweiz reise, komme wegen der Arbeit und der Suche nach einem höheren Lebensstandard. Oft könnten die Migranten auch bleiben, wenn sie einen Job finden oder heiraten.

Seitenhieb gegen die Schweiz

Lahcen Azoulay betont, dass auch Marokko die Sorgen eines Zuwanderungslandes kenne, schliesslich würden viele Menschen aus der Subsahara Richtung Nordafrika ziehen und sich teilweise auch in Marokko niederlassen. Sein Land unternehme viel, um die Migrationsfrage anzugehen. Sein Seitenhieb gegen die Schweiz: «Wir haben schon 2006 eine internationale Konferenz über Migration und Entwicklung organisiert. Auch die Uno-Konferenz zu diesem Thema fand 2018 in Marokko statt – ohne die Teilnahme der Schweiz.» 

Die Schweiz war nicht vertreten, weil die Regierung in Bern den Migrationspakt zuerst dem Parlament unterbreiten wollte. 

Azoulay wehrt sich dagegen, dass sein Land als Sündenbock dargestellt wird. Er beteuert: «Wir arbeiten eng mit den Schweizer Behörden zusammen und helfen, faire und gerechte Lösungen zu finden, die dem internationalen Recht und der internationalen Praxis auf diesem Gebiet entsprechen.»

* Name geändert

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