Der Entscheid des Bundesrats zu den Schulschliessungen war gerade mal eine Woche alt, die Lage unübersichtlich, die Unsicherheit gross. Inmitten dieser verworrenen Situation mussten Daniel Frei (51) und sein Team am Samstag, 21. März, einen schwerwiegenden Entscheid fällen: Sollten die Vorbereitungen für das Albanifest weitergehen? Frei ist OK-Chef des Winterthurer Stadtfests, das jeweils rund 100 000 Besucher anzieht. Er weiss, wie gross die Bedeutung des Albanifests für die 90 Schausteller und rund 80 Vereine ist, die jedes Jahr daran teilnehmen. «Für viele Vereine ist es die wichtigste Einnahmequelle», sagt Frei, «und für die Schausteller geht es ohnehin ums Einkommen.»
Gleichzeitig war sich Daniel Frei bewusst: «Wenn wir die Sache weiterlaufen lassen und am Ende trotzdem absagen müssen, bleiben alle auf noch höheren Kosten sitzen.»
Team war sich einig
Der Beschluss fiel dem Sportjournalisten und seinen allesamt im Ehrenamt tätigen Mitstreitern nicht leicht. Zum Glück sei sich das ganze Team einig gewesen, dass eine Verschiebung des Fests auf nächstes Jahr der richtige Entscheid sei, so Frei.
Wichtig ist ihm, dass es sich nicht um eine Absage, sondern um eine Verschiebung handelt. Damit, so die Hoffnung, wird es für die Vereine einfacher, jene Verträge einzuhalten, die sie bereits eingegangen sind – die Abmachungen werden einfach eingefroren.
Sommer ohne Festlichkeiten
Überhaupt wird das öffentliche Leben eingefroren. Der Sommer 2020 geht als Sommer ohne Festlichkeiten in die Geschichte ein. Landauf, landab werden Veranstaltungen abgesagt. In Luzern fiel das Comic-Festival Fumetto dem Coronavirus zum Opfer, ebenso die Frühlingsmesse Luga und das für Juli geplante Musikfestival Blue Balls. In Biel BE trifft es die Lauftage, in Thun BE das Tanzfest, die Schlossspiele und die Schlosskonzerte – die Liste liesse sich beliebig verlängern.
In Biel heisst es, man werde trotz Absage «sehr wahrscheinlich alle versprochenen Beträge bezahlen, damit die Organisatoren ihre fixen Kosten zahlen und die Veranstaltungen nächstes Jahr stattfinden können». Ähnlich handhabt es Luzern, während der Thuner Gemeinderat zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft einen Solidaritätsfonds ins Leben gerufen hat.
Zwangspause schmerzt
In Winterthur ZH ist Albani-Organisator Daniel Frei erleichtert, dass er nach der Verschiebung fast ausschliesslich positive und verständnisvolle Rückmeldungen erhalten hat. Dennoch schmerzt ihn die Zwangspause. Nicht nur, weil das Organisationskomitee auf Kosten in der Höhe von rund 100'000 Franken sitzen bleibt.
Das Albanifest ist nicht nur eine grosse Chilbi: Die Stadt feiert damit sozusagen ihren Geburtstag. Am 22. Juni 1264 erhielt Winterthur einen Freiheitsbrief, worin ihr Rechte zugestanden wurden. Rechte, die in Corona-Zeiten ausgesetzt werden müssen.