Das WEF ist weit weg. Gut zwei Stunden Autofahrt sind es von Killwangen AG nach Davos GR. Und doch haben die Lachsräucherei Nordfisch im beschaulichen 2075-Seelen-Dorf bei Spreitenbach AG und das Hotel Bünda im Bündner Wintersport-Paradies eine Gemeinsamkeit: Ärger mit dem Vermächtnis von Claude Kaiser (†55).
Vor dem Pächterwechsel im Herbst 2019 hat Claude Kaiser alle Zimmer im Drei-Sterne-Haus für die WEF-Woche verkauft – und sich die Zimmermieten im Voraus überweisen lassen. Der neue Pächter ahnt nichts vom Deal und verkauft die gleichen Zimmer nochmals. Die Doppelbuchungen sorgen für Empörung. Die geprellten Hotelgäste bleiben auf ihren Kosten sitzen. Denn der Ex-Pächter lebt nicht mehr – und ihr Geld ist futsch (BLICK berichtete).
Traditionsbetrieb an die Wand gefahren
Auch in Killwangen staut sich die Wut. Über zwei Jahre hat hier Claude Kaiser – neben den Davoser Hotels Bünda und Meierhof – die feine Lachsräucherei geführt. Jetzt steht der Traditionsbetrieb vor dem Aus und die fünf Angestellten auf der Strasse. «Wir haben seit September kein Gehalt mehr erhalten», klagt Peter Zurbuchen (52), einst Leiter vom Innendienst der Nordfisch AG.
Am 21. Oktober wird der Leichnam des Zürcher Hoteliers in seinem PW gefunden. Zwei Wochen später lässt sich dessen Witwe aus dem Handelsregister streichen. Die Nordfisch AG bleibt herrenlos. «Wir haben keine Ahnung, wann wir unser Geld sehen werden», so Zurbuchen zum BLICK.
Der Verdacht: Querfinanzierung von Lachszucht und Hotelbetrieb
Dabei war die Lachsräucherei ein gesundes Unternehmen, als Kaiser sie 2017 übernahm – mit einem Jahresumsatz von 650'000 Franken und einer monatlichen Produktion von 600 Kilo. «Zu Weihnachten verkauften wir über 1,5 Tonnen unseres Alaska-Wildlachses», so Zurbuchen.
Doch die Einnahmen versickern zunehmend. Die Vermutung: «Möglicherweise hat Kaiser damit seine Hotels querfinanziert, genau wissen wir es nicht.» Oft seien Rechnungen laut Zurbuchen nicht bezahlt worden, Mahnungen mit Einschreiben ins Haus geflattert. Einem Lieferanten schuldet Kaiser über 40'000 Franken. Das Personal hat der Unternehmer von einst neun Mitarbeitern auf fünf reduziert. «Ich habe noch 335 Überstunden zugut», sagt Zurbuchen.
Im Bünda konnte man das Doppelbuchungs-Desaster einigermassen auffangen
Er beziffert allein seinen persönlichen Schaden auf knapp 30'000 Franken. Wo ist das Geld aus den Doppelbuchungen des Hotels Bünda geblieben? Und wo jenes aus dem Verkauf des Wildlachses? Das Rätsel nahm Claude Kaiser offenbar mit ins Grab. Seine Familie will auf Anfrage von BLICK keine Stellung nehmen.
Immerhin: Im Hotel Bünda bildeten sich trotz des Doppelbuchungs-Desasters gestern keine Schlangen mit WEF-Gästen, deren Zimmer schon belegt waren. «Dank eines früheren Mitarbeiters konnten wir die Stammgäste eruieren und kontaktieren», sagt Direktorin Manuela Vieli. Nur wer dieses Jahr erstmals im Bünda absteigen wollte, lief Gefahr, ohne Zimmer dazustehen. Denn ihre Namen konnten die neuen Pächter nicht kennen. Aber auch ihnen konnte geholfen werden. Nach dem BLICK-Artikel über Kaisers Machenschaften meldeten sich zahlreiche Einheimische bei den neuen Pächtern und boten ihnen Wohnungen und Zimmer an. «So ist sichergestellt, dass alle ein Bett haben», sagt Vieli.
Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.
Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.