Alt-Staatsanwalt erinnert sich
«Der hätte mich erschossen»

Beinahe hätte es im Fall des «Bücher-Messies» noch einen Toten gegeben – den Zürcher Bezirksanwalt Christoph Winkler.
Publiziert: 21.08.2023 um 17:28 Uhr
1/4
Der frühere Zürcher Bezirksanwalt Christoph Winkler betrachtet die Schlagzeilen zum Fall des «Bücher-Messies» von 1991.
Foto: Philippe Rossier

Der einstige Zürcher Bezirksanwalt und pensionierte leitende Zuger Oberstaatsanwalt Christoph Winkler (66) hat in seinem Berufsleben schon einige Stürme erlebt. Doch der Fall Turi M.* und Wisel S.* ist ihm noch sehr präsent. «Ich bin überzeugt, Herr M. hätte mich in meinem Büro erschossen», erinnert sich Winkler, als ihn Blick zu Hause besucht. Der Rentner war bewaffnet zu seiner Einvernahme erschienen.

«Täter hatte ein ernsthaftes psychisches Problem»

Dem Untersuchungsrichter war schnell klar, dass dieser Mann ein ernsthaftes psychisches Problem hatte. «Seine Behauptung, das Opfer sei in seine Wohnung geschlichen und habe Bücher entwendet, war völlig unglaubwürdig. Herr M. hatte sicher 10'000 Bücher gehortet. Wie in einem Labyrinth zogen sich in seiner Wohnung enge Gänge durch eine Bücherflut.» Er habe aus seinem Opfer, gemäss seinen eigenen Worten, buchstäblich ein Geständnis herauswürgen wollen.

Um seine Zurechnungsfähigkeit abzuklären, gab Winkler ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag. «Eines Tages rief mich der Gutachter an, um mich vor Turi M. zu warnen. Dieser habe sich nun auf mich fokussiert, sein verhasster Nachbar sei ja nun tot.»

In der Mappe lag ein geladener Revolver

Deswegen beschloss Winkler, Turi M. bei der nächsten Einvernahme filzen zu lassen. «Da an diesem Tag viel los war, wollte ich darauf verzichten. Doch mein polizeilicher Protokollführer hat sich zum Glück nicht davon abbringen lassen. Und tatsächlich, in der Mappe von M. lag ein scharf geladener Revolver.»

*Namen geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?