Sie erhielten regen Zulauf: Männer und Frauen strömten am Mittag zum Kundgebungsort an der Place de la Grande-Poste, wie AFP-Reporter berichteten. Die Demonstranten schwenkten algerische Flaggen, einige waren in die Nationalfahne gehüllt.
Auch an Balkonen in der Innenstadt waren zahlreiche algerische Fahnen zu sehen. Autofahrer bekundeten mit Hupen ihre Solidarität mit den Demonstranten. Die Behörden rechneten damit, dass deren Zahl nach dem Ende des muslimischen Freitagsgebets um 14 Uhr erheblich anwachsen werde.
Denn dieses Mal stellten sich auch über ein Dutzend Oppositionsparteien und Gewerkschaften hinter die Proteste gegen eine weitere Amtszeit Bouteflikas. Sie lobten in einem am Donnerstagabend zu Ende gegangenen Treffen die zunehmenden Demonstrationen und warfen der Regierung vor, stur an der Macht festzuhalten.
Erhöhtes Polizeiaufgebot
Der Präsident hatte seine Landsleute am Donnerstag in einem Brief vor «Chaos» angesichts der Massenproteste gewarnt. Die Sicherheitsbehörden legten am Freitag U-Bahn und Nahverkehrszüge lahm.
Am Morgen fuhren Dutzende Mannschaftswagen der Polizei in der Hauptstadt Algier auf. Am Himmel waren Helikopter zu sehen. Augenzeuge berichteten auch aus anderen Regionen von einem grossen Polizeiaufgebot.
ÖV stillgelegt
In Algerien haben die Sicherheitsbehörden angesichts der erwarteten Massenkundgebungen gegen den Präsidenten Abdelaziz Bouteflika am Freitag U-Bahn und Nahverkehrszüge lahmgelegt. Für den Nachmittag rief eine anonyme Partei in sozialen Medien zum "Marsch der 20 Millionen" aufgerufen.
Bouteflika sitzt seit einem Schlaganfall im Rollstuhl und hat Probleme zu sprechen. In der Öffentlichkeit zeigt er sich nur noch selten. Derzeit hält er sich zu einer medizinischen Untersuchung in Genf auf. Wann er nach Algerien zurückkehrt, ist unklar.
Seine Gegner protestieren seit dem 22. Februar fast täglich gegen seine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl am 18. April. Freitags sind die Kundegebungen besonders gross.