Frauen an die Front
Amherd offen für eine Frau an der Spitze der Armee

Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd ist laut einem Zeitungsinterview «offen» für die Kandidatur einer Frau für die Leitung der Schweizer Armee. Sie will die Armee unter den Frauen fördern und deren Präsenz auf allen Ebenen verstärken.
Publiziert: 19.05.2019 um 06:59 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2020 um 20:58 Uhr

«Wenn ich eine Frau berufe, dann nicht wegen ihres Geschlechts, sondern weil sie die Beste ist», sagte die Walliser CVP-Bundesrätin im Interview mit der Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche». Die 56-Jährige ist die erste Frau, die das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) leitet.

Amherd räumte ein, dass es einen «deutlichen Frauenmangel unter den Armeekadern» gibt. «Die Herausforderung besteht daher darin, die Armee bei Frauen zu fördern.» Dazu will Amherd angehende Offiziere in zivile Schulen schicken, die dort ihre Arbeit vorstellen sollen. «Aber es sind die Verantwortlichen dieser Institutionen, die das letzte Wort haben» und ihre Zustimmung geben müssten, fügte Amherd an.

Was die mögliche Wehrpflicht für Frauen betrifft, so erklärte Amherd im Unterschied zur bisherigen Haltung des Bundesrat, «offen für diese Frage sein». «Ich will keine Optionen ausschliessen», sagte die Bundesrätin, «denn wir müssen Lösungen finden, um den Personalmangel in der Armee zu beheben». Es würden mehrere Wege geprüft, um die Armee attraktiver zu machen.

Bevor die Armee für Frauen obligatorisch werde, sollten erst Fortschritte bei der Lohngleichheit erzielt werden, erklärte Amherd weniger als einen Monat vor dem geplanten nationalen Frauenstreik am 14. Juni. Wegen der Bundesratssitzung, die am selben Tag stattfindet, hat die Bundesrätin nicht die Absicht, an der Bewegung teilzunehmen.

«Wenn an diesem Tag drei Frauen fehlen, ist es, als ob man vier Männer alles entscheiden lässt», sagte Amherd. «Das ist zu gefährlich.»

Der amtierende Armeechef Philippe Rebord (62) hatte im April seinen Rücktritt auf Ende des Jahres wegen gesundheitlicher Probleme angekündigt. Für die Suche nach einem Nachfolger setzte der Bundesrat eine Findungskommission ein.

Die Ablösephase zwischen Rebord und dessen Nachfolger sollte im Herbst beginnen. Nach Angaben des Bundesrates ist kein militärischer Rang erforderlich, um Chef der Armee zu werden. Selbst ein Zivilist könnte die Position theoretisch übernehmen. (SDA)

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