Afghanistan
Gewalt überschattet Unabhängigkeitstag in Afghanistan

Die pompös geplanten Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Afghanistans sind von Gewalt überschattet worden. In der östlichen Provinz Nangarhar wurden mindestens 52 Menschen auf dem Weg zu oder bei Unabhängigkeitsfeiern durch zehn Sprengsätze verletzt.
Publiziert: 19.08.2019 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2019 um 15:35 Uhr

Das teilte das Pressebüro des Provinzgouverneurs am Montag mit.In der östlichen Provinzhauptstadt Mehtarlam sind Behördenangaben zufolge zudem sechs Menschen verletzt worden, nachdem eine Mörsergranate in jenem Gebiet eingeschlagen war, in dem Feierlichkeiten stattfanden.

Ursprünglich waren umfangreiche Feiern im ganzen Land geplant. Einem Präsidentendekret zufolge war ein Budget von 4,8 Millionen US-Dollar dafür vorgesehen. Ein Teil der Festlichkeiten war am Sonntag aber nach dem verheerenden Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einer Hochzeitshalle in Kabul mit mehr als 60 Toten abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben worden.

Präsident Aschraf Ghani sagte in einer Rede im neu renovierten Königspalast in Kabul, der «Feind» habe die Feierlichkeiten verschoben, indem er das Blut von Zivilisten vergossen habe. Über die Unabhängigkeit wolle er nun nicht sprechen.

Als ein Höhepunkt der Feiern war nach dreijähriger Renovierung die Wiedereröffnung des Königspalastes in Kabul geplant, einem Soldaten beim Königspalast zufolge waren mehrere Tausend Menschen dazu geladen. Es kursierten sogar Gerüchte, Beyonce oder Shakira sollten dort ein Konzert geben.

Der zerschossene Königspalast, in den 1920er-Jahren vom deutschen Architekten Walter Harten entworfen, galt lange als Mahnmal der gewalttätigen Geschichte des Landes. Die Wiedereröffnung soll nun später stattfinden.

Die Briten hatten drei Kriege geführt, um Afghanistan unter ihre Kontrolle zu bringen und so die Expansion des Zarenreiches nach Süden zu stoppen. Den Krieg 1839-42 verloren die Briten. Nach dem zweiten Krieg 1878-80 wurde Afghanistan von Grossbritannien abhängig: London besorgte die Aussenpolitik und hielt fremde Mächte fern, im Inneren blieb Afghanistan sich selbst überlassen.

König Amanullah erklärte bei seiner Thronbesteigung die völlige Unabhängigkeit Afghanistans von Grossbritannien, was zu einem kurzen dritten Krieg (Mai-August 1919) führte. Die vom Ersten Weltkrieg geschwächte britisch-indische Armee konnte keinen entscheidenden Sieg erringen. Afghanistan wurde frei.

Der Unabhängigkeitstag war vergangene Woche kurzfristig zu einem offiziellen Feiertag erklärt worden. In Kabul waren nur wenige Autos auf den Strassen, die vereinzelt mit Fahnen geschmückt waren. Jugendliche fuhren mit Fahnen auf ihren Rädern durch das Zentrum.

Zwei junge Männer hatten eine grosse afghanische Fahne zu einem landestypischen Turban gebunden. Der 18-jährige Abdullah Nangarhari wollte trotz der in Kabul nach dem Anschlag gedrückten Stimmung feiern. «Wir wollen dem Feind zeigen, dass wir, was immer sie tun, immer noch unsere Unabhängigkeit feiern werden.»

Grössere Zeremonien gab es in mehreren Provinzhauptstädten. Im östlichen Gardes etwa wurde eine Parade abgehalten mit Militärs und Sportlern. Im westlichen Herat wurden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen traditionelle Tänze vorgeführt.

US-Aussenminister Mike Pompeo gratulierte den Afghanen. Diese könnten stolz sein, wenn sie nun ein Jahrhundert der Widerstandsfähigkeit und kulturellen Vielfalt feierten. Leider, hiess es weiter, sei die Geschichte Afghanistans auch von Konflikten geprägt gewesen. Die USA würden «unsere Verpflichtung, gemeinsam auf eine friedliche Zukunft hinzuarbeiten, verdoppeln".

Seit rund einem Jahr sprechen die USA mit hochrangigen Vertretern der Taliban über eine politische Lösung des langjährigen Konflikts. Dabei geht es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird.

Beide Seiten hatten sich jüngst optimistisch gezeigt, bald zu einer Einigung zu kommen. Diese würde den Weg zu innerafghanischen Gesprächen über Frieden öffnen, hiess es vonseiten der Taliban.

(SDA)

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