Die Debatten in Lausanne zwischen den politischen Vertretern verschiedenster Nationen ziehen sich seit Tagen ohne nennenswertes Resultat hin. Ein Politiker wird aber schon jetzt für sein aussergewöhnliches Engagement und seine Präsenz gefeiert: Der amerikanische Aussenminister John Kerry.
Tatsächlich scheint am Lac Léman so etwas wie die Kerry-Mania ausgebrochen zu sein. Die welsche Zeitung «24 Heures» berichtet von Kerrys Ausflügen in der Lausanner Innenstadt, die einer «Massen-Verführung» gleichkämen. Der Amerikaner gebe sich volksnah, besuche Velo-Läden und diverse Bars und würde so die Waadtländer Herzen im Sturm erobern.
«Dieser Mann will sich unters Volk mischen»
«Ich hätte ihm schon fast eine Treue-Karte geben können», scherzt Unal Aslan, Besitzer des «White Horse Pubs», in dem Kerry dreimal Gast gewesen sein soll.
Auch Selfies gehören zu Kerrys Charme-Repertoire. Eine Kellnerin der Lausanner Pizzeria «Boccalino», die ein Foto mit dem Aussenminister schiessen durfte, meint zum sympathischen Amerikaner: «Ich denke, dieser Mann will sich ganz offensichtlich unters Volk mischen.»
Zuneigung verwundert die USA
In den USA wird das Auftreten von Kerry mit Verwunderung registriert. In seiner Heimat gilt der ehemalige Präsidentschaftskandidat Kerry schliesslich als kühl. Er hat es deshalb auch nie geschafft, die grossen Sympathien der Bevölkerung für sich zu gewinnen.
Das «New York Magazine» sieht in Kerry ein grosses Geschenk für die Schweiz: «Dort halten sie Kerry für einen sexy Rockstar. Es scheint, als wäre man glücklich, wenn man ihn noch länger als Gast bei sich begrüssen dürfte.»
Das Magazin liefert auch gleich einen Erklärungsversuch für die ungewohnte Beliebtheit von Kerry. Dieser soll die Schweiz nämlich genauso toll finden wie sie ihn: «Vergessen wir nicht: Es handelt sich hier um einen Mann, der sich sogar extra Schweizer Käse für sein Sandwich liefern lässt.» (cat)