Holzbauunternehmer Pius Kneubühler (50) kämpft trotzdem weiter
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Abstimmung in Vitznau LU:So kämpft Pius Kneubühler (50) um seinen Bau-Traum

Aber Pius Kneubühler (50) will weiterkämpfen
Vitznau beerdigt seinen Bau-Traum

Heute stimmte Vitznau LU an der Urne dem neuen Siedlungsleitbild zu. Das heisst für Holzbauunternehmer Pius Kneuenbühler (50), dass sein Traum vom Bauland zu platzen droht. Für ihn ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.
Publiziert: 28.06.2020 um 19:11 Uhr
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Die Vitznauer stehen hinter dem Gemeinderat. Mit einem Ja-Anteil von 68,5 Prozent sprechen sie sich fürs neue Siedlungsleitbild aus.
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli

Zähneknirschend analysiert Holzbauunternehmer Pius Kneubühler (50) das Abstimmungsresultat. Vitznau LU stimmte heute an der Urne dem neuen Siedlungsleitbild der Gemeinde zu – mit einem deutlichen Ja-Anteil von 68,5 Prozent. Heisst für Kneubühler: Ihm droht die kalte Enteignung. Die 12'500 Quadratmeter Bauland, die seiner Firma Strüby Unternehmungen gehören, werden gemäss neuem Leitbild wieder zu Landwirtschaftsland.

Die Holzbaufirma Strüby zahlte im Januar 2018 einen hohen einstelligen Millionenbetrag für die Baulandparzelle Semli. Doch die Gemeinde will das Grundstück auszonen. Damit hält man sich ans neue Raumplanungsgesetz des Bundes von 2014, wonach verdichtet gebaut werden muss. Und nun stellen sich auch die Bürger hinter die Gemeinde.

«Wir geben nicht auf»

Dennoch kämpft CEO Kneubühler weiter. «Wir geben nicht auf», sagt er zu BLICK. Hoffnung gibt ihm die Debatte des Luzerner Kantonsrats von letzter Woche: Allein im Kanton Luzern fallen der Revision 67 Hektar Bauland zum Opfer, was im Parlament für hitzige Diskussionen sorgte. Die Regierung will, dass unabhängige Experten geplante Auszonungen überprüfen.

Seine Parzelle grenze auf drei Seiten an Bauland, sagt Kneubühler. «Wir gehen davon aus, dass die geplante Auszonung einer Prüfung nicht standhält.» Er betont: «Zumindest soll man uns endlich transparent erklären, weshalb andere Parzellen in Vitznau bevorzugt werden!» Erst dann sei für ihn sein Projekt vom Tisch. Die Firma Strüby will Alterswohnungen, ein öffentliches Café, einen Coiffeursalon, eine Physiotherapie-Praxis und Sporträume errichten.

Entschädigung als zweite Variante

«Unser Ziel ist es, dass die Parzelle in der Bauzone bleibt», so Kneubühler. «Eine Entschädigung wäre die schlechtere Variante.» Die Frima Strüby ist ein KMU mit 320 Mitarbeitern und somit in der Innerschweiz ein wichtiger Arbeitgeber. Hätte der Millionenverlust schlimme Konsequenzen für die Angestellten? «Nein», versichert der CEO. «Wir sind gut aufgestellt. Direkte negative Konsequenzen wie einen Stellenabbau oder Liquiditätsengpässe gibt es nicht.»

Dagegen ist der Vitznauer Gemeinderat erleichtert. «Wir danken den Stimmberechtigten für die Unterstützung und das geschenkte Vertrauen», heisst es in einer Mitteilung zu den Abstimmungsresultaten. Mit dem Ja zum neuen Siedlungsleitbild erhalte man eine verbindliche Grundlage für die zweite Phase der Revision der Ortsplanung. Heisst konkret, welche Bauzonen gelten und wie diese erschlossen werden. Die Gesamtrevision muss bis im Frühling 2021 öffentlich aufliegen.

Umzonung vernichtet Hunderte Millionen

93 Fussballfelder – so viel überschüssiges Bauland muss der Kanton Luzern auszonen. 67 Hektar Bauland fallen der Revision des Raumplanungsgesetzes zum Opfer: Der Wert des Bodens sinkt. Im Kanton Luzern verteilen sich die 67 Hektaren auf 21 Gemeinden. Doch der Kanton ist nicht alleine. Auch viele andere mussten schlechte Nachrichten überbringen. Dazu zwei Beispiele:

2018 stimmte der Grosse Rat des Kantons Graubünden dem neuen Raumplanungsgesetz zu. 100 Hektar Bauland in über 60 Gemeinden waren zu viel. Kosten: rund 100 Millionen Franken, wie SRF schreibt. Wie in anderen Kantonen sollen die Kosten durch Einzonungen refinanziert werden. Geht Land nämlich den umgekehrten Weg und kommt neu in die Bauzone, steigert dies dessen Wert.

Schlechte Nachrichten gab es auch im Kanton Wallis. Vor einem Jahr gab die Gemeinde Brig-Glis bekannt, wo Bauland ausgezont werden soll. 18 Hektaren, also rund 25 Fussballfelder, waren betroffen. Laut Schätzungen kam es zu einem Wertverlust von 50 Millionen Franken. Tobias Bruggmann

93 Fussballfelder – so viel überschüssiges Bauland muss der Kanton Luzern auszonen. 67 Hektar Bauland fallen der Revision des Raumplanungsgesetzes zum Opfer: Der Wert des Bodens sinkt. Im Kanton Luzern verteilen sich die 67 Hektaren auf 21 Gemeinden. Doch der Kanton ist nicht alleine. Auch viele andere mussten schlechte Nachrichten überbringen. Dazu zwei Beispiele:

2018 stimmte der Grosse Rat des Kantons Graubünden dem neuen Raumplanungsgesetz zu. 100 Hektar Bauland in über 60 Gemeinden waren zu viel. Kosten: rund 100 Millionen Franken, wie SRF schreibt. Wie in anderen Kantonen sollen die Kosten durch Einzonungen refinanziert werden. Geht Land nämlich den umgekehrten Weg und kommt neu in die Bauzone, steigert dies dessen Wert.

Schlechte Nachrichten gab es auch im Kanton Wallis. Vor einem Jahr gab die Gemeinde Brig-Glis bekannt, wo Bauland ausgezont werden soll. 18 Hektaren, also rund 25 Fussballfelder, waren betroffen. Laut Schätzungen kam es zu einem Wertverlust von 50 Millionen Franken. Tobias Bruggmann

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