Blick-Leserreporter Alexander R.* (29) hat die Nase voll. Vor seiner Wohnung in Winterthur ZH stinkt es. Rote Abfallsäcke stapeln sich auf offener Strasse. Wütend schreibt er Blick: «Es riecht schon von Weitem. Nach Pfingsten sind die Müllcontainer vermutlich nicht mehr sichtbar», weil Abfallsäcke sie überdecken.
Begonnen hat alles vor etwa einer Woche, als R. bemerkte, dass der Unterflurcontainer seines Mehrfamilienhauses an der Sulzerallee voll war. Da Abfallsäcke nicht mehr reinpassen, stellen Anwohner sie vor die Container. Zunächst denkt R., die Stadt würde sich nicht kümmern. Doch Recherchen zeigen: Schuld für das Chaos sind die Bauherren und die Verwaltung.
Im Schacht sammelt sich das Wasser
Ein Sprecher der Abfallentsorgung der Stadt Winterthur erklärt: «Es handelt sich um einen Baufehler. Das Abwasser der ganzen Strasse fliesst in die etwa 2,5 Meter tiefen Schächte der Unterflurbehälter und sammelt sich dort.» Etwa einen Meter hoch stünde das Wasser nun. Dadurch käme der Sicherheitsboden nicht mehr hoch. Dieser verschliesst während dem Entsorgen normalerweise das Loch, um Unfälle zu vermeiden. Aus Sicherheitsgründen darf die Stadt die Container nun nicht mehr leeren.
Dass ein Baufehler vorliegt, war schon kurz nach der Fertigstellung der Container im Dezember letzten Jahres klar. Sowohl dem Hersteller der Unterflurbehälter als auch der Verwaltung habe die Stadt im Februar das Problem gemeldet. Der Sprecher sagt: «Es ist lange genug her, dass wir Bescheid gegeben haben, doch passiert ist nichts. Solange wir keine Bestätigung haben, dass baulich etwas geändert wird, lassen wir die Säcke stehen.»
Da es sich um privates Gelände handelt, liege es zudem nicht in der Verantwortung der Stadt, den Abfall von der Strasse zu räumen. Die Verwaltung solle zusehen, dass die Säcke in andere Container geräumt werden und die nötigen baulichen Änderungen vornehmen.
«Der Müll ist nur die Spitze des Eisbergs»
Während die Stadt dichtmacht, sorgt sich R. Auch ihm habe die Verwaltung nicht geantwortet. Er sagt: «Es ist jetzt einfach am Ausarten und wenn niemand etwas macht, dann wird es vermutlich nur noch schlimmer». Er fordert, dass eine Ersatzlösung gefunden und mit den Anwohnern kommuniziert wird.
Doch es ist nicht das erste Mal, dass die Verwaltung die Anliegen der Anwohner ignoriert. «Der Müll ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Gesamteindruck ist, dass wir der Verwaltung egal sind», so R. Schon in der Vergangenheit habe er Mängel mehrfach melden müssen, bis etwas passiert ist. Auch gegenüber Blick haben sich die Verantwortlichen bislang nicht geäussert. (mrs)
*Name bekannt